Weg von zuhause, weg von Gewalt, Missachtung, Verletzung: Mädchen, die von Violeta betreut werden, haben bereits einen langen Leidensweg durchlebt. Die Mitarbeiterinnen der gemeinnützigen Jugendhilfeeinrichtung möchten ihnen eine neue Heimat bieten, bei der Bewältigung des Erfahrenen helfen, sie schützen und stark machen für ihre Zukunft.
Gegründet wurde die Violeta gGmbH mit Sitz in Schlitz im Jahr 1993. „Auslöser war die Arbeit in einem Frauenhaus, dort haben wir festgestellt, dass man den von Gewalt betroffenen Mädchen in diesem Rahmen nicht gerecht werden kann“, erzählt Elvira Mühleck. Gemeinsam mit Eva Schlegel ist sie eine der beiden Geschäftsführerinnen, beide gehören zu den Gründungsverantwortlichen von Violeta.
Über die Jahre hat sich das Konzept der Arbeit von Violeta herauskristallisiert. Dazu zählen mehrere Wohngruppen in den Landkreisen Fulda und Vogelsberg sowie in der Stadt Fulda. Es gibt stationäre Wohngruppen für bis zu neun Mädchen und junge Frauen ebenso wie Trainingswohngruppen oder sogenannte Intensiv-Sozialpädagogische Maßnahmen. „Hier sind fünf Betreuer rund um die Uhr ausschließlich für zwei Kinder oder Jugendliche da“, erklärt Eva Schlegel und ihre Kollegin ergänzt: „Einer unserer Leitsätze ist: ‚Jedes Kind bekommt das, was es braucht.‘“
Wie sich das konkret gestaltet, ist so individuell verschieden, wie die Betreuten selbst. „Die Mädchen sind durch ihre Erfahrungen in der Vergangenheit stark traumatisiert“, schildert Elvira Mühleck die Hintergründe, „ein Leben zum Beispiel in einer Pflegefamilie wäre für sie nicht das Richtige.“ Als Teil eines solchen Familiengefüges könnten sie sich an das eigene, negativ Erlebte erinnert fühlen. „Die meisten der Mädchen und jungen Frauen, die aus dem gesamten Bundesgebiet zu uns kommen, lebten vor ihrer Aufnahme in eine Violeta-Gruppe in Kliniken“, erklärt Elvira Mühleck und fügt an: „An ein Leben außerhalb müssen sie sich erst langsam gewöhnen.“ Ist ein Platz bei Violeta frei, vergehen mehrere Monate bis ein Mädchen dauerhaft in einer Wohngruppe leben kann. Denn Schritt für Schritt nähert man sich aneinander und an ein normaleres Alltagsleben, in dem auch wieder Schule und ein neuer Freundeskreis Platz finden können, an.
Ohne einen hohen Einsatz von Personal wäre eine solche Arbeit für die beiden Geschäftsführerinnen nicht leistbar: Bei Violeta sind fünf Therapeutinnen je nach individuellem Bedarf und insgesamt 120 festangestellte Betreuerinnen Tag und Nacht als Ansprechpartner für 72 Mädchen und junge Frauen da. Hauswirtschafterinnen und Fahrer helfen, den Alltag zu organisieren. Fachlichen Austausch und Rat gewährleistet eine Kooperation mit der Marburger Vitos-Klinik. Violeta selbst gibt seinen ausschließlich weiblichen Erzieherinnen mit fachlichen Weiterbildungen das Rüstzeug für die spezialisierte Arbeit mit.
„Unsere Mitarbeiterinnen müssen eine ganz besondere innere Haltung mitbringen, eine Beziehung zu den Mädchen aufbauen können und täglich den Spagat zwischen Distanz und Nähe schaffen“, erzählen die Geschäftsführerinnen und ergänzen: „Diese Arbeit kann aufreibend sein, und man muss immer wieder die kleinen Erfolge im Blick behalten.“
Zum Bild: Die Geschäftsführerinnen Elvira Mühleck (links) und Eva Schlegel gehören zu den Gründungsverantwortlichen der Violeta gGmbH.