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Beeindruckender Komplex aus Natur- und Kulturlandschaftselementen

148-Himmelsberg04Das Naturschutzgebiet Himmelsberg, das 1980 mit einer Größe von knapp 133 Hektar ausgewiesen wurde, gehört zum östlichsten Ausläufer des Vorderen Vogelsbergs, und zwar zur naturräumlichen Untereinheit des Gieseler Forsts, dessen höchst Erhebung der Himmelsberg mit 490 Metern darstellt.

Der plateauartigen Bergrücken wird von einer zungenförmigen Basaltschicht bedeckt, die sich von Südosten nach Nordwesten erstreckt. Unter der Basaltdecke konnten sich Tone und Sande erhalten. Zudem findet sich hier ein Braunkohlevorkommen, das in seiner Ausdehnung und Mächtigkeit jedoch unbedeutend ist. Ansonsten wird der Untergrund hauptsächlich von Mittlerem Buntsandstein gebildet.

Der Himmelsberg ist fast ausschließlich von Laubholzbeständen geprägt. Dabei zeichnet sich der Baumbestand der Gipfelregion durch eine große Naturnähe aus. Größere Flächenanteile nehmen reine Ausprägungen des anspruchsvollen Waldgersten-Buchenwalds ein, der durch eine klare Vorherrschaft gutwüchsiger Buchen sowie eine artenreiche Krautschicht gekennzeichnet ist. Einblütiges Perlgras, Wald-Bingelkraut, Moschuskraut, Frühlings-Platterbse, Einbeere, Aronstab oder Vielblütige Weißwurz sind auf diesen Flächen regelmäßig vertreten. Aber auch Orchideen kommen hier vereinzelt vor.

148-Himmelsberg02Im Gegensatz zum Waldgersten-Buchenwald ist der Waldmeister-Buchenwald, der vor allem in den Randbereichen des Plateaus stockt, durch eine geringere Artenvielfalt sowie den Ausfall einer Reihe anspruchsvoller Arten charakterisiert. Waldmeister, Busch-Windröschen, Wald-Veilchen oder Hain-Rispengras sind in der Krautschicht dieser Waldareale anzutreffen. Auch im Bereich der aufgelassenen Tonfelder können die Bestände am ehesten diesen beiden Wald-Assoziationen zugeordnet werden. Die gut erhaltenen, heute mit Laubwald bestockten Tonfelder, in denen sich zahlreiche noch erkennbare Tongruben befinden, zeugen von der früheren Tongewinnung, die ringförmig unterhalb des Plateaus stattfand.

Die Tone spielten für die Herstellung irdener Töpferware für das Gebiet des Klosters Fulda und darüber hinaus vom Mittelalter bis in die Neuzeit eine wichtige Rolle. Durch diese Anordnung von Tonfeldern und Laubwaldbiotopen ergab sich am Himmelsberg ein interessanter Komplex aus Natur- und Kulturlandschaftselementen von hohem ökologischem und ästhetischem Wert. Über einen kurzen Zeitraum hinweg wurde am Himmelsberg darüber hinaus Braunkohle abgebaut. Verfüllte Brüche weisen ferner auf den Abbau von Basalt hin.

Der im randlichen Gipfelbereich vorhandene Waldmeister-Buchenwald leitet insbesondere an der Nord- und Nordostflanke des Himmelsbergs zum bodensauren Hainsimsen-Buchenwald über. Weiße Hainsimse, Sauerklee oder Draht-Schmiele sind hier in der eher artenarmen Krautschicht zu finden. Zudem grenzt der Waldmeister-Buchenwald auch an stärker forstlich beeinflusste Misch- und Nadelforste mit Fichten, Kiefern und Lärchen an. In der südlichen Plateauhälfte werden größere Flächen von Übergängen des Waldgersten-Buchenwalds und von Waldbeständen geprägt, die sich durch einen erheblichen Anteil der Hainbuche auszeichnen. Daneben gibt es Eichen-Hainbuchenwälder, die auf Standorten vorkommen, die aufgrund der im Jahresverlauf stark wechselnden Bodenfeuchteverhältnisse für das Gedeihen der Buche weniger geeignet sind.

148-Himmelsberg03Dort, wo der Boden relativ blockschuttreich und damit die Konkurrenzkraft der Buche eingeschränkt ist, kann sie nicht zur Vorherrschaft gelangen. Hier kommt ein Waldbestand vor, der abgesehen von Eichen und Hainbuchen Edelhölzer wie Bergahorn, Esche, Ulme und Linde aufweist. Auch in diesen Bereichen ist die Krautschicht recht artenreich ausgebildet.

Neben den Waldbiotopen sind im Naturschutzgebiet Himmelsberg aber auch einige Wiesenflächen vorhanden. Hierbei reicht das Spektrum von frischem Wirtschaftsgrünland, das den größten Anteil ausmacht, über feuchte bis hin zu wechseltrockenen, mageren Wiesen, die zum Teil eine Reihe von Orchideen, wie beispielsweise verschiedene Knabenkraut-Arten, Großes Zweiblatt oder Mücken-Händelwurz, beherbergen.

Zu den Bildern: Vollständig bemooste Baumstümpfe, die nicht nur einer Reihe verschiedener Moosarten, sondern auch Farnen, Gräsern und Zunderschwämmen angemessene Lebensbedingungen bieten.

Totholz stellt einen wichtigen Bestandteil in naturbelassenen Waldbereichen dar. Je nach Verfalls- und Verrottungstadium wird das Totholz von Pilzen, Moosen, Flechten und zum Teil auch höheren Pflanzen besiedelt, bietet aber auch wichtigen Lebensraum für verschiedene Tierarten und –gruppen.

Zunderschwamm
Blick vom Parkplatz Siebertzheiligen auf den Wanderweg, der durch das Naturschutzgebiet Himmelsberg führt.

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