Fulda. „Es geschah in der Johannisnacht“, so lautet der Titel eines Mysterienspiels für Kinder und Erwachsene von Inga Storck-Schnabel, das im Dorfgemeinschaftshaus Nüsttal-Gotthards von der Mehrgenerationen-Theatergruppe „St. Maria vom Berge Karmel“ (von 5 bis 60 Jahren) erfolgreich uraufgeführt wurde.
Fotos: Dr. Matthias Meixner
Die Autorin hatte es sich zur Aufgabe gestellt durch Spiel, Musik, Tanz, Pantomime, Malerei und Rezitation eine Geschichte aus einem ganz kleinen Dorf vor vielen, vielen Jahren zu erzählen, in dem eine alleinerziehende Mutter (Petra Kling) mit ihrer Tochter Johanna (Lisa-Maria Stolz) ausgrenzt wurde. Vorurteile mussten durchbrochen werden, die allzu schwer auf diesem Dorf lagen.
Die jungen Spieler (Lea Flügel, Theresa Flügel, Anna Michel, Lisa-Maria Stolz, Ann-Kathrin Stolz, Christine Sauer, Anna Sauer, Philipp Flügel) hatten in diesem Theaterstück eine Meisterleistung zu vollbringen, denn sie mussten in verschiedene Rollen schlüpfen. Sie waren einmal die Peiniger, andererseits die zarten Beschützer des Opfers und dann wieder die Rollenträger der Vorurteile der Erwachsenen, was sie brillant zum Ausdruck brachten. In diesem gemeinsamen Handeln (Gruppenzwang) gab es nur eine gemeinsame Sprache. Doch da gab es auch den Helden Jan (Philipp Flügel) in dieser Erzählung, der neugierig genug war, aus diesem engen Gruppenzwang auszubrechen, um sich sein eigenes Bild zu machen. Der kleine Held aus diesem Dorf half der Erzählerin (Monika Kling), die die Geschichte aus der Sicht des Opfers erzählte und mit dem Opfer litt, dass dieses ängstliche Kind wieder die Sprache zur Freundschaft fand.
Die erwachsenen Mitspieler (Regina Henkel, Petra Kling, Isolde Sauer, Heiko Stolz) bildeten den Vokalchor, rezitierten Blumengedichte, halfen beim Bühnenumbau und verwandelten sich zu den Dorfbewohnern. Petra Kling aus dem Vokalchor hatte noch zwei weitere Rollen zu verkörpern, einmal die liebende Mutter Juliana, die pantomimisch hinter einem Schleier mit ihrer Tochter Johanna tanzte und die strenge Lehrerin. Heiko Stolz aus dem Vokalchor half ebenso beim Umbau der Bühne und spielte den einsamen in seinen Gefühlen alleingelassenen Vater der kleinen ängstlichen Johanna.
Der Schlagzeuger (Lukas Laibach) unterstütze mit großem Engagement die dramatischen Szenen der Ausgrenzung. Behutsam und einfühlsam führten der Harfenist (David Flügel) und die Flötistin (Dorothe Michel) die Zuhörer in das Leid und die Traumwelt der kleinen ängstlichen Johanna und in das Mitgefühl der Erzählerin. Während des Bühnenumbaus spielten Lorenz Grösch und Philipp Flügel ein Trompetenduett. Am Ende der Aufführung wurden Trostbriefe von Kindern verlesen.
Die Autorin und Regisseurin Inga Storck Schnabel sagte: „Wir wollen den Kindern gedenken, die Schlimmes durchgemacht haben, die gemobbt werden. Und wir wollen mittrauern und Trost spenden für die Kinder, die stumm geworden sind.“ Eine weitere Aufführung findet am Sonntag, 7. Oktober 2012, um 16.00 Uhr im Kulturkeller in Fulda statt.