Mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in einem März seit 37 Jahren schloss der hessische Arbeitsmarkt das erste Quartal des Jahres 2018 ab. Die gute konjunkturelle Entwicklung, die mit steigenden Beschäftigungszahlen und einer stabilen Nachfrage nach Arbeitskräften einherging, beförderte den Aufwärtstrend am hessischen Arbeitsmarkt. Gleichzeitig wurden weniger Menschen aus einer Erwerbstätigkeit arbeitslos als noch im Vormonat.
Von der guten Entwicklung konnten bis auf eine Ausnahme alle betrachteten Personengruppen profitieren, so dass die Arbeitslosigkeit ebenfalls bei Langzeitarbeitslosen, Ausländern und Älteren ab 50 Jahren im Vormonats- und Vorjahresvergleich zurückging. Schwierig blieb die Situation weiterhin für Menschen ohne Berufsausbildung. In Hessen wurden im letzten Monat rund 90.000 Arbeitslose ohne Berufsabschluss gezählt und somit 6,0 Prozent mehr als im Vorjahr.
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Für Dr. Bettina Wolf, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Hessen, haben Rekordergebnisse und Beschäftigungsbooms auch eine Kehrseite:
„Der konstant hohe Bestand an offenen Stellen macht deutlich, dass es für die Betriebe in Hessen immer schwieriger wird, offene Fachkraft-Stellen zu besetzen. Wir laufen langsam auf eine Fachkräftelücke zu, die wir aus dem Bestand der Arbeitsagenturen und Jobcentern ohne weiteres nicht decken können. Der Bedarf an Hilfskräften ohne Ausbildung ist relativ gering. Über 90.000 Arbeitslose ohne Berufsausbildung sind ein deutliches Zeichen.“
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Deshalb setze die Bundesagentur für Arbeit weiterhin auf gezielte Qualifizierung, das Nachholen von Berufsabschlüssen und die Berufsberatung für Schulabgänger:
„Dass eine abgeschlossene Berufsausbildung vor Arbeitslosigkeit schützt, ist mittlerweile bekannt und spiegelt sich in der Arbeitslosenstruktur wieder. Deshalb setzen wir zum Beispiel mit dem Programm Zukunftsstarter auf die Ausbildung von Menschen, die das klassische Ausbildungsalter bereits verlassen haben. Der Arbeitsmarkt ist derzeit sehr aufnahmefähig für qualifizierte Arbeitnehmer. Auch für Schulabgänger waren die Chancen einen Ausbildungsplatz zu finden noch nie so gut wie heute“, so die Arbeitsmarktexpertin.
Arbeitslosigkeit in Hessen: Entwicklung im März
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Im März 2018 waren 160.997 Frauen und Männer in Hessen arbeitslos gemeldet. Das waren 5.031 weniger (-3,0 Prozent) als im Februar und 10.837 Menschen weniger (-6,3 Prozent) als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent. Im Vorjahresmonat lag die Arbeitslosenquote noch bei 5,2 Prozent.
Saisonbereinigt ging die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat um 1.000 zurück, gegenüber dem Vorjahr um 10.000.
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat und dem Vorjahr betraf fast alle betrachteten Personengruppen. Gegenüber dem Vormonat: Unter 25-Jährige: -4,4 Prozent; Männer: -3,6 Prozent; Ältere ab 50 Jahre: -2,5 Prozent; Frauen: -2,3 Prozent; Ausländer: -2,5 Prozent;. Langzeitarbeitslose: -1,5 Prozent.
Entwicklung gegenüber dem Vorjahr: Langzeitarbeitslose: -9,6 Prozent; Jugendliche unter 25 Jahren: -6,7 Prozent; Frauen: -6,4 Prozent; Ältere ab 50 Jahren: -6,3 Prozent; Männer: -6,2 Prozent; Ausländer: -1,3 Prozent.
Eine Ausnahme bildet die Gruppe der arbeitslosen Menschen ohne Berufsabschluß. Ihre Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im März 2018 auf 227.498 Personen, rund 8.970 weniger (-3,8 Prozent) als vor einem Jahr.
Entwicklung in den Rechtskreisen: Im 1. Quartal mehr Rückgänge im SGB III
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Die Frühjahrsbelebung wirkte sich besonders auf den Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) aus. Im Vergleich zum Vormonat sank die Zahl der Arbeitslosen um -6,1 Prozent. Im Bereich des SGB II (Grundsicherung) gab es lediglich einen Rückgang von -1,4 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr konnten beide Rechtskreise Rückgänge verzeichnen: -6,1 Prozent (SGB III) sowie – 6,4 Prozent (SGB II). Insgesamt entfielen 34,1 Prozent (54.892) aller Arbeitslosen in Hessen auf den Rechtskreis SGB III. 65,9 Prozent (106.105) aller Arbeitslosen waren dem Rechtskreis SGB II zugeordnet.
