Fulda. Substitution rettet Leben – dieses Motto begleitet Michael von Kürten jeden Tag bei seiner Arbeit. Der Facharzt für Allgemeinmedizin gründete 2004 die Suchthilfe Fulda und erzielt jeden Tag, an dem er einen Opiatabhängigen vor dem Konsum bewahrt, kleine und auch große Erfolge. Etwa 110 opiatabhängige Patienten betreut der Mediziner gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Suchthilfe Fulda. Die Einrichtung, die vor zehn Jahren als Verein begann, verfügt mittlerweile über einen eigenen Aufsichtsrat und eine formelle Struktur. „Vor Gründung der Suchthilfe hatten im Landkreis Fulda insgesamt sechs Ärzte die Erlaubnis, opiatabhängige Patienten mit Ersatzstoffen zu versorgen“, umreißt Michael von Kürten die frühere Situation. Doch im Laufe der Zeit haben immer weniger Ärzte diese Aufgabe auch tatsächlich erfüllt, bis schließlich von Kürten der einzige substituierende Arzt war.
Durch Substitution können sich Süchtige von ihrem Drogenkonsum ein Stück weit lösen, indem sie nicht mehr Heroin oder ähnliche Opiate in Reinform konsumieren, sondern unter ärztlicher Betreuung und Aufsicht einen adäquaten Ersatzstoff verabreicht bekommen. „Man muss sich vorstellen, dass ein Drogenabhängiger etwa 20 Stunden am Tag damit verbringt, sich mit Drogen zu versorgen. Durch die Bereitstellung von Ersatzstoffen können wir Betroffene aus diesem negativen Kreislauf herausholen und in ihrem Leben Raum für sinnvolle Freizeitaktivitäten und gesundheitliche Erholung schaffen“, berichtet von Kürten.
Auch gibt es das Projekt „Buddy Care“, das Suchtkranke und speziell ausgebildete ehrenamtliche Helfer zusammenbringen soll. „Buddy Care ist eine echte Win-Win-Situation“, freut sich von Kürten. Zum einen könnten Betroffene ein Stück Normalität erfahren, indem sie ihren „Buddy“ bei alltäglichen Dingen begleiteten. Zum anderen werde die Öffentlichkeit für die Suchtproblematik sensibilisiert. „Drogensucht zieht sich durch alle Alters- und Gesellschaftsgruppen.“ Bei der Suchthilfe sind die Betroffenen, die regelmäßig mit opiatähnlichen Ersatzstoffen versorgt werden, zwischen 20 und 60 Jahre alt.
Von ihnen haben einige erfolgreich eine Therapie durchlaufen und können als „clean“ gelten. Doch für von Kürten ist bereits die Möglichkeit, die Suchtkranken mit Ersatzstoffen zu versorgen und ihnen so einen geregelteren Alltag und regelmäßige ärztliche Kontrolle zu bieten, ein Erfolg. Projekte wie das gemeinsame Frühstück, betreutes ambulantes Wohnen oder Musikunterricht tragen zu einem geregelteren Leben bei. Dem Tag der Betroffenen Form und Struktur zu geben, ist für die Suchthilfe ein wichtiges Ziel, das sie mit Unterstützung unter anderem von Sozialpädagogen des Landkreises Fulda verfolgt.
„Die Arbeit bei der Suchthilfe ist für mich eine soziale Aufgabe“, schildert von Kürten. Der Allgemeinmediziner mit eigener Praxis arbeitet zusätzlich einige Stunden pro Woche als Arzt in der Justizvollzugsanstalt in Fulda. Für die nächsten Jahre plant die Suchthilfe Fulda, sich sowohl räumlich als auch personell zu verändern und zu erweitern. „Wir sind auf der Suche nach neuen Räumen, die es uns ermöglichen, all unsere Projekte in einem Haus unterzubringen. Und auch motivierte Mitarbeiter, vor allem Ärzte, die sich dieser Sache annehmen möchten, sind bei uns immer herzlich willkommen“, so von Kürten.