Milder Winter dämpft Anstieg der Arbeitslosigkeit
Der hessische Arbeitsmarkt zeigte sich auch zum Jahresanfang unverändert stabil. Dank guter Konjunktur und mildem Winter fiel der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahresbeginn geringer aus als erwartet. Mit rund 167.600 Arbeitslosen und somit etwa 11.500 weniger als im letzten Jahr wurde der niedrigste Wert in einem Januar seit 26 Jahren erreicht.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, erklärt:
„Saisonüblich haben wir – wie in jedem Jahr – einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen erwartet. Dieser ist aber geringer ausgefallen, als in den Vorjahren. Zum einen liegt das am milden Winter und zum anderen an den unverändert guten konjunkturellen Rahmenbedingungen. Das Quartalsende und das auslaufende Weihnachtsgeschäft haben dieser Entwicklung ebenfalls nichts anhaben können. Besonders Bau und Handel haben an ihren Mitarbeitern festgehalten und somit die positive Gesamtentwicklung mitbestimmt“.
Längerfristig wird sich diese Tendenz weiter fortschreiben, so Martin:
„Es gibt immer weniger Arbeitslose, die Besetzung von Stellen wird schwieriger. Die Zugänge aus Erwerbstätigkeit sind in den letzten beiden Jahren deutlich weniger geworden. Gleichzeitig wächst der Anteil arbeitsloser Menschen über 50 Jahren, Ausländern und Langzeitarbeitslosen in Hessen. Wir müssen mehr Zeit bei der Integration dieser Personengruppen einkalkulieren, was auch mehr Zeit für Qualifizierung und Weiterbildung bedeutet.“
Rund 35,0 Prozent aller Arbeitslosen in Hessen sind langzeitarbeitslos, rund 37,0 Prozent Ausländer und etwa 31,0 Prozent über 50 Jahre alt.
Arbeitslosigkeit in Hessen: Entwicklung im Januar
Im Januar 2018 waren in Hessen 167.610 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 11.257 mehr (+7,2 Prozent) als im Dezember und 11.514 Menschen weniger (-6,4 Prozent) als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg auf 5,0 Prozent. Im Januar 2016 lag die Quote bei 5,4 Prozent. Saisonbereinigt ergab sich zum Vormonat ein Rückgang um 1.000, zum Vorjahr ging die Zahl um 11.000 zurück.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat machte sich bei allen betrachteten Personengruppen bemerkbar: Männer: +8,9 Prozent, Ausländer: +7,2 Prozent, Menschen ab 50 Jahre: +7,1 Prozent, Frauen: +5,2 Prozent, Jugendliche unter 25 Jahren: +4,8 Prozent, Langzeitarbeitslose: +2,6 Prozent
Gegenüber dem Vorjahr kam es zu weiteren deutlichen Rückgängen: Langzeitarbeitslose: -10,5 Prozent; Menschen ab 50 Jahren: -7,8 Prozent; Frauen: -6,4 Prozent; Männer: -6,4 Prozent und Jugendliche unter 25 Jahren: -6,9 Prozent. Zum ersten Mal seit einem Jahr sank auch die Zahl der arbeitslosen Menschen ohne deutschen Pass: -0,1 Prozent.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Januar 2018 auf 229.449 Personen. Das waren rund 6.000 weniger (-2,6 Prozent) als vor einem Jahr.
Entwicklung in den Rechtskreisen: Anstieg in beiden Rechtskreisen
Saisonüblich stieg im Januar die Zahl der Arbeitslosen in beiden Rechtskreisen an. Im SGB III (Arbeitslosenversicherung) wurde ein Anstieg zum Vormonat um +16,9 Prozent verzeichnet; im Bereich des Rechtskreises SGB II (Grundsicherung) wurde ein Plus von +2,7 Prozent erreicht. Insgesamt entfielen im Januar 34,8 Prozent (58.366) aller arbeitslosen Menschen in Hessen auf den Rechtskreis SGB III. 65,2 Prozent (109.244) aller Arbeitslosen waren dem Rechtskreis SGB II zugeordnet.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Starker Zuwachs bei Ausländern
Der hochgerechnete, vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung für den Monat November 2017 belief sich auf 2.578.000. Mit einem Anstieg um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr liegt Hessen somit weiterhin über dem Niveau des Bundes und Westdeutschlands (+2,4 Prozent). Starke Anstiege gab es zuletzt unter anderem in den Wirtschaftszweigen Sonstige Wirtschaftliche Dienstleistungen sowie Logistik.
In Hessen arbeiteten im November die meisten Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe (439.100) und im Handel (350.200).
Mittlerweile liegen differenzierte Zahlen für das erste Halbjahr 2017 vor. Zum 30.06.2017 waren in Hessen 2.524.156 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt; gegenüber dem Vorjahr ein Aufwuchs von 2,5 Prozent (61.551). Damit verzeichnete Hessen den vierthöchsten Zuwachs zum Vorjahr aller Bundesländer nach Berlin (+4,3 Prozent), Bayern (+2,7 Prozent) und Schleswig-Holstein (+2,6 Prozent).
Der sozialversicherungspflichtige Beschäftigungszuwachs von Ausländern im Vergleich zum Vorjahr lag mit +9,0 Prozent anteilig über dem Zugewinn der deutschen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (+1,5 Prozent). Den größten Zuwachs verzeichneten Beschäftigte aus den sogenannten nichteuropäischen Asylherkunftsländern. Binnen eines Jahres stieg die Zahl um fast 41,0 Prozent auf rund 19.400.
Offene Stellen: Bestand bleibt über den Vorjahreswerten
Im Januar waren bei den hessischen Arbeitsagenturen und Jobcentern insgesamt 51.039 offene Stellen gemeldet. Das waren 3.954 Stellen (+8,4 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Der monatliche Zugang offener Stellen lag mit 10.368 (-7,3 Prozent) niedriger als im Vorjahresmonat.
Die meisten Stellenmeldungen gab es im Januar aus den Branchen Arbeitnehmerüberlassung, Handel sowie Gesundheits- und Sozialwesen.
Regionen: Arbeitslosenquote blieb bei fünf hessischen Kreisen unter 4 Prozent
In fünf hessischen Kreisen lag die Arbeitslosenquote im Januar weiterhin unter 4 Prozent, im Landkreis Fulda sogar bei lediglich 3,0 Prozent. Die höchste Arbeitslosenquote verzeichnete weiterhin die Stadt Offenbach: 9,9 Prozent.
Die Arbeitslosenquoten der Regierungsbezirke Kassel, Gießen und Darmstadt verteilten sich wie folgt: Kassel 4,6 Prozent, Gießen 4,9 Prozent, Darmstadt 5,2 Prozent.
Im Vergleich der 26 Kreise und kreisfreien Städte stieg die Arbeitslosigkeit zum Vorjahr in fünf Kreisen an. Der höchste Anstieg entfiel mit 5,9 Prozent auf den Landkreis Bergstraße. Den größten Rückgang konnte der Kreis Schwalm-Eder verzeichnen (-18,3 Prozent).
Flüchtlinge: Anteil an allen hessischen Arbeitslosen bei 9 Prozent
Im Januar 2018 hatten 15.441 arbeitslos gemeldete Menschen in Hessen einen Fluchthintergrund. Insgesamt stieg der Bestand im Vergleich zum Vormonat um 850 Personen (+5,8 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Zugang von 25,0 Prozent. Die Mehrzahl (14.514) erhielt Leistungen aus der Grundsicherung durch die Jobcenter.