Bad Hersfeld. Kaum ein Künstler der Bad Hersfelder Festspiele ist so beliebt beim Publikum wie Sie …
(Lacht) Wenn es mir mal nicht gut geht, dann komme ich nach Bad Hersfeld. In Bad Hersfeld steigt mein Selbstwertgefühl sofort.
Das Publikum hier ist mir wirklich treu. Das ist enorm. Seit ich hier mit 21 Jahren das erste Mal spielte, hat sich das gesteigert – besonders natürlich in meiner Zeit als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele (Anm. der Redaktion: 1995-1997). Damals, in WAS IHR WOLLT, muss ich wohl sehr komisch gewesen sein und das hat man mir mit viel Sympathie vergolten.
Foto: Oliver Fantitsch / Agentur Ute Nicolai
Sie haben DIE DREI MUSKETIERE 1979 schon mal in Bad Hersfeld inszeniert. Besteht nicht die Gefahr, sich zu wiederholen?
Nein … obwohl, eine Sache werde ich wiederholen, die war so schön, darauf möchte ich nicht verzichten. Aber Details verrate ich noch nicht. Es wird ganz anders. Dumas Werk hat ja zwei Bände und daraus schreiben wir die neue Inszenierung. Meine Tochter und ich haben eine tolle Fassung. Hauptsächlich meine Tochter hat sie geschrieben. Sie ist ja Drehbuchautorin und hat viel Erfahrung und die Fassung ist phantastisch. Aber: Lady de Winter wird zum Beispiel eine noch größere Rolle spielen als sie im Buch und damals in der Stiftsruine spielte. Es wird zwischen witzig und melancholisch und traurig und lustig werden. Dazu zwei spannende Liebesgeschichten. Es ist alles drin: Amüsement und herrliche komödiantische Rollen UND herrliche Nebenrollen. Ein großes Stück für die große Ruine! Und es schreit nach Klaus Figge, unseren Bühnenkampfspezialisten – ich freue mich auf die neue Zusammenarbeit mit ihm.
DIE DREI MUSKETIERE noch einmal in Bad Hersfeld zu machen ist ja schon lange ein Traum von Julian Weigend und mir. Wir haben damals in unserer gemeinsamen Zeit in Bad Hersfeld immer gesagt: wenn wir jemals wieder nach Bad Hersfeld kommen sollten, was mir ja lange nicht möglich erschien, dann machen wir noch einmal die MUSKETIERE. Das haben wir nie vergessen. Wir haben zum Beispiel zusammen in Schweden einen Inga-Lindström-Film gedreht und wir schwärmten auch da von Bad Hersfeld und den DREI MUSKETIEREN. Und dann kam Holk Freytag (Anm. d. Red.: der derzeitige Intendant der Bad Hersfelder Festspiele) mit dem Angebot und nun ist es konkret. Und nun machen wir es. Schön, nicht wahr?
Wie ist das denn, wenn man innerhalb der Familie zusammenarbeitet – wie jetzt mit Ihrer Tochter Saskia Ehlers an der neuen Bühnenfassung für die Bad Hersfelder Festspiele?
(Lacht) … ja wenn sie so gut arbeitet, wie sie arbeitet, dann ist es kein Problem. Wir hatten, glaube ich, beide ein wenig Angst. Wir hatten viele Dinge besprochen, ich hatte Vorschläge gemacht, sie hat geschrieben. Als sie mir die erste Fassung in die Hand drückte, waren wir beide erst aufgeregt und dann erleichtert, weil wir gut fanden, was der andere gemacht hat. Holk Freytag hat es auch gut gefallen, das bestätigt uns natürlich. Es war und ist eine gute Zusammenarbeit innerhalb der Familie, kann ich sagen.
Dumas Roman ist sehr umfangreich – auf irgendetwas muss man verzichten, um daraus eine angemessen lange Bühnenfassung zu bekommen. Auf was konzentriert sich Ihre Fassung?
Also, wir wollen nicht tiefer loten, als es nötig ist oder dem Roman entspricht. Es ist gute Unterhaltung und das soll es auch auf der Bühne sein. Im Kern die Geschichte eines jungen Mannes, der lernt erwachsen zu werden. Er hat das Glück, drei Freunde zu haben die ihm das leichter machen. Er erlebt eine große Liebe aber auch Enttäuschungen. Die Liebe ist wichtig – nicht nur für den jungen Mann. Athos, der ältere Mann erlebt auch eine Liebe. Faszinierend, wie ein eigentlich kluger und erfahrener Mann an einer Hure, von der er auch weiß, dass sie eine Hure ist, verzweifelt. Ich finde, auch das ist eine Wahnsinnsgeschichte; ein solcher Mann kommt von dieser Frau nicht los, obwohl er alles weiß …
Die Freundschaft zwischen so unterschiedlichen Männern wie Athos, Portos und Aramis, die Toleranz unter den Männern, all das kann man wunderbar erzählen und in Szene setzen. Wir werden übrigens auch eine Figur auf der Bühne haben, die es im Roman gar nicht gibt. Ein Engel, der auf die Erde zurück kommt, weil er noch nicht alles erledigt hat, was er erledigen sollte. So ein Engel kann Dinge tun und bewirken, die für Menschen unmöglich sind … es wird also auch ein Stück mit Märchencharakter.
Und es wird frech … lasst Euch überraschen!
Volker Lechtenbrink inszeniert im Sommer 2013 in der Stiftsruine in Bad Hersfeld im Rahmen der 63. Bad Hersfelder Festspiele das Schauspiel DIE DREI MUSKETIERE nach dem Roman von Alexandre Dumas. Die Bühnenfassung für seine Regiearbeit schreibt er gemeinsam mit seiner Tochter Saskia Ehlers. Die Premiere findet am 27. Juni um 21:00 Uhr statt. Alle Termine und Karten:
http://www.bad-hersfelder-festspiele.de/spielplan/die-drei-musketiere.html
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