Nüsttal. Einmal bei einem ganz großen Spiel dabei sein. Und dann auch noch die Fußballgrößen der vergangenen Jahrzehnte kennen lernen. Hermann Dücker hat als Schiedsrichter beides erlebt. Vor wenigen Tagen wurde er bei der Kreissportlerehrung in Flieden mit der Sportplakette des Landkreises Fulda ausgezeichnet. „Schon im Alter von zehn Jahren habe ich mit dem Fußballspielen begonnen“, berichtet Hermann Dücker aus Nüsttal. Der 67-Jährige spielte in seiner Jugend viele Jahre in Mackenzell. „Fußball war für mich der Sport. Daher traf es mich besonders hart, als ich im Alter von 21 Jahren einen schweren Unfall beim Spielen hatte. Über ein halbes Jahr kämpfte ich mit einem Schien- und Wadenbeinbruch“, erzählt Dücker.
Nach etlichen Operationen und langen Krankenhausaufenthalten stand fest, dass der damals junge Sportler kürzer treten musste. „Der behandelnde Arzt meinte damals, dass ich mit einer solchen Verletzung weder Ski fahren noch Fußball spielen könne. Ich wollte den Fußball jedoch nicht aus meinem Leben streichen. In der Tätigkeit als Schiedsrichter habe ich damals meinen Weg gefunden, dem Sport treu zu bleiben und dennoch keine neuen Verletzungen zu riskieren“, meint der gelernte Kaufmann. In jungen Jahren startete Dücker seine Karriere als Schiedsrichter und schon vier Jahre später, im Alter von 26 Jahren, hatte er sich bis in die Hessenliga gepfiffen.
Ebenfalls war Dücker viele Jahre lang Kreisschiedsrichterobmann des Kreises Hünfeld, Kreisrechtswart des Kreises Hünfeld, elf Jahre lang Bezirksfußballwart des Bezirkes III Fulda, Klassenleiter der Bezirksoberliga Fulda und Schiedsrichterbeobachter des HFV. Auch als Mitglied des Vorstandes wirkte er viele Jahre in der Finanz- und Satzungskommission mit.
Als guter und fairer Schiedsrichter konnte er sich schließlich für die Schiedsrichterliste des Deutschen Fußball Bundes (DFB) qualifizieren. „Auf der Liste stehen 116 Schiedsrichter. Ich habe es 1976 als Hessenbester geschafft und durfte ab diesem Zeitpunkt auch große Spiele pfeifen“, berichtet der 67- Jährige stolz von seiner Karriere als Schiedsrichter. Sechs Jahre lang arbeitete Dücker neben seinem eigentlichen Beruf an den Wochenenden als Schiedsrichter in der zweiten Bundesliga. Als Linienrichter hat er es sogar für zehn Jahre in die erste Bundesliga geschafft. „Das war eine tolle Zeit. Egal ob Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß – ich konnte alle Fußballgrößen der damaligen Zeit kennen lernen“, schwärmt Dücker von seinen Erfahrungen in der Bundesliga.
Neben seinem eigentlichen Beruf waren die vielen Spiele jedoch auch eine zusätzliche Belastung. „Ich habe fast meinen gesamten Jahresurlaub für den Fußball geopfert, und am Wochenende kam ich kaum zu etwas anderem. Freitags ging es los, sonntags kam ich erst wieder zurück“, erzählt er. Sogar internationale Spiele beim Europapokal hat der 67-Jährige als Schiedsrichter live miterlebt. „1981 war ich in Tiflis, der Hauptstadt von Georgien, und habe das Rückspiel zwischen Dynamo Tiflis und SEC Bastia begleitet. Vor 110 000 Zuschauern im Stadion zu stehen, ist eine atemberaubende Erfahrung“, meint Dücker und blickt zufrieden auf seine vielen Jahre als Schiedsrichter zurück.