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Ehrenamtliche engagieren sich für Zusammenleben mit Flüchtlingen

Die Flüchtlingswelle hat im vergangenen Jahr die Bundesrepublik regelrecht überrollt. Bund, Länder und Gemeinden mussten schnell handeln, um die Menschen, die täglich zuwanderten, menschenwürdig unterzubringen. Auch der Landkreis Fulda stellte sich dieser Herausforderung und mit ihm die Gemeinden. Wohnraum wurde gesucht, Investoren und Anbieter fanden sich. Gesucht wurden auch fachlich qualifiziertes sozialpädagogisches Personal, das die freien Wohlfahrtsverbände stellte.

Doch mit Fachpersonal allein lässt sich das Problem der Integration von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen mit ihren teils schlimmen Erlebnissen und den mangelnden Deutschkenntnissen nicht lösen. Ehrenamtliches Engagement ist gefragt. Der Treffpunkt Aktiv, die Servicestelle des Landkreises Fulda für freiwillig Engagierte, hat mit Unterstützung durch das Landesprogramm WIR ehrenamtliche Integrationslotsen ausgebildet. 20 Personen aus dem ganzen Landkreis haben von April bis Juli 2016 an der 36-stündigen Qualifizierung teilgenommen.

Zwei von ihnen sind Rüdiger Hoppe aus Hünfeld und Willy Petermann aus Sargenzell. Letzterer ist auch Integrationslotsenkoordinator. Ihre Motivation sich zu bewerben, das Auswahlverfahren zu durchlaufen und die Basisqualifiktion zu erlangen, beschreiben sie so, dass man etwas müsse, damit ein vernünftiges Zusammenleben mit den Flüchtlingen möglich werde und die Integration vor Ort gelinge. Besonders wichtig ist ihnen die Feststellung, dass die Geschichte gezeigt habe, dass die Gesellschaft als Ganzes von Zuwanderung profitiere.

Ein weiterer Motivationsauslöser bei beiden ist, die Freude mit Menschen zu arbeiten, sie zu unterstützen und ihre Zukunft mitzugestalten. In der Basisqualifikation konnten sie sich das nötige „Handwerkszeug“ aneignen. Dazu gehörten unter anderem Kenntnisse des Gesundheits-, Sozial- und Rentensystems, Sprachförderung, rechtliche Grundlagen, Gesprächsführung und der Umgang mit Konflikten. Zu der Basisqualifikation kommen bereits mit Flüchtlingen gemachten Erfahrungen hinzu, die die Ehrenamtskompetenz weiter verbessern.

Integrationslotsen stellen ein niedrigschwelliges Angebot dar. Konkret heißt das, auf Menschen mit Migrationshintergrund zugehen, über kommunale Institutionen, Vereine und Verbände informieren, über gesetzlichen Integrationsangebote und -verpflichtungen aufklären, zum Erwerb der deutschen Sprache in geeigneten Sprachkurse motivieren, Ämter- und Behördengänge begleiten sowie Hilfe bei Problemen durch Vermittlung an geeignete Fachdienste leisten. Die Aufgabe des Koordinators ist darüber hinaus, für Fragen zur Verfügung zu stehen, Informationen und Hilferufe weiterzuleiten.

Willy Petermann und Rüdiger Hoppe setzen sich auch dafür ein, dass Investoren leerstehenden Wohnraum zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit Flüchtlingen konnten Räumlichkeiten so hergerichtet werden, dass sie bewohnbar wurden. Integration müsse langfristig angelegt sein. Deshalb planen die beiden die Gründung eines Netzwerks Bürgerhilfe Hünfeld, um damit eine unterstützende Willkommenskultur zu gestalten. Integrationslotse ist ein Ehrenamt mit großem Zeitaufwand. Wöchentlich werden sechs Stunden mit einer Aufwandsentschädigung von fünf Euro pro Stunde vergütet. Bei einem Koordinator beträgt der Zeitrahmen neun Stunden.

Der Landkreis Fulda plant ab April 2017 eine zweite Ausbildungsrunde für Integrationslotsinnen und -lotsen. Verstärkt sollen Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund dafür gewonnen werden, die sprachliche Kompetenz besitzen und fest in den Strukturen des Landkreises Fulda verankert sind. Aus dem eigenen Erleben der Schwierigkeiten im Integrationsprozess könnten diese Wissen und Wege glaubwürdig weitergeben.

BU Koordinator Willy Petermann (links) und Integrationslotse Rüdiger Hoppe (rechts nahmen an der Basisqualifikation des Landkreises Fulda teil.

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