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Franz Karl Traud pflegt über Jahrzehnte eine alte Handwerkskunst

Hünfeld-Mackenzell. Wenn in diesen Wochen die Temperaturen in den Keller fallen und sich die Menschen landauf, landab auf den bevorstehenden Winter vorbereiten, dann ist es auch wieder an der Zeit, den geflochtenen Weidenkorb für das Holz zum Befeuern des Kachelofens vom Dachboden zu holen. Aber wie entsteht eigentlich ein solches geflochtenes Meisterstück der Handwerkskunst?

Einer, der das Korbflechten noch von der Pike auf gelernt hat, ist Franz Karl Traud aus Mackenzell. Traud, der sich als kleiner Bub im Alter von zehn Jahren das Körbeflechten von seinem Großonkel abgeschaut hat, ist mittlerweile 82 Jahre alt. Bis heute ist er noch immer mit großer Freude und Herzlichkeit dabei, ein traditionelles Handwerk über Jahrzehnte fortzuführen. Und aus Überzeugung kann man sagen, dass sich Traud ein zur damaligen Zeit doch eher verpöntes Handwerk für arme Leute zum Lebenswerk gemacht hat.

In den vergangenen Jahren hat Traud etliche Handwerker- und Bauernmärkte, Dorfjubiläen und Hessentage mit seinen Kunstwerken bereichert. „Die Menschen bleiben stehen und schauen oft eine ganze Weile zu“, erzählt er. Und sie bewundern seine Fingerfertigkeit, mit der er die Weiden biegt und aus ihnen wunderschöne Körbe gestaltet. „Einmal war ich sogar auf der Grünen Woche in Berlin“, erzählt er stolz. „Im Gepäck hatte ich eine Menge von Körben und ziemlich viel Weide. Zurück kam ich nur noch mit meinem Werkzeugköfferchen“, blickt Traud schmunzelnd auf seine Erlebnisse als Korbflechter zurück.

Wurden früher die Körbe als Erntehelfer unter anderem für Kartoffeln, Rüben oder Äpfel genutzt, sind sie heute meist als Geschenk oder zur Dekoration sehr gefragt. Aber nicht nur in der breiten Öffentlichkeit genießt Traud hohes Ansehen, sondern auch die Lokalprominenz weiß seine Arbeit sehr zu schätzen. So zählt Hünfelds Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel genauso zu seinen Kunden wie der Fuldaer Landtagsabgeordnete Dr. Norbert Herr, der sich auch gerne mal ein Korb reparieren lässt.

Zum Flechten sitzt Traud am liebsten in der Waschküche im Keller, wo er sich gemütlich ausbreiten kann. Vier bis sechs Stunden braucht der pensionierte Forstwirt und Nebenerwerbslandwirt, bis ein neuer Korb fertig geflochten ist. Bevor man das Meisterstück jedoch in den Händen halt kann, ist noch einiges an Fleißarbeit zu leisten. Oft begleitet von seiner Ehefrau macht sich Traud auf den Weg in die Natur, um die Materialien nach Haus zu bringen. „Von November bis März ist hierfür die beste Jahreszeit“, erklärt er, „da die Äste zu dieser Zeit nur wenige Blätter haben.“ Anschließend werden die letzten Seitentriebe entfernt sowie der Länge nach und nach Farben sortiert.

Das Werkzeug, das Traud zum Flechten benötigt, ist überschaubar. Ein Hämmerchen, eine Schere, ein Schlageisen sowie zwei Vorstecher, die er sorgsam in einem seiner selbstgeflochtenen Körbe aufbewahrt. Aufhören mit der Korbflechterei wollte Traud eigentlich zu seinem 80. Geburtstag. Das Datum für seinen Ausstieg hat er mittlerweile jedoch folgendermaßen angepasst: „Ich mache noch so lange weiter, bis keiner mehr nach meinen Körben fragt“, sagt er mit einem Lächeln. Aufgrund seiner Bekanntheit und der Qualität seiner Körbe muss er da aber wohl keine „Hoffnung“ auf ein baldiges Ende seiner Korbflechterei machen.

 

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