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Unauffällig und doch so gefährdet – die Gelbbauchunke

Petersberg. Sie besitzt eine enge Verbindung zum Wasser, vor allem zu temporären Kleinstgewässern wie Traktorspuren, Tümpeln und Pfützen sowie kleine Wassergräben. Nur da ist sie geschützt vor konkurrierenden Arten und Fressfeinden. Zudem sind diese Lebensräume meist vegetationslos und schnell erwärmbar, was ihrem Laichverhalten und der schnellen Entwicklung ihrer Larven zugute kommt.

Die Rede ist von der Gelbbauchunke („Bombina variegata“), auch Bergunke genannt, die europaweit nach der FFH-Richtlinie und in Deutschland nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt ist. Sie gehört zur Klasse der Amphibien, darin zur Familie Bombinatoridae, sowie zur Gattung der Unken. Da sie heute, auch aufgrund ihrer Unscheinbarkeit – sie wird nur rund 3,5 bis fünf Zentimeter groß – kaum Beachtung im Umgang mit der Umwelt findet, kümmern sich der Naturschutzbund (NABU) und der Landkreis Fulda intensiv um den Fortbestand des kleinen Froschlurchs. „Wir brauchen mehr Feuchtbiotope und Lebensräume Wasser, die nicht sehr groß sein müssen, aber für die Gelbauchunke von existenzieller Bedeutung sind“, erklärt Herbert Schmitt, Erster Vorsitzender der NABU-Gruppe Petersberg und Leiter des Arbeitskreises Amphibienschutz im Landkreis Fulda.

Denn durch die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern durch Zuschüttung oder Eintrag von Müll, Dünger und Umweltgiften, Bau von geteerten Feld- und landwirtschaftlichen Wegen sowie durch Verbuschung wird die Gelbbauchunke nachhaltig gefährdet. Sie braucht temporäre Gewässer, die zehn bis 20 Zentimeter tief sind, sich schnell erwärmen und frei von Feinden sind. Ab April beginnt ihre Fortpflanzungszeit, die bis in den August dauern kann. Gerade im Sommer, wo Gewitter und kurze Regenperioden ihre Lebensräume wieder mit warmem Wasser füllen, kann sie laichen.

Diese Biotope müsse aber von menschlicher oder allzu ausgedehnter agrarischer Veränderung frei gehalten werden. Bach- und Flussauen, sofern noch vorhanden, sind bevorzugte Lebensräume. Aber auch in Steinbrüchen wie dem der Firma Schrimpf bei Kalbach (die selbst beim Erhalt des Lebensraums der Gelbbauchunke mithilft) oder in Lehm- oder Kiesgruben sowie auf Truppenübungsplätzen ist die Gelbbauchunke anzutreffen. Ursprüngliche, natürliche Flächen gelte es, vermehrt zu erhalten, erläutert Schmitt, der mit der zuständigen Stelle beim Landkreis Fulda nach solchen sucht.

Ein positives Beispiel sei der Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Dort würden Feuchtwiesen mit temporären Tümpeln geschaffen. Die Beweidung mit Großvieh sorgt dafür, dass Trittpfützen durch die Tiere entstehen, die wiederum Lebensraum für den Lurch darstellen. Auf diese Weise könne sich die kleine Gelbbauchunke ungehindert und natürlich entfalten.

Doch wie sieht dieses gefährdete Tier eigentlich aus? Seine Oberseite ist graubraun gefärbt und mit flachen Warzen besetzt. Die Unterseite ist graublau bis schwarzblau und weist ein auffallendes gelbes Fleckenmuster auf, das mehr als die Hälfte der Unterseite ausmacht. Die Gelbbauchunke besitzt die für Unken typische herzförmige Pupillenform. An Land suchen die Tiere Verstecke unter Steinen, Totholz sowie in Lücken- und Spaltensystemen von Felsen auf. Vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, gehen sie auf die Jagd nach Insekten. Zu ihren Fressfeinden gehören Rückenschwimmer, Ruderwanzen, Großlibellenlarven, Molche und Stichlinge sowie Vögel wie Elstern und Amseln.

„Sie ist ein bemerkenswertes Tier, das es zu schützen gilt“, betont Schmitt. „Die Gelbbauchunke ist gerade in Deutschland eine besonders schützenswerte Art. Denn bei uns befindet sich ein bedeutender Teil ihrer Weltpopulation ebenso wie ihre nördliche Verbreitungsgrenze.“ (bms/was/gi) Foto: Schmitt

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