Fulda. Studierende des Studiengangs Hebammenkunde werden künftig die Hebammen im Klinikum Fulda und im Herz-Jesu-Krankenhaus sowie in den Häusern in Hünfeld, Bad Hersfeld, Gelnhausen, Hanau, Lich und Bad Salzungenunterstützen und von ihnen lernen. 3000 Stunden wird jede der 31 Studentinnen, die Anfang Oktober ihr Studium an der Hochschule Fulda begonnen haben, an der Betreuung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen mitwirken. Damit steigen die Möglichkeiten, dass werdende Mütter und ihre Familien kontinuierlich begleitet werden können.
Umgekehrt profitieren die Studierenden von der engen Verzahnung zwischen wissenschaftlichem Studium und Praxis. „Wir freuen uns, den Studierenden der Hebammenkunde, die in unser Haus kommen, das ganze Spektrum eines großen Perinatalzentrums bieten zu können. Dabei ist die gute Zusammenarbeit mit unseren Kinderärzten sicher etwas Besonderes“, sagte Prof. Dr. Ludwig Spätling, Direktor der Frauenklinik des Klinikums Fulda, im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des Studiengangs am Donnerstag dieser Woche. Auch Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Hawighorst, Geschäftsführender Direktor und Chefarzt der Frauenklinik des Klinikums Fulda, freut sich auf die künftige Kooperation mit der Hochschule Fulda.
„Das gesamte Team der Frauenklinik möchte dazu beitragen, dass junge Menschen erlernen, wie sie Frauen und deren Partnern in den wichtigsten Stunden – und manchmal Tagen – ihres Lebens mit Rat und Tat zur Seite stehen können“, erklärte Dr. Alexander Dengler, Chefarzt der Frauenklinik im Herz-Jesu-Krankenhaus. „Wir freuen uns, Praxispartner für den neuen Studiengang zu sein.“ Auch Elzbieta Zerebecka, Hebamme und Bereichsleiterin der geburtshilflichen Abteilung Helios St. Elisabeth Klinik Hünfeld, betonte die Bereitschaft, „den zukünftigen Kolleginnen unsere Erfahrungswerte und unser Wissen weiterzugeben, damit die Frauen und ihre Familien sorgfältig begleitet werden und einen guten Start ins Leben haben.”
Prof. Dr. Spätling sieht den neuen Studiengang als einen wichtigen Schritt, eine qualitativ hochwertige soziale und gesundheitliche Versorgung sowie Begleitung junger Familien flächendeckend zu realisieren. Es sei wünschenswert, dass Hebammen eine zentrale Rolle in der Familienwerdung einnähmen. So könnten Paare und Familien im Übergang zur Elternschaft gestärkt werden, was sich positiv auf die Kindesentwicklung auswirke.
Weil die Anforderungen in der Praxis wachsen, brauchen Hebammen zunehmend theoretisches Hintergrundwissen. Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg setzt sich das Klinikum Fuldakontinuierlich mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung auseinander. „Forschungsergebnisse sollten insgesamt noch mehr Einfluss auf die Zusammenarbeit mit Hebammen finden“, forderte Prof. Dr. Spätling.
Studiengangsleiterin Prof. Dr. Babette Müller-Rockstroh betonte, dass der Gang der Hebammen an die Hochschulen immens wichtig sei, um den Beruf zu professionalisieren: „Die demographischen und die damit in Zusammenhang stehenden gesundheitspolitischen Veränderungen der vergangenen Jahre haben das Aufgabenfeld für Hebammen sehr viel komplexer gemacht“, erklärte sie. „Mit dem vierjährigen Studium der Hebammenkunde gewinnen wir Zeit, diese neuen Aufgabenfelder schon in der Ausbildung nicht nur praktisch, sondern auch von wissenschaftlichen Fragestellungen her zu bearbeiten.“ Die Ausbildung in Deutschland werde damit vergleichbar mit der in vielen anderen europäischen Staaten.
Derzeit baut der Fachbereich Pflege und Gesundheit ein Hebammen-Skills-Lab auf, um mit den Studierenden im fachpraktischen Unterricht gezielt die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Praxisphase in den Kliniken einzuüben. Die Hebammen, die den praktischen Teil der Ausbildung in den Kliniken übernehmen, qualifiziert die Hochschule Fulda in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hebammenverband für diese Aufgabe zu Praxisanleiterinnen und Praxisanleitern weiter.
Der Studiengang:
Seit Anfang Oktober dieses Jahres bietet die Hochschule Fulda als erste Hochschule in Hessen das achtsemestrige Studium Hebammenkunde an. Esverbindet das staatliche Examen und die Erlaubnis, die Berufsbezeichnung Hebamme zu führen, mit dem Bachelor-Abschluss. Entsprechend sind Theorie und Praxis aufs engste verzahnt. Das Studium befähigt die Studierenden, wissenschaftlich fundiert die Tätigkeit alsHebamme auszuüben, das heißt, Frauen und deren Angehörige in der Familienplanungsphase, während der Schwangerschaft, der Geburt, dem Wochenbett und der frühen Familienphase zu beraten und zu begleiten, regelhafte Geburten zu leiten, Komplikationen des Geburtsverlaufs frühzeitig zu erkennen, Neugeborene zu versorgen, den Wochenbettverlauf zu überwachen und eine Dokumentation über den Geburtsverlauf anzufertigen.