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Vor dreißig Jahren nahm die Kreisabfalldeponie in Kalbach ihren Betrieb auf – Durch frühe Maßnahmen war „Müllnotstand“ nie ein Thema

Fulda/Kalbach. Wenn sich in den zurückliegenden Jahrzehnten Kommunalpolitiker bundesweit mit der Notwendigkeit einer geordneten Abfallbeseitigung beschäftigt haben, waren viele mit dem Begriff „Müllnotstand“ konfrontiert. Es fehlte an Müllverbrennungsanlagen und sicheren Deponien. Neue Anlagen stießen zum Teil auf erbitterten Widerstand in der Bevölkerung.

Die Verantwortlichen im Landkreis Fulda mussten sich mit einem solchen Krisenmanagement nicht auseinandersetzen. Denn im Jahr 1982 wurde die Kreisabfalldeponie Kalbach in Betrieb genommen, die nach dem damaligen Stand der Technik für die Ablagerung der Siedlungs- und Gewerbeabfälle aus dem Kreisgebiet errichtet worden war.

Foto: Max Colin Heydenreich Bis 1971 gab es weder bundes- noch landesgesetzliche Regelungen, die die Kommunen verpflichtet hätten, eine öffentliche Müllabfuhr einzuführen. Große Städte und auch manche Gemeinden regelten in eigener Verantwortlichkeit die Abfuhr des Mülls; im ländlichen Bereich und so auch in vielen Ortschaften des Landkreises gab es Müllkippen, zu denen Bürger ihre Abfälle brachten. 278 solcher Plätze existierten damals im Kreisgebiet. Sie sorgten oft für Ärgernis, da sich dort Ungeziefer ansiedelte und die Anlieferer ihren Müll meist anzündeten, was zum Teil zu üblen Geruchsbelästigungen führte. Ein zentrales Problem stellte auch die Grundwassergefährdung dar, weil diese Plätze im Untergrund nicht abgedichtet waren.

Mit dem Abfallbeseitigungsgesetz von 1971 wurden die Landkreise verpflichtet, geeignete Deponien einzurichten, um insbesondere dem Grundwasserschutz Rechnung zu tragen. Die Einsammlung der Abfälle, die sich seinerzeit auf die Restmülltonne beschränkte (Wertstoffe wurden noch nicht getrennt erfasst), oblag den Städten und Gemeinden. Der Landkreis Fulda nutzte zunächst eine bereits bestehende Ablagerungsstelle in der Gemarkung Steinau bei Petersberg. Gleichzeitig wurden die gemeindlichen Müllkippen geschlossen; lediglich die Stadt Fulda hatte bis Mitte der 70er Jahre ihre eigene Deponie in Löschenrod. Auf Grund der großen Abfallmengen waren die Kapazitäten in Steinau aber schon nach knapp zehn Jahren erschöpft. Ein neuer Standort für eine zentrale Deponie musste gefunden werden.

Es ist der Verdienst des früheren Ersten Kreisbeigeordneten Karl Staubach und seines Abteilungsleiters Willy Kiefer, dass mit Unterstützung des damaligen Landtagsabgeordneten Hans Nolte, der sich seinerzeit schon sehr eingehend mit Umweltfragen beschäftigte, im Basaltsteinbruch in Mittelkalbach ein neuer Standort gefunden werden konnte. Bei den Eigentümern des Steinbruchbetriebs Wendelin und Eberhard Schrimpf sowie Betriebsleiter Alfred Gesang fand man engagierte Partner. Nicht zuletzt hat auch die Gemeinde Kalbach unter Federführung des früheren Bürgermeisters Karl-Heinz Kaib mit dazu beigetragen, dass nach verhältnismäßig kurzer Planungs- und Bauphase die Deponie am 18. August 1982 ihren Betrieb aufnahm.

Die steigenden Müllmengen und der weitere Basaltabbau machten es aber erforderlich, dass im Landratsamt bereits 1989 über eine Erweiterungsplanung nachgedacht werden musste. Die damalige Zeit war geprägt von einem geschärften Umweltbewusstsein, und so formierte sich auch in der Region Kalbach und bei der Standortgemeinde Widerstand gegen eine Erweiterung der Deponie. Der damalige Erste Kreisbeigeordnete und heutige Oberbürgermeister von Fulda, Gerhard Möller, suchte zusammen mit Vertretern der Gemeinde Kalbach nach Lösungen, die die Interessen der Bürgerschaft und der Kommune im Hinblick auf umweltrelevante Beeinträchtigungen berücksichtigten, ohne die Entsorgungssicherheit im Landkreis Fulda zu gefährden. Fulda sollte nicht zu den Regionen gehören, die den „Müllnotstand“ ausrufen mussten.

In einem offenen Planungsprozess wurden die Gemeinde und die Bürgerinitiative, die sich zwischenzeitlich gebildet hatte, in alle Planungsschritte eingebunden. Diese Phase war nicht immer konfliktfrei und erforderte einen hohen Zeitaufwand. Am 1. Oktober 1996 konnte der Planfeststellungsbeschluss für die Erweiterungsplanung erteilt werden, und Landkreis, Gemeinde und Bürgerinitiative erklärten gemeinsam einen Klageverzicht.

Auf der rund zehn Hektar großen Fläche des Nordabschnitts, die seit 1982 genutzt wurde, und auf einer rund drei Hektar großen Fläche im Erweiterungsbereich lagern heute drei Millionen Tonnen Abfall, die der Nachsorge bedürfen, das heißt das anfallende Sickerwasser wird gereinigt und das Deponiegas schadlos verwertet.

Ein wesentlicher Einschnitt in die Geschichte der Deponie war das Jahr 2005, als zum 1. Juni die Anforderungen an die Ablagerung von Abfällen so erhöht wurden, dass eine Deponierung des Gewerbemülls und der Siedlungsabfälle faktisch nicht mehr möglich ist. Abfälle bedürfen seit diesem Zeitpunkt einer thermischen Verwertung (Verbrennung mit Energiegewinnung). Dass damit der Deponiestandort Kalbach nicht überflüssig wurde, sondern nach wie vor die wichtigste Entsorgungseinrichtung des Kreises darstellt, wird auf den „Kreisseiten“ am kommenden Sonntag behandelt.

Info

Aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Kreisabfalldeponie in Kalbach findet am Sonntag, 24. Juni, von 11 Uhr bis 18 Uhr ein Tag der Offenen Tür mit einem umfangreichen Informationsangebot zur Abfallwirtschaft und einem kurzweiligen Unterhaltungsprogramm statt.

Foto: Von Anfang an dabei: Deponiemitarbeiter Adalbert Möller (links) und Herbert Post (rechts), von 1991 bis 2010 Abteilungsleiter Abfallwirtschaft beim Landkreis

 

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