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Arbeitsmarktstrategie des Landkreises Fulda zur Integration von Flüchtlingen schafft Struktur und Übersicht

„Wir wissen, wo wir hinwollen, aber nicht genau, von wo wir loslaufen müssen“, sagt Ulrich Nesemann, Fachdienstleiter Kommunaler Arbeitsmarkt beim Kreisjobcenter, und verdeutlicht damit die Ausgangssituation bei der Integration von Flüchtlingen in den regionalen Arbeitsmarkt.

Mit einer Arbeitsmarktstrategie, die sich aus verschiedenen Modulen zusammensetzt, schafft der Landkreis Fulda bessere Startbedingungen – für die Flüchtlinge, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Behörden und nicht zuletzt für die potenziellen Arbeitgeber, die Menschen mit Fluchthintergrund ausbilden und beschäftigen möchten.

Die Bestandteile der Integrationskette lauten: Potenzialanalyse/Profiling, Sprachförderung, Berufliche Qualifizierung sowie Beratung und Vermittlung. „Am Anfang aller Bemühungen muss die sorgfältige Erhebung der Potenziale stehen, damit daraus Angebote entwickelt werden können, die den Teilnehmern gerecht werden und die der Arbeitsmarkt auch braucht“, erklärt Nesemann.

Die Ergebnisse der ersten Potenzialanalyse, die zwischen Dezember 2015 und Juni 2016 durchgeführt worden ist, liegen inzwischen vor. Genau 1152 Asylbewerber sind laut Nesemann befragt worden. Erhoben wurden neben Alter, Geschlecht und Herkunftsland die vorhandenen Sprachkenntnisse, die Dauer des Schulbesuchs, die Bildungsabschlüsse sowie die Berufserfahrung nach Branchen.

„Unsere Befragung hatte keinen wissenschaftlichen Anspruch, und wir wissen auch um die Einschränkungen hinsichtlich Repräsentativität und Validität, aber wir haben eine Grundlage geschaffen und verfügen damit über eine Planungshilfe, die die Beratungs- und Vermittlungsarbeit erleichtert“, betont der Fachdienstleiter. Die Befragung habe gezeigt, dass gut zwei Drittel der Flüchtlinge über keine Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen, etwa 25 Prozent der Befragten konnten Grundkenntnisse vorweisen, sechs Prozent mittlere Kenntnisse und nur knapp zwei Prozent umfassende Deutschkenntnisse.

Das Angebot an Sprachkursen, die in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule des Landkreises und verschiedenen Trägern angeboten werden, sei vielfältig. Es gebe ebenfalls ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Berufsorientierung – für Jugendliche, Erwachsene und speziell auch für Mütter mit Migrationshintergrund. Zudem würden auch Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge und Asylbewerber in und außerhalb der Gemeinschaftsunterkünfte angeboten. „Es gibt ganz unterschiedliche Einsatzorte und für die Arbeit wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt. Die Arbeitsgelegenheiten zielen darauf ab, die soziale Integration zu fördern, sich an den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzte sowie die Einhaltung von Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten zu gewöhnen“, erläutert Nesemann.

Damit der Prozess der Arbeitsmarktintegration effizient gesteuert und gestaltet werden kann, wurde das gemeinsame Arbeitsmarktbüro des Landkreises Fulda und der Agentur für Arbeit eingerichtet. Fünf Mitarbeiterinnen des Landkreises und ein Mitarbeiter der Agentur begleiten die Flüchtlinge von der Potenzialanalyse über verschiedene Fördermaßnahmen bis hin zur Vermittlung in Ausbildung und Arbeit. Gleichzeitig beraten sie Arbeitgeber zur Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund.

„Unser regionaler Arbeitsmarkt benötigt aktuell und in Zukunft eine Vielzahl von Arbeitskräften. Dieser Bedarf kann zum Teil auch durch die Menschen, die in Deutschland Schutz vor Verfolgung und Gewalt suchen, abgedeckt werden“, so Nesemann.“ Mit dem Erwerb der deutschen Sprache und Qualifikationen, die dem deutschen Arbeitsmarkt gerecht werden, sind die Perspektiven gut. Und nicht zuletzt ist die Integration in das Arbeitsleben ein wesentlicher Bestandteil zur Integration in unsere Gesellschaft.“

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