Fulda. Wenn sich Barbara Kiel in den Sattel ihres Pferdes schwingt, taucht sie ab in eine andere Welt. „Beim Reiten kann ich so gut abschalten wie bei keiner anderen Tätigkeit, dann denke ich an gar nichts mehr“, schwärmt die Fuldaerin, die seit knapp 27 Jahren mit dem Sport innig verbunden ist. Als Vorsitzende des Kreisreiterbundes (KRB) Fulda kümmert sich die 49-Jährige auch um die Belange und Interessen der in den Vereinen organisierten Pferdefreunde.
23 Vereine mit rund 2100 Mitgliedern zählt der Zusammenschluss, „der unter anderem dazu dient, Termine zu koordinieren, damit sich Turniere nicht überschneiden“, erklärt Kiel. Mit 250 Mitgliedern ist der Reit- und Fahrverein Hünfeld der größte im Kreis, gefolgt von den Island Pferdefreunden, der Pferde-Sport-Gemeinschaft Molzbach, dem Reit- und Fahrverein Gersfeld, dem Reitclub Fulda sowie dem Reit- und Fahrverein Hilders, die alle jeweils deutlich mehr als 100 Mitglieder haben. Zu den unterschiedlichen Disziplinen zählen Dressur, Springreiten, Voltigieren, Vielseitigkeit, Westernreiten und Kutschefahren.
Insgesamt ist die Zahl der Aktiven relativ stabil, nur im Jugendbereich bis 14, 15 Jahre könne man einen leichten Mitgliederschwund beobachten, so Kiel. Einer der Gründe dafür sei auch das verkürzte Abitur G8, wodurch dem Nachwuchs die Zeit fehle, um sich dem Reitsport zu widmen. „Reiten ist extrem zeitintensiv. Ein Pferd muss jeden Tag bewegt werden“, sagt die Vorsitzende des Kreisreiterbundes Fulda. Schließlich sei ein Vierbeiner kein Tennisschläger, den man einfach mal einige Tage in die Ecke stellen könne, wenn Lust oder Zeit zum Trainieren fehlten. Ein anderer ausschlaggebender Faktor für den kleinen Mitgliederrückgang: Der Pferdesport sei kein ganz günstiges Hobby und verursache laufende Kosten.
Grundsätzlich wird die Jugendarbeit beim KRB großgeschrieben, verantwortlich zeichnet Jugendwartin Marion Schütz. „Die Jüngsten gilt es zu fördern, denn sie sind die Reiter von morgen“, beschreibt Barbara Kiel die Philosophie. Zur Jugendarbeit gehören die Ausrichtung des Jugendcups, die Organisation des Vierkampfs sowie die Durchführung von Qualifikationsprüfungen im Reiterwettbewerb für das Festhallenturnier in Frankfurt und in diesem Jahr eine Fahrt in die Mainmetropole.
Generell seien die Vereine im Landkreis sehr aktiv und es gebe zahlreiche reiterliche Veranstaltungen, bei denen die Kinder und Jugendlichen im Vordergrund stünden. „Reiten kann man ab etwa fünf Jahren lernen. Und viele bleiben dem Sport ein Leben lang treu“, so Kiel. Neben der reinen sportlichen Ertüchtigung hat der Reitsport noch andere Aufgaben. Das Voltigieren etwa, ein Mannschaftssport, fördere das Verantwortungsbewusstsein, die Körperbeherrschung und die Rücksichtnahme. Die Kombination aus Turnen und Reiten – alles auf dem Pferd – gehöre ebenfalls zur Jugendförderung.
Der Kreisreiterbund Fulda trägt jährlich die Kreismeisterschaften aus. In diesem Jahr wurden die Sieger im Springen, in der Dressur, im Voltigieren und in der Vielseitigkeit ermittelt. Erfolgreichste Reiterin mit Siegen und tollen Platzierungen im Springen bis zur höchsten Klasse S ist derzeit Hannah Heinle vom RFV Hünfeld.
„Reiter sind sehr gesellig, wir unternehmen viel zusammen und haben regelmäßig Spaß“, beschreibt Kiel die gute Kameradschaft. Seit 20 Jahren berichtet die Sekretärin in ihrer Freizeit für die Fuldaer Zeitung über den Pferdesport in der Region. Sich selbst bezeichnet die 49-Jährige als „ambitionierte Freizeitreiterin“. Faszinierend findet sie die enge Beziehung zum Pferd: „An manchen Tagen klappt alles wie im Schlaf, an anderen Tagen muss man richtig was tun“, gibt die Fuldaerin einen Einblick in das sensible Wesen der Vierbeiner. Genau wie beim Reiter schwanke auch beim Ross die Tagesform. Gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern setzt sich Kiel zurzeit vehement gegen die geplante Einführung einer Pferdesteuer in Lauterbach zur Wehr. Sollte diese Steuer kommen, so müsse man wohl auch bald in anderen Städten und Gemeinden mit ähnlichen Schritten rechnen, befürchtet die Pferdefreundin.
Nächster Höhepunkt für den Kreisreiterbund ist der Reiterball mit Sportlerehrungen am 10. November in der Stadthalle Kolpinghaus Hünfeld. Die besten Zweibeiner dürfen sich in der Haunestadt über ihre Auszeichnungen freuen – für die Vierbeiner springt vielleicht eine Mohrrübe zusätzlich als Dank für die vergangenen Monate heraus. (Fotos: KRB)