Rhön. „Zum Wandern nimm die Seele mit, lass nicht nur die Füße gehen“. Diesen Satz ihres Heimatpfarrers zitiert Rhönklubpräsident Regina Rinke nur zu gerne, wenn sie auf den tieferen Sinn des Wandern angesprochen wird. Auch Bundespräsident Horst Köhler hält es mit diesem Grundsatz. Denn, so meint Deutschlands Staatsoberhaupt, nicht nur der Körper brauche Erholung, sondern auch der Geist. Auf seiner rund sechs Kilometer langen Wanderung durch die bayerische Rhön zum Gipfel des Kreuzbergs hatte Köhler reichlich Gelegenheit, Abstand von der Tagesroutine und vom Schreibtisch zu gewinnen.
Fotos (24): Max Colin Heydenreich
Leider meinte es Petrus nicht ganz so gut mit den prominenten Wanderern. Erst am frühen Nachmittag klarte der Himmel über den Mittelgebirgshöhen auf. Zuvor hatten Nieselregen und Nebelschwaden die stramme Wanderung des Bundespräsidenten begleitet. Diejenigen, die mit Horst Köhler, Gattin Eva und einem großen Tross aus Verbandsvertretern und Journalisten wanderten, erlebten einen lockeren, gut gelaunten und volksnahen Präsidenten, der seinem Motto alle Ehre machte: „Wandern bedeutet für mich, Menschen zu begegnen, die Natur zu erleben und mich zu erholen.“
Mit seiner Teilnahme an der Verbandswanderung wollte Köhler zugleich seine Verbundenheit zur Wanderbewegung und insbesondere zum Deutschen Wanderverband anlässlich seines 125jährigen Bestehens dokumentieren, deren Arbeit für die Gesellschaft nicht hoch genug geschätzt werden könne. Zeichen setzte Horst Köhler auf seiner Tour, als er umlagert von Fotografen an einem knorrigen windzerzausten Baum unweit des kreuzbekrönten höchsten Punktes des Kreuzbergs eine Wegemarkierung höchst persönlich vornahm.
Am Parkplatz Oberweißenbrunn hatten neben Verbandspräsident Hans-Ulrich Rauchfuß, Rhönklubpräsidentin Regina Rinke, auch der Oberbürgermeister der Wandertagesstadt Fulda, Gerhard Möller, sowie der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU) den Bundespräsidenten begrü̈ßt, um gemeinsam mit ihm den rauen Charme der bayerischen Rhön zu erleben. Möller erinnerte an Köhlers Besuch auf der Milseburg und
animierte den Präsidenten, auf ein Neues zum Wahrzeichen der Rhön zu wandern.
Zwischendrin stieß Hubert Heil aus Künzell hinzu, der den Landkreis Fulda auf der Wanderung vertrat. Bevor Horst Köhler nach dem Mittagessen im Fahrzeugkonvoi zum nahe gelegenen Hubschrauberlandeplatz aufbrach, hatte der Vikar der Franziskanergemeinschaft am Kreuzberg und Geschäftsfü̈hrer des Wirtschaftsbetriebs, Bruder Johannes Matthias, die Besonderheiten der Wallfahrtskirche seinem hohen Gast aus Berlin nahe gebracht. Sein Kommentar zum Besuch Köhler: „Fü̈r uns Franziskaner auf dem Kreuzberg ist es eine große Ehre, den Bundespräsidenten begrüßen zu können. Wir versuchen, ihn bei uns ein Stück Mensch sein zu lassen.“ (Michael Schwab)