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Keuchhusten ist nicht zu unterschätzen: Schutzimpfungen können helfen

Frankfurt am Main. 94,2 Prozent der hessischen Erstklässler sind gegen Keuchhusten (Pertussis) geimpft. Damit liegt Hessen sogar knapp über dem deutschen Bundesdurchschnitt. Die Keuchhusten-Impfung wird in allen EU-Mitgliedsländern empfohlen. Dennoch werden europaweit immer mehr Erkrankungen bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gemeldet, heißt es im Epidemiologischen Jahresbericht der EU aus dem Jahr 2011. Warum das so ist und wie sich Keuchhusten äußert, erklärt die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen.
“Die Wirkung der Keuchhusten-Impfung lässt nach einigen Jahren nach”, weiß Dr. Eike Bösenberg, Kinderärztin aus dem TK-Ärztezentrum. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfehle deshalb eine Impfauffrischung für Kinder im Alter zwischen fünf und sechs Jahren. Auch im Alter von neun bis 17 sei eine erneute Keuschhusten-Impfung sinnvoll. “Wenn ihre Kinder schon größer sind, werden viele Eltern nachlässiger in Sachen Impfungen. Das ist eine Erklärung dafür, warum in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche an Keuchhusten erkranken.”

Auch Erwachsenen empfiehlt die STIKO, sich bei der nächsten fälligen Impfung gegen Tetanus und Diphtherie auch gegen Pertussis zu impfen zu lassen (die Keuchhusten-Impfung gibt es nämlich nicht als Einzelimpfung) – das gelte vor allem für Frauen, die schwanger werden wollen und Personen, die Säuglinge betreuen. “Viele halten Keuchhusten fälschlicherweise für eine reine Kinderkrankheit”, sagt Bösenberg. Daten aus den neuen Bundesländern, in denen Keuchhusten – im Gegensatz zu Hessen – zu den meldepflichtigen Krankheiten zählt, zeigen: 1995 lag das Durchschnittsalter der Betroffenen noch bei 15,1 Jahren. 2008 lag es bereits bei 41,7 Jahren.

Pertussis ist eine langwierige Erkrankung, die Wochen bis Monate andauern kann. Sie verläuft meist in drei Stadien. “Die Krankheit beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen, leichtem Husten, Abgeschlagenheit und eventuell gering erhöhten Körpertemperatur”, weiß Bösenberg. Diese Symptome bestehen für etwa ein bis zwei Wochen. Anschließend kommt der charakteristische Husten (Stakkatohusten ) hinzu, der der Krankheit ihren Namen gegeben hat. “Die Betroffenen müssen dabei oft würgen oder sogar erbrechen.” Täglich können bis zu 30 solcher Anfälle auftreten. Die Dauer dieser Phase kann vier bis sechs Wochen betragen. Im dritten Stadium der Krankheit, das über sechs bis zehn Wochen dauern kann, kommt es zum langsamen Abklingen der Symptome.

“Bei Jugendlichen und Erwachsenen äußert sich Pertussis nicht selten als lang anhaltender Husten ohne den klassischen Stakkatohusten. Auch Säuglinge weisen häufig nicht den klassischen Verlauf auf”, sagt Bösenberg. Das mache die Krankheit so gefährlich, denn unerkannt, könne die Pertussis bei Babys Atemstillstände hervorrufen.

Keuchhusten ist für die Erkrankten, wegen der ähnlichen Anfangssymptome, oftmals nicht von einer normalen Erkältung zu unterscheiden. “Deshalb suchen viele Betroffene erst spät einen Arzt auf”, erklärt Bösenberg. Doch gerade in den ersten beiden Wochen ist die Gefahr, andere anzustecken, am größten. Übertragen wird Pertussis über die sogenannte Tröpfcheninfektion. Das heißt der Erreger wird beim Niesen, Husten und auch Sprechen mit dem Speichel weitergegeben.

Pertussis wird mit Antibiotika behandelt. “Erkrankungsdauer und -schwere lassen sich mit den Medikamenten allerdings nur verkürzen beziehungsweise abmildern, wenn die Behandlung rechtzeitig beginnt”, erklärt Bösenberg. Rechtszeitig heißt, in den ersten drei Krankheitswochen – also so lange der Patient noch ansteckend ist. “Wird Pertussis zu spät diagnostiziert, muss die Erkrankung ohne Medikamente ausheilen.” Klassische Hustensäfte und -tropfen seien bei Pertussis wirkungslos.

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