Lauterbach. Mit einem Mal ist nichts mehr, wie es war. Die Diagnose Blutkrebs, im Fachterminus Leukämie genannt, hat das Leben von Sabine Trabandt aus Lauterbach-Maar von einem auf den anderen Tag aus der Bahn geworfen. Die 53-jährige Krankenschwester vom Krankenhaus Eichhof in Lauterbach hofft auf einen Knochenmarkspender, der ihr als „genetischer Zwilling“ das Leben retten kann.
Unter den weltweit 15 Millionen registrierten Spendern – davon 4 Millionen in Deutschland – konnte bislang noch kein passender Stammzellspender gefunden werden. Vor diesem Hintergrund haben Kolleginnen und Kollegen am Eichhof in Lauterbach, Freunde, Bekannte und Pfarrer Theo Günther gemeinsam mit der DKMS eine Typisierungsaktion organisiert, die am Sonntag, 6. April, von 11 bis 16 Uhr im Lauterbacher Krankenhaus stattfindet. Alle Beteiligten hoffen, dass dabei der mögliche Lebensretter für Sabine Trabandt gefunden werden kann.
Wie es ist, als Spender infrage zu kommen, hat der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Psychiatrie am Medizinischen Zentrum Eichhof, Dr. Dr. Christoph Herda, hautnah miterlebt. Bereits seit Mitte der 90er Jahre in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS geführt, ereilte ihn 2006 ein Anruf, dass er als Spender infrage komme. „Binnen weniger Tage wurden die medizinischen Vorbereitungen getroffen“, erinnert sich der Arzt. „Da es zwei Möglichkeiten gibt, die Stammzellen zu entnehmen, musste zunächst geklärt werden, welche davon für mich die richtige Methode ist.“ Etwa 20 Prozent aller Spender würden sich für die direkte Entnahme aus dem Knochenmark des Beckenkamms entscheiden, erklärt Dr. Herda. Dabei würden unter Kurznarkose die Stammzellen minimalinvasiv entnommen, „das tut nicht weh und das Knochenmark regeneriert sich binnen 14 Tagen wieder“, so der Mediziner.
Dass diese Methode bei ihm nicht angewandt werden konnte, beweist, wie sorgfältig alle Beteiligten auch mit dem potenziellen Spender umgehen. Ein alter Bandscheibenvorfall habe diese Variante verhindert, sagt Dr. Herda. „Gut 80 Prozent aller Spender entscheiden sich ohnehin für die Entnahme aus dem Blut.“ Dabei werde dem Spender über fünf Tage hinweg ein Wachstumsfaktor verabreicht. Dies geschehe wie bei einer Thrombosespritze unter die Haut. Das Medikament steigere die Anzahl der Stammzellen im peripheren Blut, die dann über ein spezielles Verfahren direkt aus dem Blut gewonnen werden. Die Entnahme selbst dauere zwischen vier und acht Stunden an ein bis zwei aufeinanderfolgenden Tagen. „Nebenwirkungen der Spritzen äußern sich wie bei einer leichten Erkältung, ich selbst habe damals keinerlei Symptome gezeigt“, so der Mediziner. „Ich persönlich würde mir wünschen, dass nicht nur vier Millionen Deutsche, sondern 40 Millionen potenzielle Spender sich registrieren lassen würden. Dann könnte sicher noch viel mehr Menschen geholfen werden“, sagt der engagierte Arzt.
Auch Christian Wehrheid von der DKMS in Köln kennt die Statistiken: „Alle 16 Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland an Blutkrebs und es gibt nur etwa 15 Betroffene pro Tag, die eine Spende erhalten.“ Laut dem Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland könnten für 9 von 10 Erkrankten Spender gefunden werden, sagt der Experte, da seien immer noch zu viele, die keine Hilfe bekommen können. „Zwar gibt es keine Garantie, dass der „genetische Zwilling“ automatisch zu einer Heilung führt, dazu gibt es zu viele Variablen und Faktoren, die übereinstimmen müssen, aber für jeden Leukämiekranken ist es eine Chance, die er sonst nicht hat“, appelliert Wehrheid an die Bevölkerung.
Alle Initiatoren rufen dazu auf, sich an der Typisierungsaktion für Sabine Trabandt zu beteiligen. „Jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren kann mitmachen. Wir werden an mehreren Stationen Blut entnehmen und zuvor wird die DKMS jeden Freiwilligen mittels eines Fragebogens überprüfen, ob er oder sie sich für eine Spende eignet“, erklärt Dr. Herda das Prozedere für den 6. April.
Wer selbst nicht zur Typisierung kommen kann, sich aber dennoch engagieren möchte, der hat die Möglichkeit, die Aktion finanziell zu unterstützen, da die Registrierung und Typisierung die DKMS 50 Euro pro Person kostet. Als gemeinnützige Gesellschaft ist sie allein auf Geldspenden angewiesen.