Auf die Frage nach seiner Beziehung zum Wasser antwortet Günther von Keitz, der bei der Kreisverwaltung die Betreuungsstelle des Landkreises Fulda leitet, dass er eigentlich kein guter Schwimmer sei, und ergänzt augenzwinkernd: „Die beste Voraussetzung, um lange an Bord zu bleiben!“ In der Freizeit ist der 60jährige Kleinlüderer, der heute in Kassel wohnt, begeisterter Segler und auf dem Edersee in Kreis Waldeck-Frankenberg unterwegs.
Sein Hobby entdeckte Günther von Keitz, als ihn vor sechs Jahren zwei Bekannte nach einigen Probefahrten fragten, ob er Miteigentümer eines Boots werden wollte. Er stimmte zu und erwarb schon bald darauf den Sportboot-Führerschein Binnen, der zum Führen von Motor- und Segelbooten auf allen deutschen Binnengewässern berechtigt. Inzwischen ist auch der Sportboot-Führerschein See hinzugekommen. Mittlerweile kann sich der Kreismitarbeiter gemeinsam mit seiner Frau Susanne, die er kurz vor der Prüfung für den ersten Sportboot-Führerschein kennengelernt hat, Eigentümer eines eigenen Boots nennen.
Die „Inspiration“ ist ein 26er Kleinkreuzer mit glasfaserverstärktem Rumpf und Holzaufbau, der 1986 in Schlei an der Ostsee erstmals zu Wasser gelassen wurde. Auf der Yacht finden mindestens vier Personen Platz, was wichtig ist, weil auch Stieftochter Milena segelt und Sohn Alexander Interesse zeigt. Günther von Keitz hat das Boot im vergangenen Herbst gekauft, den Winter über in einer Halle untergestellt und in den letzten Wochen generalüberholt. Jetzt liegt es in Rehbach am Edersee vor Anker. Durch die Renovierungsarbeiten verzögerte sich der Start in die Saison, die von Ende März bis Anfang November geht.
Grundvoraussetzung für das Segeln ist laut Günther von Keitz, dass man keine Angst vor Wasser und insbesondere vor der Schräglage des Boots bei Wind haben dürfe. Seekrank könnten hingegen bei widrigen Bedingungen selbst erfahrene Bootsführer werden. Auch müsse man die Untätigkeit bei Flauten aushalten, körperlich und geistig fit sein sowie stets hochkonzentriert bleiben, „um Wind und Wasser zu lesen“. Durch den regelmäßigen Wechsel zwischen Aktivität und Entspannung sei Segeln ein sehr guter Ausgleich zum Alltag. Ferner würden das Naturerlebnis und die „seemännische Gemeinschaft“ gefördert.
Fast könnte man Segeln als „eine Art von Lebensschule“ bezeichnen, mutmaßt Günther von Keitz. Im übertragenen Sinne lerne man, sich den Wind nutzbar zu machen und mit der Strömung zu gleiten, auch mal gegen den Wind zu steuern und Untiefen zu vermeiden, dabei Umwege in Kauf zu nehmen und dennoch das Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Bei so viel Begeisterung verwundert es nicht, dass die Kolleginnen der Betreuungsstelle neugierig geworden sind. Allerdings müssten sie in zwei Gruppen an Bord gehen. Während die eine Hälfte einen Segeltörn unternimmt, könnte die andere die Freizeitangebote an Land nutzen.
Vornehmlich an den Wochenenden sind Günther von Keitz und seine Frau am Edersee. Unter der Woche ist dies wegen der vierzigminütigen Anfahrt von Kassel kaum möglich. Zudem fehlt in den Abendstunden die Thermik. Um ihre Fähigkeiten weiter zu trainieren und zusätzliche Erfahrungen sammeln, wollen die beiden in den nächsten Jahr auf der Ostsee und an dänischen Südküste segeln. Als Fernziel haben sie sich gesteckt, mit einem größeren Boot über Rhein, Main und die Donau ins Schwarze Meer zu fahren. Von dort soll es durch den Bosporus und das Mittelmeer zurück in heimische Gefilde gehen.