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Förderverein unterstützt die Arbeit der Telefonseelsorge Fulda organisatorisch, finanziell und ideell

Wie verleiht man einer Einrichtung, die sich Anonymität und Verschwiegenheit auf die Fahnen geschrieben hat, Gesicht und Stimme? Die Telefonseelsorge Fulda hat diese Frage mit der Gründung eines Fördervereins beantwortet. Seit dem Jahr 2008 unterstützt der eingetragene Verein die Arbeit der Telefonseelsorge organisatorisch, finanziell und auch ideell.

„Anlass für die Gründung des Vereins waren die sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die damit verbundenen eingeschränkten finanziellen Spielräume auf Seiten des Trägers“, erinnert sich Winfried Ebert, Vorsitzender des Fördervereins. Die Arbeit der im Jahr 1980 gegründeten Telefonseelsorge, die sich in Trägerschaft der evangelischen Kirche befindet, drohte damals durch ein größeres Defizit im Haushalt erheblich beeinträchtigt zu werden.

Mit der Gründung des Vereins, der 25 Mitglieder zählt, wurde die Arbeit der Telefonseelsorge Fulda in der Öffentlichkeit präsenter. „Die Anfänge waren allerdings sehr zäh“, erinnert sich Ebert, der selbst zehn Jahre lang seelsorgerische Dienste am Telefon geleistet hat. Inzwischen rühren Ebert und dessen Mitstreiter regelmäßig die Werbetrommel für die seit 35 Jahren bestehende Institution – im Rahmen von Vorträgen oder bei einem Bücherbasar – und bitten dabei um Spenden.

„Man muss mit den Menschen ins Gespräch kommen und die Arbeit der Telefonseelsorge transparent machen“, weiß der pensionierte Lehrer, der sich noch sehr gut an die Anfänge der Einrichtung erinnern kann. Ende der 1970er Jahre sei die Suizidrate in Deutschland und auch in der Region Fulda alarmierend hoch gewesen. Doch es gab in der Region weder eine Psychiatrie noch eine ambulante Einrichtung, an die sich Menschen in Krisensituationen wenden konnten. Mit der Telefonseelsorge, die auf Initiative von zwei evangelischen Pfarrern gegründet wurde, stand den ratsuchenden Menschen ab 1980 ein niedrigschwelliges, kostenfreies Hilfsangebot zur Verfügung. Mit 33 Ehrenamtlichen und zwei hauptamtlichen Teilzeitkräften nahm die Telefonseelsorge damals ihren Dienst auf. Heute sind 75 Ehrenamtliche, drei hauptamtliche Mitarbeiter mit halber Stelle und eine Schreibkraft für die Telefonseelsorge, die 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche erreichbar ist, tätig.

Laut Winfried Ebert gehen täglich durchschnittlich 40 Anrufe bei der Telefonseelsorge Fulda ein. Das Einzugsgebiet reiche weit über die Region – nämlich bis nach Thüringen, Nord- und Südhessen – hinaus. Ein Drittel der Anrufer befinde sich in einer akuten seelischen oder zwischenmenschlichen Krise und suche ein entlastendes Gespräch, ein weiteres Drittel benötige eine Begleitung über mehrere Wochen und das letzte Drittel werde durch Kinder und Jugendliche gebildet; wobei ein Teil der Anrufenden tatsächlich Hilfe und Zuwendung suche, der andere Teil aber kein ernsthaftes Anliegen an die Telefonseelsorge habe.

„Im Laufe der Jahre sind die Probleme der Anrufenden vielschichtiger geworden“, weiß Winfried Ebert. „Die Ehrenamtlichen werden mit allem konfrontiert, was Menschen belastet: Trauer und Tod, Krankheit, psychische Probleme, Beziehungsdramen.“ Um dem standzuhalten, brauche man Belastbarkeit, Geduld, Einfühlungsvermögen sowie eine kräftige Portion Frustrationstoleranz. Und nicht zu vergessen: eine fundierte Ausbildung.

Laut Winfried Ebert werden die Ehrenamtlichen ein Jahr lang auf die Arbeit am Telefon vorbereitet. Die Ausbildung eines neuen Mitarbeiters koste mehr als 3.500 Euro. Um diese hochwertige Ausbildung weiterhin finanzieren zu können, sammeln die Vereinsmitglieder Spenden und werben gleichzeitig um Nachwuchs – für den Förderverein, aber auch für die Telefonseelsorge.

Info
Die Telefonseelsorge ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800/111011 oder 0800/111022. Wer mehr über die Telefonseelsorge Fulda erfahren möchte, kann sich im Internet unter www.telefonseelsorge-fulda.de informieren. Wer die Arbeit des Fördervereins mit einer Spende unterstützen möchte: Spendenkonto 158 bei der Sparkasse Fulda (BLZ 53050180). Telefonisch erreichbar ist der Förderverein unter (0661)6790983.

Zum Bild: Winfried Ebert ist der Vorsitzende des Fördervereins der Telefonseelsorge Fulda. Der Verein verleiht der Einrichtung Gesicht und Stimme. Foto und Text: Dorit Heydenreich

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