Künzell. Östlich von Pilgerzell in der Nähe der Waidmannsruh liegt ein stillgelegter Steinbruch, eine Sandsteinfelswand mit wassergefülltem Restloch. Nicht weit davon entfernt – im Wald von Andreas Bohl – befindet sich der Teufelsborn, eine Quelle, die heutzutage nahezu versiegt ist und eine sagenumwobene Geschichte hat. Beide Objekte im tiefen Laubmischwald gehören zu den Naturdenkmälern im Landkreis Fulda.
Im Jahr 1986 befand die untere Naturschutzbehörde des Landkreises, dass dieses Gebiet schützenswert sei, und nahm – nach Zustimmung durch die Grundbesitzer – das Areal in die Liste der erhaltenswerten Naturdenkmäler auf. So entfiel auch eine weitere Entnahme von Steinen aus dem Bruch für Bauzwecke oder die Entnahme von Wasser für die landwirtschaftliche Nutzung. Doch obwohl diese Maßnahmen seit jener Zeit Bestand haben, ist das Wasser im Teich immer weiter zurückgegangen und droht, irgendwann ganz zu versiegen.
„Das Wasser am Steinbruch war früher deutlich höher“, weiß Thomas Grünkorn, Ortsvorsteher von Pilgerzell zu berichten. An der Sandsteinfelswand sind die alten Markierungen des Wassers sichtbar. Sie lassen erahnen, in welcher Höhe das Wasser früher gestanden haben muss. Durch das Waldstück führt ein befahrbarer Weg, und auf der anderen Seite dieses Weges befindet sich der Teufelsborn, eine Quelle, die nahezu versiegt ist und ebenfalls als Naturdenkmal gilt. Wer sich hier aber nicht auskennt, wird sie kaum finden.
Reinhold Krämer ist fast 80 Jahre und hat schon als Kind in diesem dichten Waldstück mit seinen Freunden gespielt. Er findet die Stelle auf Anhieb. „Ich habe früher aus der Quelle getrunken“, sagt der gebürtige Pilgerzeller. „Da hat sie noch richtig gesprudelt. Doch das ist lange schon vorbei.“ Er ist es auch, der von einer Version der Sage zu berichten weiß, die den Teufelsborn umschwirren. „Ein Bauer hatte einem anderen Bauern Geld geborgt, das dieser nicht zurückgab. Die beiden wurden sich nicht einig und so kam die Angelegenheit schließlich vor Gericht. Zuvor hatte der Schuldner seinen Gehstock ausgehöhlt und sein Geld darin versteckt. Er bat den gegnerischen Bauern, seinen Gehstock zu halten, und als der Richter fragte, ob er das Geld zurückgegeben habe, schwor der Schuldner, dass dies der Fall sei. Er ließ sich seinen Stock zurückgeben und wurde freigesprochen. Vergnügt machte sich der Bauer auf den Heimweg und wurde von einem Gewitter überrascht. Schutz suchte er im Wald unter einer mächtigen Eiche. Dort fuhr ein Blitz hinein und tötete den Bauern. Man fand ihn tot auf dem Boden liegend mit ausgestreckter Schwurhand auf eine sprudelnde Quelle zeigend und der Stock mit dem Geld neben ihm.“
In einer anderen Version aus der Chronik des Dorfes Pilgerzell aus dem Jahr 1972 berichtet der Autor Bartho Brede von zwei Bauern, die sich um die Quelle und das Bächlein als Grenzverlauf gestritten hätten. „Auch hier kam die Angelegenheit vor Gericht und einer der beiden schwor einen Meineid, bekam das Gelände zugesprochen und fand schließlich sein unrühmliches Ende an der sprudelnden Quelle“, erzählt Ortsvorsteher Grünkorn. Welche Version auch immer die richtige ist, der Teufelsborn hat seitdem seinen Namen und stellt ein Symbol für Gottesfurcht und Ehre dar. Heute ist der Ort fast nur noch durch Ortskundige wie Reinhold Krämer zu finden. Dichtes Gestrüpp wuchert in diesem dunklen Teil des Waldes, und an der Stelle, wo die Quelle früher zutage trat, ist lediglich ein bemooster Stein mit einem kleinen Graben zu finden, der andeutungsweise verrät, dass hier einmal sprudelndes Wasser und ein fließendes Bächlein gewesen sein müssen.
Zum Foto: Die Stelle, wo einst die Quelle am Teufelsborn sprudelte, ist heute nur noch für Ortskundige wie Reinhold Krämer (rechts) und Pilgerzells Ortsvorsteher Thomas Grünkorn (links) zu finden / Foto: Bickert