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Land Hessen und Kassenärztliche Vereinigung Hessen veröffentlichen erstmals regionalisierte, sektorenübergreifende Gesundheitsdaten als Basis für Gesundheitsdialog vor Ort

Fulda. Der Hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner stellte heute gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Herrn Dr. med. Günter Haas, und dem Ersten Kreisbeigeordneten des Landkreises Fulda, Herrn Dr. Heiko Wingenfeld, die Struktur der 26 Regionalen Gesundheitsreporte vor, mit denen bundesweit erstmalig auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte sektorenübergreifende Versorgungsanalysen und Entwicklungsszenarien bis zum Jahr 2020 für die Bereiche ambulante haus- und fachärztliche Versorgung, Apotheken, Krankenhaus und Pflege vorgelegt werden.

„Das Gesundheitswesen befindet sich in einem grundlegenden Strukturwandel: Durch die Demografie bedingte Zunahme an chronischen und mehrfachen Erkrankungen erbringen immer öfter Gesundheits- und Pflegeberufe gleichzeitig Leistungen an kranken und insbesondere älteren Menschen“, erklärte der Gesundheitsminister. „Um eine bedarfsgerechte und effiziente Versorgung sicherzustellen, bedarf es daher neuer Kooperationsformen zwischen den Berufsgruppen sowie eines funktionierenden sektorenübergreifenden Case- und Care-Managements. Basis für solche Gesundheitsnetze ist eine gemeinsame Analyse der Versorgungssituation. Hierfür schaffen die Regionalen Gesundheitsreporte eine geeignete Diskussionsgrundlage. Das Land schaffe die geeigneten Rahmenbedingungen für einen solch strukturierten Gesundheitsdialog mit einer Vielzahl von Unterstützungsleistungen, wie dem Hessischen Gesundheitspakt und dem Förder-Programm „Bildung regionaler Gesundheitsnetze“, mit denen insgesamt rund 1,2 Mio. Euro in diesem Jahr zur Verfügung gestellt werden“.

„Neben den demografischen Entwicklungen auf der Nachfrage-Seite werde sich auch die Anbieter-Seite verändern“, führte Dr. Haas aus. „Das Durchschnittsalter der Ärzte steigt. Daher wird in den nächsten Jahren z.B. mit einem erhöhten Wiederbesetzungsbedarf von Haus- und Facharztpraxen insbesondere in ländlichen Räumen zu rechnen sein. Laut aktueller Feststellung des Landesausschusses sind 140,5 hausärztliche und 30,5 fachärztliche Praxissitze unbesetzt – vor wenigen Jahren eine undenkbare Versorgungssituation. Unsere Gesellschaft benötigt dringend eine Antwort darauf, warum ein Berufsbild, das vor Jahren hochbegehrt war, mittlerweile so unattraktiv ist, dass viele Praxen einfach nicht mehr nachbesetzt werden können. Zudem wandeln sich die Berufsbilder im Gesundheitswesen: Junge Medizin-Studierende wollen zunehmend im Team, in Anstellung und in Teilzeit arbeiten. Ich biete daher allen Beteiligten eine faire und konstruktive Suche nach den besten Lösungen für eine zukunftsfähige ambulante Versorgung in Hessen an.“

Um all den komplexen Trends im Gesundheitswesen und in der Pflege frühzeitig erkennen zu können, haben das Land Hessen und die Kassenärztliche Vereinigung Hessen eine sektorenübergreifende Auswertung der wesentlichen Statistiken im Gesundheitswesen und in der Pflege auf Landkreisebene vorgenommen. Gemeinsam und unter Mitarbeit des Hessischen Apothekerverbandes e.V. wurden Szenarien zur künftigen Entwicklung der regionalen Versorgungsstrukturen und damit einhergehend zum künftigen Bedarf an Fachkräften im Gesundheitswesen einschließlich des Pflegebereichs auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte bis zum Jahr 2020 erstellt.

Es ist beabsichtigt, diese Auswertungen regelmäßig – d.h. alle zwei Jahre – zu aktualisieren und in einigen Bereichen zu konkretisieren. Auf diese Weise soll eine geeignete Grundlage für regionale Diskussionsprozesse zur künftigen Entwicklung der Versorgungsstrukturen geschaffen werden.

„Die Sorge um den Erhalt einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema für die Kommunal- und Landespolitik geworden“, erklärte der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Fulda, Herr Dr. Heiko Wingenfeld. „Dabei zeigte sich, dass die Qualität der Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger gerade im ländlichen Raum ein wesentliches Kriterium für die Lebensqualität ist. Umso mehr wird es in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen und einem zunehmenden Fachkräftemangel darauf ankommen, durch eine enge Kooperation eine vorausschauende bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung zu organisieren. Beste Voraussetzung für die Arbeit an der Zukunft ist eine objektive Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Versorgungsstruktur. Der Landkreis Fulda begrüßt daher die gemeinsame Initiative des Landes und der Kassenärztlichen Vereinigung, “Regionale Gesundheitsreporte” auf den Weg zu bringen. Diese beleuchten neutral und sektorenübergreifend die aktuelle gesundheitliche und pflegerische Versorgung und zeigt auf dieser Basis die künftigen Handlungsfelder auf. Ich bin mir sicher, dass diese, in dieser Form bislang einzigartige Datensammlung das Bewusstsein dafür schärfen wird, dass wir im Landkreis Fulda zwar noch vergleichsweise gut aufgestellt sind, aber in zahlreichen Bereichen handeln müssen, um Versorgungsdefizite zu vermeiden und unsere Angebote bedarfsgerecht weiter zu entwickeln.“

Die Regionalen Gesundheitsreporte stehen im Internet unter www.hsm.hessen.de/gesundheit/gesundheitsshyversorgung/regionale-gesundheitsreports zum Download zur Verfügung.

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