
Geschäftsführer Jürgen Wiese zeigt den interessierten Teilnehmern die Nass- und Trockenfermentation der Biothan-Anlage in Großenlüder.
Großenlüder. Am Donnerstagnachmittag besuchten 24 südafrikanische Gäste des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) die kürzlich fertiggestellte Biothan-Anlage am Finkenberg. Geschäftsführer Jürgen Wiese erklärte den Teilnehmern, wie dort aus organischem Abfall hochwertiges Methan zur Einspeisung in das Erdgasnetz der RhönEnergie Fulda gewonnen wird.
Die Besucher, selbst Vertreter aus den Branchen Energie, Entsorgung und Klimaschutz in ihrem Heimatland, zeigten sich vor allem an der eingesetzten Technik, an Wasser- und Energieverbrauch und der Umweltschutz- und Emissionstechnik interessiert. Denise Lundall, beschäftigt beim South African National Energy Development Institute: „Wir forschen zu Energieeffizienz, zu alternativen Energieformen – da ist dieses Projekt für uns natürlich sehr inspirierend.“ „Dies ist bisher die interessanteste Anlage, die ich besucht habe“, bekräftigt Morton Hubbe, Chef der Abfallbehandlung bei der Eden District Municipality, einem kommunalen Unternehmen in Südafrikas Küstenregion. Ein großes Problem in Südafrika sei, dass es am nötigen politischen Konsens fehle, um in der Energiegewinnung aus Abfallstoffen so innovative Wege zu gehen wie auf der Biothan-Anlage in Großenlüder. „Meist wird Müll lediglich auf Deponien gelagert“, so Lundall, „dabei haben Abfallstoffe so großes Potenzial!“
Biothan als Erfolgsmodell
Die Besichtigung fand im Rahmen einer Fortbildung für südafrikanische Entscheidungsträger im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH statt und wurde vom renommierten Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES, Kassel) durchgeführt. Die Teilnehmer erhielten einen fundierten Einblick in die verschiedenen Technologien der Erneuerbaren Energien. Ein Wochenmodul widmete sich der Produktion und Nutzung von Bioenergie: In diesem wurden Kenntnisse über die technischen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Grundlagen der Biogasproduktion in Vorträgen und durch Besuche verschiedener Biogasanlagen in Deutschland vermittelt. Ziel der bilateralen Kooperation zwischen der deutschen und südafrikanischen Regierung ist es, den Teilnehmern aus Südafrika die Grundkenntnisse zu vermitteln, die sie für die Beurteilung von Projektanträgen benötigen, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien („Green Energy“) in Südafrika zu fördern und voranzutreiben. Koordinatorin Dr. Gudrun Franke-Braun erklärt: Wir begrüßen es sehr, dass die GIZ die Verantwortung für dieses Fachkräftetraining auf das Fraunhofer IWES übertragen hat. Mit unserer Expertise zu Erneuerbaren Energien gestalten wir praxisorientierte Weiterbildungsmaßnahmen und tragen so zum internationalen Wissenstransfer bei.“
„Abfallbeseitigung“ versorgt 2.400 Haushalte
Auf der Anlage der Biothan GmbH in Großenlüder wird aus organischen Abfällen der Region energiereiches Bio-Erdgas gewonnen, das anschließend in das Erdgasnetz der RhönEnergie Fulda eingespeist wird. „Würde man die Abfälle verbrennen, hätte das erhebliche Umweltbelastungen zur Folge“, so Dr.-Ing. Jürgen Wiese, Geschäftsführer der Anlage. „So gewinnen wir aus den organischen Abfällen auf biologische Art und Weise noch Erdgas für 2.400 Haushalte.“