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In familiären Krisensituationen Kindern ein Zuhause auf Zeit geben

Fulda. 92 Kinder und Jugendliche haben die Jugendämter des Landkreises und der Stadt Fulda im vergangenen Jahr in Obhut genommen. Der häufigste Grund für die Inobhutnahme: Überforderung der Eltern. Aber auch Vernachlässigung, akute Mangelsituationen, häusliche Gewalt oder eskalierende familiäre Konflikte führten dazu, dass Jugendämter und Gericht entscheiden mussten, die Kinder zu ihrem eigenen Wohl für einen gewissen Zeitraum außerhalb der eigenen Familie unterzubringen.

Foto: Max Colin Heydenreich

Die Unterbringung erfolgte entweder in Pflegefamilien oder in Einrichtungen der Jugendhilfe. „Wir kooperieren mit verschiedenen freien Trägern der Jugendhilfe, die Schutzstellen für ältere Kinder vorhalten, und können auch auf Bereitschaftspflegestellen für Babys oder  Kleinkinder zurückgreifen“, berichtet Diplom-Sozialpädagoge Edwin Schütze, der seit 28 Jahren beim städtischen Jugendamt arbeitet und beim gemeinsamen Pflegekinderdienst der Jugendämter von Landkreis Fulda und Stadt Fulda der Ansprechpartner für den Bereich Bereitschaftspflege ist.

„Eines der Jugendämter hat immer Rufbereitschaft, so dass wir in Krisensituationen Tag und Nacht reagieren und, falls notwendig, sofort eine Inobhutnahme in die Wege leiten können“, betont der 54-Jährige. Sowohl von den freien Trägern als auch von den Bereitschaftspflegestellen, die den Kindern ein Zuhause auf Zeit geben, wird Stabilität und Flexibilität gleichermaßen gefordert.

Bei den Pflegestellen handelt es sich laut Edwin Schütze um eine bunte Mischung von Einzelpersonen, Paaren und Familien, die zum Teil auch als Pflegeeltern tätig sind. Doch im Gegensatz zur Dauerpflege ist die Bereitschaftspflege zeitlich begrenzt. „Es kann sein, dass das Kind nur einen Tag untergebracht werden muss oder aber mehrere Wochen bleibt, bis sich die Situation entspannt hat und klar ist, wie es weitergehen soll“, berichtet der Sozialpädagoge, der die Inobhutnahmen gemeinsam mit einer Kollegin vom Sozialen Dienst organisiert und versucht, die Kinder in diesen Extremsituationen so gut wie möglich zu begleiten. „Alle Hilfen, die wir den Familien  anbieten, sind immer mit dem obersten Ziel verbunden, dass das Kind möglichst in die Herkunftsfamilie zurückkehren kann“, betont Edwin Schütze.

Momentan gibt es im Landkreis und in der Stadt Fulda sieben Bereitschaftspflegestellen. „Wir haben großes Interesse daran, weitere Familien für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu gewinnen“, sagt Schütze und erläutert die Voraussetzungen für die Tätigkeit: „Wir erwarten eine stabile Persönlichkeit, die Bereitschaft zur Reflektion und Weiterbildung, ein einwandfreies erweitertes Führungszeugnis, finanzielle Unabhängigkeit, gute häusliche Bedingungen und – ganz wichtig – viel Platz im Herzen, um den Kindern etwas Gutes zu tun.“ Eine der schwierigsten Anforderungen sei es, eine positive, wertschätzende Beziehung zum Kind aufzubauen, sich aber jederzeit wieder vom ihm lösen zu können.

Von Seiten der Jugendämter dürfen interessierte Einzelpersonen, Paare oder Familien eine entsprechende Schulung und Begleitung sowie eine kleine finanzielle Anerkennung der Leistung erwarten. Wer sich näher über die Bereitschaftspflege informieren möchte (gerne auch öffentliche Einrichtungen, Institutionen und Multiplikatoren), kann sich an Edwin Schütze wenden. Er ist erreichbar unter der Telefonnummer (0661)102-3133 oder per E-Mail edwin.schuetze@fulda.de.

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