Written by 12:27 Alle Nachrichten

Begeistertes Publikum in der Berliner Philharmonie

Dass ein Solidaritätskonzert nicht nur ein sichtbares Zeichen setzen, sondern auch große Wirkung entfalten kann, hat die Aufführung von Ralph Vaughan Williams „Sea Symphony“ am 28.11.2016 in Berlin unter Beweis gestellt. Zu dem gemeinsamen Konzertprojekt von ORSO, des Städtischen Konzertchores Fulda und des Universitätschores Reykjavik waren auch 700 Berliner Flüchtlinge in die ausverkaufte Philharmonie gekommen, deren Eintrittskarten das Publikum über Solidaritätstickets finanziert hatte. Das Ergebnis? Ein atmosphärisch dichtes Musikerlebnis, das über 2.000 Menschen ganz unterschiedlichen Alters unabhängig von ihrer Herkunft oder Lebenssituation zusammenführte.

Willkommenszeichen und Gedenken an verunglückte Flüchtlinge
Dem außerordentlichen Rahmen entsprach die besondere Botschaft des Konzertprogramms: „Zunächst möchten wir mit Antonin Dvoraks 9. Symphonie „Aus der Neuen Welt“ alle Menschen, die aus den unterschiedlichen Herkunftsländern zu uns nach Deutschland geflüchtet sind, herzlich willkommen heißen“, führte der künstlerische Leiter, Wolfgang Roese, die Konzertbesucher in die Veranstaltung ein. Roese erinnerte daran, dass in den vergangenen Jahrhunderten ebenfalls unzählige Menschen aus Europa ihre Heimat verließen und sich etwa in den USA ein besseres Leben erhofften. „Damals wie heute ist der Aufbruch in ein neues Leben mit hohen Risiken verbunden. Mit der „Sea Symphony“ wollen wir im zweiten Konzertteil all jener Menschen gedenken, die eine Flucht über das Meer nicht überlebt haben“, so der Projektleiter und Dirigent. Darüber hinaus setze das Konzert ein deutliches Zeichen für das unverbrüchliche Recht jedes Menschen, aus einer lebensbedrohlichen Situationen gerettet zu werden. Ein Ansatz, den auch Carsten Rupp, musikalischer Leiter des Städtischen Konzertchores Winfridia aus Fulda, teilt: “Wir bringen mit unserer Konzertteilnahme eines ganz deutlich zum Ausdruck: ‘Refugees Welcome’! Für uns steht dieses Projekt für eine Fortführung der Willkommenskultur und das unbedingte Miteinander aller Menschen. Ein Zusammenhang, den wir mit unserer Aufführung der Sea Symphony im vergangenen Jahr bereits hergestellt haben und den wir im Sinne des kulturellen Humanismus zukünftig auch fortführen werden.”

Das Tosen des Meeres übersetzt in Musik
Eine überzeugende musikalische Übersetzung dieser Botschaft gelang den Sängerinnen und Sängern gemeinsam mit den Musikern des ORSOphilharmonic Berlin/Freiburg, die sich für das außergewöhnliche Konzertprojekt zusammengefunden hatten. Während in Dvoraks Symphonie „Aus der Neuen Welt“ nach einem Wechselspiel aus Hoffen und Bangen letztendlich Vorfreude und Zuversicht überwogen, schlugen in der von Wolfgang Roese energisch dirigierten Interpretation der „Sea Symphony“ klanggewaltig die Wellen eines unberechenbaren Meeres auf die hoffnungslos ausgelieferten Schiffe ein. Im Auf und Nieder der Wogen aus Musik trafen Chorgesang, solistische Darbietungen (Sopran: Fenna Ograjensek; Bariton: Daniel Blumenschein) und Orchester immer wieder in unterschiedlicher Akzentuierung aufeinander. Insgesamt gelang eine intensive und zugleich ausdrucksvolle Darbietung, in der die Gefahr des Meeres sowie das schicksalsmutige Ankämpfen des Menschen Raum gewannen.

Vom Schicksal der Flucht über das Meer tief bewegt
„Musik kann den Blick des Menschen verändern“, hatten Carsten Rupp und Wolfgang Roese im Vorfeld des Konzertes betont und sich eine ebensolche Wirkung durch die gemeinsame Aufführung der “Sea Symphony” erhofft. Diese Absicht ist scheinbar geglückt. Das Publikum zeigte sich ergriffen und dankte den Musikern die eindrückliche Aufführung mit stehenden Ovationen. Für Rupp steht daher fest: “Als Chordirektor des Städtischen Konzertchores Winfridia Fulda habe ich mir das Ziel gesetzt, dass unsere Konzerte nicht nur ein wertiges musikalisches Erlebnis sein sollen, sondern auch immer wieder einen aktuellen gesellschaftlichen Bezug vorweisen. Das am 5. März 2017 anstehende Konzert “Yunus Emre” ist eine besondere Gelegenheit, das gelebte Miteinander von Menschen verschiedener kultureller Wurzeln aufzuzeigen und die positiven Momente gegenseitiger Achtung und wechselseitigen Austauschs zu betonen.”

Zum Städtischen Konzertchor Winfridia
Der Städtische Konzertchor wurde 1876 als katholischer Männergesangverein ins Leben gerufen. „Aufgrund besonderer Verdienste um das musikalische Wirken innerhalb und außerhalb Fuldas“ verlieh der Magistrat der Stadt Fulda unter der Federführung des damaligen Oberbürgermeister Dr. Cuno Rabe der “Winfridia” 1948 das Prädikat „Konzertchor der Stadt Fulda“. Seit 2011 ist Carsten Rupp der musikalische Leiter für den etwa 80 aktive Sänger und Sängerinnen umfassenden Chor.

Weitere Information zur Geschichte und zum Anspruch des Chores:
http://www.konzertchor-fulda.de/musikalisch/chor/

Visited 1 times, 1 visit(s) today
Close