Rhön. Nach zwei eher schlechten und einem durchschnittlichen Apfeljahr, wird wohl auch die Apfelsaison 2012 keine Rekordernte bringen – auch wenn von der Alternanz her gesehen, Zeit dafür wäre. Im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigt Maike Pfannmüller – die die Apfelannahmestellen der größten bio-zertifizierten Streuobstinitiative Deutschlands, der Rhöner Apfelinitiative (RAI) e.V., betreut – die Einschätzung, das sich die diesjährige Ernte im langfristigen Mittel einpendeln wird.
„Die diesjährige Apfelernte wird sich vermutlich im langfristigen Mittel einpendeln, auch wenn keine Rekordernte zu erwarten ist“, eröffnet Maike Pfannmüller das Gespräch. Die Diplom-Oecotrophologin betreut seit vielen Jahren die Apfelannahmestellen der RAI und zeichnet bei der Kelterei Elm in Flieden für das Qualitätsmanagement verantwortlich. Auffällig sei in diesem Jahr, dass die Erträge nicht wie sonst so oft sortenabhängig, sondern vor allem standortabhängig sei: „In manchen Tallagen, wo in der Apfelblüte nochmals ein später Frost zugeschlagen hat, gibt es zum Teil Totalausfälle“, so Pfannmüller. In Thüringen seien die Erträge bislang gut bis sehr gut, in Bayern gebe es teilweise Totalausweise, wenn auch die bayrische Rhön durchschnittliche Erträge zeige, und auch Hessen zeige sich eher unterdurchschnittlich. Peter Seufert, Verkaufsleiter Innendienst beim Mineralbrunnen Förstina Sprudel zeigt sich optimistisch, dass die langjährigen Lieferanten aus der Umgebung auch in diesem Jahr wieder genügend Äpfel nach Eichenzell-Lütter bringen: „Wir sind einer der wenigen Mineralbrunnen, die im Herbst noch selbst keltern. Rund 1000 Tonnen Äpfel aus der Region keltern wir jährlich zu Direktsaft für unsere Förstina-Landschorle.
Dort, wo die Bestände die letzten frostigen Nächte des Frühjahrs unbeschadet überstanden haben, stimme aber auch die Qualität am Baum: „Die Bäume hängen nicht übermäßig voll wie in Rekordjahren, so dass die einzelnen Früchte gleichmäßiger reifen können. Außerdem hat der eher feuchte Frühsommer dazu beigetragen, das sich die Früchte noch sehr gut entwickeln konnten“, erklärt die Apfelexpertin, die derzeit im gesamten Einzugsgebiet, rund 150 Kilometer um den Standort der Kelterei Elm in Flieden, unterwegs ist, um die Qualität und die Abläufe an den Annahmestellen sicherzustellen. Durch den gleichmäßigen Behang seien auch keine Schäden an den Bäumen, beispielsweise durch Astbruch, zu erwarten.
„Liebe Rhöner, bitte nur reife Äpfel ernten und anliefern“, rät Maike Pfannmüller augenzwinkernd, und weisst darauf hin, dass im Gegensatz zu vielen Keltereien im Rhein-Main-Gebiet die Kelterei Elm auch im November noch Äpfel annehme. Die Mitarbeiter der Annahmestellen seien geschult, um die Qualität der angelieferten Äpfel genau im Auge zu behalten. Über ein Computer gestütztes Erfassungssystem bekommen Apfellieferanten ihr Guthaben sofort auf einer Kundenkarte gutgeschrieben – und die Kelterei weiß so tagesaktuell, wie viele Äpfel wo und von wem bereits angeliefert wurden. Um die regionale Wertschöpfung im Biosphärenreservat stabil zu halten, würden seit mehreren Jahren keine Barguthaben mehr ausgezahlt: „Neben dem Lohnmosttausch erhalten die Rhöner Apfellieferanten nun Gutscheine, die bei Tegut oder an den Annahmestellen einzulösen sind“, erklärt Pfannmüller. Damit solle das „Apfel-Geld“, immerhin circa 500000 Euro, im regionalen Kreislauf gehalten werden – denn Tegut kaufe mit dem Erlös der Gutscheine wiederum Rhöner Säfte. Und das konventionelle Obst, das angeliefert wird, wandert in die „Unterm Apfelbaum“-Säfte und -Schorlen, die Elm gemeinsam mit Förstina Sprudel in der Region vermarktet.