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Ein letztes Mal gibt sich der Weinhistorische Konvent Fulda e.V. im Weinberg zu Fulda die Ehre

Die der Fuldaer Bevölkerung und den Fuldaer Gästen liebgewonnene Tradition des „Wäck, Woarscht on Wie“ am Fuldaer Frauenberg neigt sich dem Ende entgegen. Unser „Fuldaer Wohnzimmer“ wird aufgelöst.
Seit fast 30 Jahren begrüßte der Weinhistorische Konvent Fulda e.V. (Weinkonvent) am historischen Ort eines Weinbergs unterhalb des Frauenbergs in Fulda Gäste aus nah und fern. Alt und Jung trafen sich in den Sommermonaten jeweils am 2. Samstag im Monat zu dem allseits bekannten WWW, wo der Laie wie der Weinprofi einen guten Tropfen zu kosten bekam. Hierzu wurden zum Wein passende Speisen gereicht. Die Tradition wurde von Joachim Opiela als erstem Vorsitzenden und Gründer des Weinkonvents mit ein paar Weinliebhabern und einigen Fuldaer Weinhändlern als „Taufpaten“ 1989 ins Leben gerufen. Neben Weinkultur und Weinwissen sollte am praktischen Beispiel die Bevölkerung die Gelegenheit haben, Wein zu probieren und darüber zu sprechen. Dies gelang unter Freunden und unter Fremden, die sich schnell an diesem Ort wohl fühlten. Kein einziges Mal seit Anbeginn der Anlage ist ein Termin ausgefallen, egal wie das Wetter war. Das freundschaftliche Abkommen, das diese Möglichkeit eröffnete, wurde zwischen dem ersten Vorstand des Weinkonvents und dem damaligen Provinzial OFM Dr. Justin Lang geschlossen. Der Provinzial Helmut Schlegel OFM führte es im Sinne der Begründer fort. Auf Basis einer ideellen Pacht, die anfangs als Korb mit Früchten und Wein am Erntedankgottesdienst im Kloster dargebracht worden war, hat der Weinkonvent dem damaligen Weinrecht folgend, an diesem historischen Ort 11 Versuchsfelder mit Rebstöcken angelegt. Hierbei wurden die klassischen, traditionellen Rebsorten (vorrangig Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau, aber auch rote Trauben) gesetzt. An die überlieferte Geschichte über den Spätlesereiter, dem die Spätlese zu verdanken ist, sei hier nur erinnert. Im Geiste der Tradition dieser Spätlesereitergeschichte wurden vom Weinkonvent nachhaltig Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt. Übers Jahr wurden die Rebstöcke gehegt und gepflegt. Mitglieder des Weinkonvents haben Lehrgänge über die Kunst des Rebschnitts besucht, um aus den Rebstöcken das Beste herauszuholen. Am Tag der Ernte wurden die Trauben in den Rheingau gebracht, um unter den Händen des Kellermeisters von Weingut Altenkirch in Lorch zu einem guten Tropfen ausgebaut zu werden. Dabei kamen am Anfang eher säurebetonte Weine heraus, jedoch wurden die Tropfen im Laufe der Jahre immer besser, was sich an einem heute zu öffnenden 2011er Jahrgang hervorragend beweisen lässt. Die zunehmende Erfahrung der Hobbywinzer bei Rebschnitt und Pflege nebst guter Zusammenarbeit mit dem Weingut führten zu Ergebnissen, die sich sehen lassen können. Das hierzu gehörige Etikett wurde von dem Mitglied und langjährigen Kellermeister Heribert Burkert in hervorragender Weise jedes Jahr neu gestaltet. Diese historisch abgefasste wohlmeinende Überlassungsvereinbarung zwischen Franziskanerkloster und dem Weinkonvent endete mit Verkauf der gesamten Immobilie unterhalb des Frauenbergs. Mit dem neuen Eigentümer wurde aus der Immobilie Privatbesitz. Zwar konnten die neuen Eigentümer von einem zivilrechtlich wirksamen neuen Pachtvertrag überzeugt werden, aber er war auf 10 Jahre begrenzt. Mit dem Jahr 2018 geht die nun 10-Jahresfrist zu Ende. Die Eigentümer konnten leider nicht zu einer Verlängerung bewegt werden, das Gelände soll einer anderen Bestimmung zugeführt werden. Der Weinberg soll nach aktueller Überlegung der Eigentümer anderen Zwecken zugeführt werden. So geht eine Ära, die mit der ersten Landesgartenschau 1994 in Fulda begonnen hat, nunmehr zur zweiten
Landesgartenschau in Fulda zu Ende. Nach den Vorständen Joachim Opiela, Rudolf Henkel, Prof Richard Hartmann wird sich der Weinkonvent unter der Leitung des diesjährig gewählten neuen Kapitelältesten (ersten Vorsitzenden) Ralf Liebau und der Kanzlerin (Stellvertreterin) Barbara Hermann und den weiteren Vorstandsmitgliedern neue Wege suchen, um dem Vereinszweck „Förderung der Weinkultur und Weingeschichte in Fulda“ eine beständige weitere Ausrichtung zu geben. Der Weinberg war die Heimat des Konvents, fast wie ein Wohnzimmer der Stadt Fulda und der Ort von Seminaren, Weinforen, Arbeit im Weingarten, geselligem Beisammensein mit unzähligen guten Begegnungen und Gesprächen. Reisegruppen kamen dorthin zu einer Vesper auf dem Weg der Reise, einer angenehmen Unterbrechung; Hochzeitsgesellschaften wurden bei Empfängen bewirtet, die Stadt wurde in früheren Jahren häufiger in Deutschland repräsentiert durch Präsenz des barocken Menuett Ensembles, das anlässlich des Hessentags in Fulda ins Leben gerufen wurde. Es wird weiter gehen. Die allseits bekannten Weinforen in Seminar-/ Probenform, die Weinkundelehrgänge für die Volkshochschule, die alljährlichen Weinfahrten zu interessanten Hotspots des Weines, die gelegentlich stattfindende „Tour der Sinne“, der große Konventstag und vieles mehr bleibt im Programm des Weinhistorischen Konvents Fulda e.V. Den Mitgliedern wird es sicherlich nicht langweilig. Ob es zu Kooperationen mit den neuen Nutzern des Weinbergs kommen kann, bleibt abzuwarten. Aber der Verlust des Weinbergs schmerzt doch sehr. Es war die Heimat des Konvents, mit selbst errichteter Schutzhütte, Pergola, den selbst gepflanzten Rebstöcken und den vielen Freunden, die sich dort regelmäßig treffen konnten. Ein neuer Weinberg wäre nicht dasselbe, obwohl diese Option an irgendeinem sicher nicht so zentralen Ort wie dem Frauenberg nicht ganz ausgeschlossen wird. Für die vielen Rebpatenschaften mit ihren Fuldaer Wurzeln ist noch eine Weile gesorgt, bis ein neues Konzept gefunden ist.
Am Samstag, den 8.9.2018 findet im Weinberg zum letzten Mal das Wäck, Woarscht on Wie statt. Es soll noch einmal gefeiert und erinnert werden an die gute alte Zeit. Gäste sind, wie immer, herzlich willkommen.

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