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Heutige Stiftung öffentlichen Rechts unterhält Stiftskirche und Pfarrhaus in Rasdorf

Rasdorf/Fulda. Bei seiner 300. Vorstandssitzung übergab „Das Lyzeum in Fulda – Lyzeumsfonds Rasdorf“ ein Informationsbuch über die Rasdorfer Stiftskirche. Wer weiß aber, was sich hinter dem Begriff „Lyzeumsfonds Rasdorf“ verbirgt, dessen Verwaltung bei der Kreisverwaltung in Fulda angesiedelt ist? Im Jahr 780 bekam das Kloster Fulda die Gemarkung „Rathesdorpf“ geschenkt. Bald darauf wurde dort ein Benediktinerkloster gegründet, das bereits im 9. Jahrhundert 32 Mönche und 20 Scholastiker aufwies. Sein berühmtester Vertreter war wohl der Fuldaer Abt und Gelehrte Hrabanus Maurus. Er ist ebenso in die Geschichte eingegangen wie die Aussöhnung zwischen ihm und König Ludwig dem Deutschen im Jahre 845 in der Rasdorfer Klosterkirche. Aus dem Kloster Rasdorf wurde zum Ende des 10. Jahrhunderts ein Kollegiatstift, dem ein Probst vorstand, mit einem Dechanten, neun Kanonikern und vier Vikaren, die die umliegenden Dörfer sowohl seelsorglich als auch schulisch betreuten. In den folgenden Jahrhunderten wuchs das Vermögen des Kollegiatstifts durch Schenkungen, Erbschaften und Verkäufe.

Mit der Säkularisation änderten sich die Machtverhältnisse, und auch das Kollegiatstift blieb davon nicht verschont. Es wurde aufgehoben und das gesamte Eigentum eingezogen. Wie eine Urkunde vom 22. Oktober 1805 belegt, erhielt das neugegründeten Lyzeum in Fulda das Vermögen zugesprochen. Laut Dotations- und Stiftungsurkunde mit gleichem Datum wie die Errichtungsurkunde wurde das Lyzeum verpflichtet, neben dem Gymnasium in Fulda (Domgymnasium) auch die Stiftskirche und das Pfarrhaus in Rasdorf zu unterhalten.

Bei der Stiftung „Das Lyzeum in Fulda – Lyzeumsfonds Rasdorf“ handelt es sich um eine Stiftung öffentlichen Rechts, über die der Regierungspräsident in Kassel die Stiftungsaufsicht hat. Von dort wurde auch ein kurfürstlicher bzw. königlicher Lyzeumsrendant bestimmt, der in Rasdorf sowohl die Kassen- als auch die Verwaltungsgeschäfte „an Ort und Stelle“ führte, wie Regierungsamtmann Bernhard Neuland, Mitarbeiter in der staatlichen Abteilung des ehemaligen Landratsamtes in Hünfeld, anlässlich der 1200-Jahrfeier der Gemeinde Rasdorf schreibt. Das Vermögen der Stiftung besteht aus bebauten Grundstücken, Ländereien und Wäldern. Das Stiftungsvermögen ist ungeschmälert zu erhalten, Veräußerungen von Grundvermögen sind nicht möglich bzw. bedürfen der Genehmigung des Regierungspräsidenten in Kassel als Aufsichtsbehörde

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde von der Stiftungsaufsichtsbehörde der jeweilige staatliche Beamte des Landratsamtes in Hünfeld mit der Lyzeumsverwaltung betraut. Die Kassengeschäfte hatte der Leiter der Kreis- und Forstkasse Hünfeld zu erledigen, die Bewirtschaftung der lyzeumseigenen Wälder erfolgte durch das Forstamt Hünfeld und später das Forstamt Burghaun, die bauliche Betreuung durch das Staatsbauamt Fulda. Veränderungen im Stiftungsrecht und kommunalpolitischer Art führten dazu, dass nicht mehr Personen als Funktionsträger ihrer Verwaltung die Stiftung tragen, sondern sich der Vorstand als Kollegialorgan ohne Vorsitzenden versteht.

Die schwierigste Aufgabe, die der Lyzeumsfonds Rasdorf zu Beginn des neuen Jahrtausends zu meistern hatte, war die Grundsanierung der Rasdorfer Stiftskirche in den Jahren 2000 bis 2004. Die Kosten in Höhe von drei Millionen Euro wurden vom Lyzeumsfonds Rasdorf, der Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer und St. Cäcilia Rasdorf in Verbindung mit dem Bischöflichen Generalvikariat Fulda und dem Land Hessen zu je einem Drittel erbracht. Die Mitfinanzierer waren nötig, um das Fortbestehen der Stiftung zu gewährleisten.

Der heutige Vorstand des „Lyzeums in Fulda – Lyzeumsfonds Rasdorf“ setzt sich zusammen aus Dr. Helmut Aszmutat, Leiter des Forstamts Burghaun, Norbert Huder, Leiter der Kommunalaufsicht des Landkreises Fulda, Marc Nippert, stellvertretender Vorsteher des Finanzamts Hersfeld-Rotenburg, und Gerd Wundram, Leiter der Außenstelle Fulda des Hessischen Baumanagements. (wim/was/gi) Fotos: Möller

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