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Fuldaer Bewegungs- und Talentcheck gezielt zur Sportförderung in der Region einsetzen – „Wenn Erfolge ausbleiben, schwindet Lust an der Bewegung“

503-Bewegungscheck

Fulda. „Die Region hat im Sport aufgeholt und ist sowohl in der Breite als auch in der Spitze besser aufgestellt als noch vor einigen Jahren.“ Diese an sich positive Einschätzung stellt Professor Andreas Hohmann, Sportwissenschaftler an der Universität Bayreuth, dennoch nicht zufrieden. Zwar werde gerade in der Nachwuchsförderung gute Arbeit geleistet, was aber nichts an der grundlegenden Problematik ändere, dass zu viele Kinder in der für sie falschen Sportart seien.

Foto: Max Colin Heydenreich

Hier setzt der von Andreas Hohmann initiierte Fuldaer Bewegungs- und Talentcheck an, der mittlerweile zu einem bundesweiten Vorzeigeobjekt geworden ist. Er wurde in diesem Jahr bereits zum vierten Mal an den Grundschulen im Landkreis und in der Stadt Fulda durchgeführt. Im Zeitraum vom 26. August bis 27. September hatten alle Schülerinnen und Schüler der zweiten Klassenstufe die Möglichkeit, an einem Test zur Ermittlung ihrer sportmotorischen Leistungsfähigkeit teilzunehmen. Mit Hilfe von acht Bewegungsaufgaben wurden individuelle Stärken-Schwächen-Profile erstellt und sportartspezifische Empfehlungen gegeben.

Insgesamt machten knapp 1.700 Grundschüler von dem Angebot Gebrauch. Darunter befanden sich nach Aussage von Professor Hohmann auch einige sportlich sehr begabte Kinder, die zu einem zweiten Test im Dezember mit dem Ziel der Heranführung an die bestehenden Talentaufbaugruppen und Landesstützpunkte eingeladen werden. Wie schon in den vergangenen Jahren zeigte sich, dass nur ein Teil der Kinder Mitglied in einem Sportverein ist. Hohmann rät allen Eltern, sich bei der Wahl der Sportart an die Empfehlungen zu halten. Wo bereits eine Vorfestlegung getroffen worden sei, sollten Alternativen zumindest ausprobiert werden.

Der Fuldaer Bewegungs- und Talentcheck, bei dem es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises und der Stadt Fulda, des Staatlichen Schulamts und der Universität Bayreuth mit finanzieller Unterstützung von Sponsoren wie der Sparkasse Fulda und der Schwenninger Krankenkasse handelt, hat jedoch nicht nur eine leistungssportlichen Ausrichtung, sondern nimmt auch die motorisch schwächeren Kinder in den Blick. Ihnen wird ein kostenloses Bewegungstraining in Kooperation mit der Physiotherapiepraxis Meissner-Helmkamp-Lindemann angeboten, das künftig noch stärker professionalisiert werden soll.

Nachdem der Bewegungs- und Talentcheck bereits zum vierten Mal durchgeführt worden ist, soll möglicherweise schon im kommenden Jahr insbesondere der Frage nachgegangen werden, inwieweit die Kindern beziehungsweise ihre Eltern den Empfehlungen gefolgt sind und ob sich die Prognosen als zutreffend erwiesen haben. Neu ist auch eine interkulturelle Vergleichsstudie, bei der die Auswirkungen des unterschiedlichen Sportunterrichts in China und Deutschland auf die motorische Entwicklung untersucht werden. Aus diesem Grund wurde der Test nach einem Jahr bei Drittklässlern in Shanghai und Fulda wiederholt.

Für die Zukunft wünscht sich Andreas Hohmann, der auch Präsident der Wasserfreunde Fulda ist, dass die Ergebnisse des Bewegungschecks als flankierende Maßnahme gezielt zur Sportförderung in der Region eingesetzt würden. So sei die Zusammenarbeit mit den Vereinen sowie Talentaufbaugruppen und Landesstützpunkten ausbaufähig. Diese könnten für verschiedene Sportarten Listen anfordern, um Kontakt mit begabten Kindern aufzunehmen. „Es darf nicht von Zufälligkeiten oder dem häufig einseitigen Medieninteresse abhängen, wo wer landet.“  Sonst drohe die Lust an der Bewegung mangels Erfolgserlebnissen zu schwinden.

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