Fulda. Jugendliche brauchen feste Anlaufstellen, damit sie sich außerhalb des Elternhauses mit Gleichaltrigen treffen und ihren altersspezifischen Interessen nachzugehen können. Jugendräume bieten solche Gelegenheiten. Sie sind aber bei Erwachsenen nicht unumstritten, wenn keine ausreichende Kontrolle gewährleistet ist.
Von daher lag es für den Fachdienst Jugend, Familie, Sport, Ehrenamt der Kreisverwaltung nahe, die Bedeutung von Jugendräumen zu untersuchen. Hierfür bot sich das Regionalforum Fulda Südwest an, in dessen Mitgliedsgemeinden auf Initiative beziehungsweise unter maßgeblicher Mitwirkung von Jugendbetreuer Andreas Theilig in den letzten Jahren insgesamt 22 Jugendräume entstanden sind. Die Studie wurde von der angehenden Sozialpädagogin Lisa-Marie Kreß mit Unterstützung der Jugendhilfeplanerin des Landkreises, Uta Riegel, erstellt.
An der Befragung beteiligten sich 192 Besucher von Jugendräumen zwischen 13 und 28 Jahren. Dies entspricht 4,5 % dieser Bevölkerungsgruppe im Landkreis. Das Durchschnittsalter betrug 16,3 Jahre. Die Rückgabequote der Fragebögen lag bei 48.9 %. 69 % der Befragten waren männlich, 29,4 % besuchten die Realschule, 27 % das Gymnasium und 9,6 % die Hauptschule, 23 % befanden sich in Ausbildung und 4,3 % im Studium, 64 % waren Mitglied in einem Verein, 73 % nannten den Jugendbetreuer als Ansprechpartner.
Die Jugendlichen betonten die Wichtigkeit von Jugendräumen als Treffpunkt mit Freunden, Zufluchts- und Rückzugsort sowie elternfreie Zone zum Entspannen und sich Wohlfühlen („Chill-Out-Lounge“). Gut gefallen haben ihnen vor allem der starke Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und gemeinsame Unternehmungen wie Partys, Sport und Ausflüge. Kritisch gesehen werden das nicht immer spannungsfreie Verhältnis zur Gemeinde (eigener Schlüssel!), die Öffnungszeiten, der Generationswechsel sowie Sauberkeit, Einbrüche und Diebstahl.
Die befragten Jugendlichen nehmen ihren Jugendraum gut an und wollen, dass er auch in Zukunft bestehen bleibt. Zufrieden sind sie mit Art und Umfang der Betreuung. Sie regen Treffen auch mit Gruppen aus anderen Jugendräumen an und würden sich zusätzliche Freizeitaktivitäten sowie mehr Unterstützung durch die gemeindlichen Gremien wünschen, beispielsweise in Form einer regelmäßigen Sprechstunde mit dem Bürgermeister. Am Geschehen in ihrer Gemeinde zeigen sie sich durchaus interessiert und sind zur Mitarbeit bereit.
Ausgesprochen positiv wird von den Befragten der Jugendbetreuer beurteilt, der nicht nur Vermittler zwischen Gemeinden und Jugendlichen ist, sondern für viele auch Vertrauensperson, selbst wenn er auf die Einhaltung von Regeln achten muss. Diese Einschätzung teilt die Jugendhilfeplanerin des Landkreises voll und ganz. Andreas Theilig leiste eine fachlich hervorragende Arbeit und sei die richtige erwachsene Bezugsperson im Hintergrund, die dafür sorge, dass die Jugendräume bei allen Beteiligten inzwischen auf Akzeptanz stießen.
Laut Uta Riegel entspricht das Konzept des Regionalforums Fulda Südwest dem modernen sozialräumlichen Ansatz in der Jugendarbeit und könne als Anregung auch für andere Kommunen dienen. Als Stichworte nennt sie „Räume vor Ort“, „Hilfe zur Selbsthilfe“, „eigene Ressourcen“, „Erziehung zur Selbständigkeit“ und „niedrigschwelliges Angebot“. Zusätzliche Akzente seien durch die zielgerichtete Ansprache von Mädchen und die verstärkte Behandlung von Jugendschutzthemen wie Alkohol und Zigaretten, aber auch Facebook denkbar.