Hünfeld. Auf den Tag genau 68 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler, gedachten die Soldaten der Reserve in Osthessen gemeinsam mit MdB Michael Brand, Brigadegeneral Christopf Munzlinger und zahlreichen Vertretern des öffentlichen Lebens der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Im Hünfelder Bonifatiuskloster begann die gut besuchte Feierstunde mit einem gemeinsamen Gottesdienst. Danach folgte die feierliche Totenehrung am Grab von Friedrich Lorenz, einem 1944 wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime hingerichteten Oblatenpaters.Den Festvortrag bestritt Brigadegeneral Munzlinger als Beauftragter des Verteidigungsministers für einsatzgeschädigte Soldaten. Sein Vortrag zum Thema Bundeswehr im Einsatz fesselte alle Gäste, denn im Mittelpunkt stand die Frage, wie Bundeswehr und Gesellschaft mit kriegsversehrten Soldaten umgehen. Der Gesetzgeber hat längst auf die anfangs unerträglichen Missstände reagiert, und die Versorgung ist mittlerweile auch im internationalen Vergleich in Deutschland hervorragend.
Probleme gibt es dennoch: Traumatisierte Soldaten stoßen nach ihrer Rückkehr aus dem Einsatz in Familie, Beruf und bei der zivilen medizinischen Versorgung oft auf Unverständnis und Vorurteile. Schwierigkeiten bereitet nach wie vor die Diagnostik des Posttraumatischen Belastungssyndroms (PTBS) und oft genug wollen oder können Betroffene vorhandene Hilfsangebote zunächst nicht nutzen. Die Bundeswehr steuert hier mit einem Netzwerk professioneller und ehrenamtlicher Helfer – auch aus dem Reservistenverband – wirkungsvoll entgegen. Fünf Bundeswehrkrankenhäuser nehmen auch noch Jahre nach Einsatzende für ehemalige Bundeswehrangehörige die Diagnostik zu PTBS vor, niemand wird heimgeschickt. Ist die Diagnose gestellt, wird kein Soldat alleine gelassen – bereits Entlassene können auch nach Jahren noch wieder in Dienst gestellt werden, wenn sie das wünschen.
Michael Brand und Stadtrat Theo Flügel brachten ihre hohe Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement des Reservistenverbandes zum Ausdruck und gegen Ende der Veranstaltung überraschte Bernd Kern von der Reservistenkameradschaft Giesel die Anwesenden mit der Zusage, ein aktuelles PTBS-Projekt mit 2.000 Euro zu unterstützen- und für das kommende Jahr stellte er noch einmal 5.000 Euro in Aussicht.