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Mitglieder europäischer Königshäuser zeigen ihre beste Seite

Porträt der Kronprinzessin Victoria, gemalt von Heinrich von Angeli im Jahr 1875; © Kulturstiftung des Hauses Hessen Schloss Fasanerie

Porträt der Kronprinzessin Victoria, gemalt von Heinrich von Angeli im Jahr 1875; © Kulturstiftung des Hauses Hessen Schloss Fasanerie

Eichenzell. „Es ist sehr ähnlich aber auch sehr vorteilhaft … und wunderbar gemalt“, lobte die preußische Kronprinzessin Victoria im Jahr 1875 das Porträt, das Heinrich von Angeli von ihr gemalt hatte. Darin spiegelt sich die Erwartung der Auftraggeberin, aber auch die besondere Kunstfertigkeit, welche die sogenannten „Fürstenmaler“ seinerzeit berühmt gemacht hatte: Die Harmonisierung der Gesichtszüge und eine Idealisierung der porträtierten Person.

Die vier bekanntesten „Fürstenmaler“ werden jetzt in einer Sonderausstellung vom 28. Juni bis 2. November auf Schloss Fasanerie vorgestellt: Franz Xaver Winterhalter (1805–1873), Franz von Lenbach (1836–1904), Heinrich von Angeli (1840–1925) und Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Sie gehörten zu jenen Malern des 19. Jahrhunderts, die sich darauf spezialisiert hatten, Bildnisse von Persönlichkeiten der gehobenen Gesellschaftsschicht aus Adel, Politik und reichem Bürgertum zu schaffen.

Vierzig originale Werke dieser bedeutenden Künstler sind in der Ausstellung „Meisterhafte Porträts der Fürstenmaler im 19. Jahrhundert“ bis Anfang November zu sehen. Viele davon stammen aus privaten Räumen der hessischen Familie und werden im Badehaus des Barockschlosses zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Im Gegensatz zu den früheren Meistern waren die Fürstenmaler ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr an einen bestimmten Hof gebunden, sondern reisten auf Empfehlung ihrer Auftraggeber durch ganz Europa. In den Schlössern der Fürstenhäuser genossen sie auch persönlich hohes Ansehen. So malten sie nicht nur, sondern nahmen auch am Hofleben teil und erteilten den Damen Unterricht im Zeichnen und Malen. Für Ihre Kunden und Modelle schufen sie einerseits klassische Staatsbildnisse nach dem Vorbild französischer barocker Porträtkunst, bei dem die Individualität hinter einer zur Schau gestellten Amtswürde zurücktritt. Andererseits entstanden auch sehr private Bildnisse, individuelle Charakterstudien, in denen realistische Ansätze erkennbar sind. Auch Donatus Landgraf von Hessen ist begeistert von den Porträts dieser Maler: „Mich fasziniert bei der Betrachtung dieser Gemälde immer wieder, wie präsent die Dargestellten vergangener Jahrhunderte heute noch auf uns wirken!“

Für die Vorbereitung ihrer Gemälde und zum Studium der Physiognomie ihrer Modelle bedienten sich die Fürstenmaler etwa ab 1860 auch der Fotografie als neuem technischem Hilfsmittel. Die Ausstellung zeigt Skizzen und Beispiele, wie die Porträtisten diese Fototechnik einsetzten und dann behutsam die Realität korrigierten, um ihr Modell wirklichkeitsnah und gleichzeitig vorteilhaft abbilden zu können. Anhand von Kopien, Reproduktionsgraphiken und Miniaturen, die nach den Gemälden der Fürstenmaler angefertigt wurden, verdeutlicht die Ausstellung ebenfalls, dass damals nicht die Fotografien der bedeutenden Herrschaften reproduziert wurden; es waren vielmehr die Bildnisse der Fürstenmaler, die der Allgemeinheit eine Vorstellung vom Aussehen der Mächtigen gaben.

Obwohl zu Lebzeiten hochgeschätzt und gut bezahlt, gerieten die Fürstenmaler im 20. Jahrhundert schon in Vergessenheit. Erst seit einigen Jahren finden ihre Gemälde wieder den Weg aus den Depots der Museen zurück in die Galerien. Für wichtige Gemälde dieser Künstler wurden auf dem internationalen Auktionsmarkt inzwischen Höchstpreise erzielt. Das Haus Hessen bewahrt in seinen beträchtlichen Kunstsammlungen zahlreiche hervorragende Originale dieser Porträtisten. Gezeigt werden Bildnisse hessischer Prinzen und Prinzessinnen sowie – dank der verwandtschaftlichen Beziehungen des Fürstenhauses – großartige Porträts von Mitgliedern der preußischen, englischen und italienischen Königshäuser.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, der für 9,80 Euro im Museum sowie über die Homepage www.schloss-fasanerie.de erhältlich ist.

Öffnungszeiten: 28.06. bis 02.11.2014, Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
Ausstellungsbesuch: 4,50 Euro pro Person / Schüler/Studenten 3,00 Euro
Gruppenführungen (auf Anfrage): pauschal 100 Euro pro Gästeführer, max. 20 Personen je Gruppe

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