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Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Aufwärtstrend geht weiter
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Der hochgerechnete, vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung für den Monat Januar 2018 belief sich auf 2.558.900 Personen. Dies war ein Anstieg um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hessen lag damit mit seiner Entwicklung vor dem Bund und Westdeutschland mit einem Anstieg von +2,4 Prozent.
Im Vorjahresvergleich konnte Hessen in nahezu allen Branchen sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufbauen. Stärkste Branche ist mit einem Plus von 21.000 (+15,6 Prozent) sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen ohne Arbeitnehmerüberlassung. Der Abbau in der Metall-/Elektro- und Stahlindustrie des verarbeitenden Gewerbes hat auch im Januar 2018 angehalten: -12.300 (-4,6 Prozent).
Die größten Beschäftigtenzahlen gab es mit 436.900 Menschen weiterhin in Hessen im verarbeitenden Gewerbe sowie mit 348.100 Beschäftigungen im Handel und 232.600 Beschäftigten im Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen.
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Offene Stellen: Lagerwirtschaft, Verkauf, Altenpflege melden die meisten Stellen
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Insgesamt waren im März 53.958 freie Stellen bei den hessischen Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet, 6,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Der Zugang offener Stellen ging im Berichtsmonat um -13,4 Prozent auf 14.404 zurück.
Am häufigsten wurden Arbeitskräfte für die Bereiche Lagerwirtschaft, Verkauf, Altenpflege, Büro und Sekretariat sowie Berufskraftfahrer gesucht.
Regionen: In sechs hessischen Kreisen Quote unter 4 Prozent
Der Landkreis Fulda kann weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz Hessen verzeichnen: 2,9 Prozent. Unter der 4-Prozent-Marke lagen auch der Main-Taunus-Kreis (3,5 Prozent), der Hochtaunuskreis (3,5 Prozent), der Kreis Waldeck-Frankenberg (3,7 Prozent), der Kreis Vogelsberg (3,9 Prozent) und die Bergstraße (3,9 Prozent). Die höchste Arbeitslosenquote fiel mit 9,5 Prozent auf die Stadt Offenbach.
Die Arbeitslosenquoten der Regierungsbezirke Kassel, Gießen und Darmstadt verteilten sich wie folgt: Kassel 4,5 Prozent, Gießen 4,7 Prozent, Darmstadt 4,9 Prozent.
Im Vergleich der 26 Kreise und kreisfreien Städte stieg die Arbeitslosigkeit zum Vorjahr lediglich in drei Kreisen an: Landkreis Bergstraße (+4,0 Prozent), Landeshauptstadt Wiesbaden (+1,2 Prozent), Kreis Marburg-Biedenkopf (+0,3 Prozent). Den deutlichsten Rückgang gab es im Schwalm-Eder-Kreis (-18,4 Prozent).
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Ausbildung: Aktuell mehr Ausbildungsstellen als im Vorjahr
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Bis jetzt meldeten die hessischen Betriebe 1.219 Lehrstellen (+4,1 Prozent) mehr als im Vorjahreszeitraum und somit 31.105. Die Zahl der Bewerber sank im Vergleich zum Vorjahr um 555 (-1,8 Prozent) auf 30.791. Die Anzahl der ausländischen Bewerber stieg zum Vorjahr um 9,0 Prozent auf 6.254. Jeder fünfte Bewerber auf einen Ausbildungsplatz in Hessen hat somit keinen deutschen Pass.
Als unversorgt zählten zum Stichtag 18.119 Bewerber und Bewerberinnen. Das waren 308 (-1,7 Prozent) weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der unbesetzten Lehrstellen um 871 (+4,5 Prozent) auf 20.129.
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Der Appel von Dr. Bettina Wolf geht an junge Menschen: „Lassen Sie keine Chancen verstreichen und melden Sie sich unbedingt jetzt bei den Agenturen für Arbeit, um sich bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz von unseren Berufsberaterinnen und –beratern unterstützen zu lassen.“
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Flüchtlinge: Großteil ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen
Im März 2018 waren in Hessen 14.129 Menschen mit einem Fluchthintergrund arbeitslos gemeldet, davon 13.245 im Rechtskreis SGB II. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen in Hessen betrug fast 9,0 Prozent. Als arbeitsuchend wurden rund 36.460 Menschen mit einem Fluchthintergrund erfasst.
Etwa 3.000 Menschen nahmen im März an einer Fördermaßnahme teil oder begannen eine Ausbildung.
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