Frankfurt am Main. Immer mehr alte Menschen ertränken ihre Sorgen im Alkohol. Die Zahl der Menschen über 65 Jahre, die wegen alkoholbedingter psychischer Störungen oder Verhaltensstörungen im Krankenhaus behandelt wurden, ist zwischen 2000 und 2010 um fast 76 Prozent gestiegen. Das teilte die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen mit.
“Diese Entwicklung zeigt, dass sich in unserer Gesellschaft ein massives Alkoholproblem durch alle Altersschichten zieht. Nicht nur bei Jugendlichen – wie es überwiegend wahrgenommen wird”, sagt Wolfgang Schmidt-Rosengarten, Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS). Insgesamt greifen etwa doppelt so viele Männer wie Frauen zum Glas, wenngleich der Alkoholmissbrauch der über 65-jährigen Frauen zwischen 2000 und 2010 fast ebenso stark angestiegen ist (74 Prozent), wie bei den Männern (76 Prozent).
“Verantwortlich für Alkoholmissbrauch im Alter sind kritische Lebensphasen, in denen sich die Betroffenen mitunter zurückziehen oder fehlende Aufgaben durch den Eintritt in den Ruhestand, die dann Frustration oder Langeweile hervorrufen”, so Schmidt-Rosengarten. Auch fehle Menschen, die alleine lebten, die soziale Kontrolle, die man in jungen Jahren noch durch den Partner oder im Beruf durch Kollegen oder den Vorgesetzten hätte. Ins Krankenhaus werden die Betroffenen meist eingeliefert, weil sie wegen des Alkoholkonsums desorientiert umherlaufen oder gestürzt sind und sich so verletzt haben.
Die TK empfiehlt zu bedenken, dass die Alkoholverträglichkeit mit fortschreitendem Alter abnimmt, da der Wasseranteil im Körper mit den Jahren sinkt. Die gleiche Menge Alkohol führt bei älteren Menschen deshalb zu einem höheren Alkoholpegel. Gleichzeitig braucht die Leber länger für den Abbau des Alkohols. Mengen, die früher problemlos vertragen wurden, können nun zu Trunkenheit und damit zu Stürzen und anderen Unfällen führen. Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Alkohol können ebenfalls riskant sein. Deshalb rät die TK grundsätzlich dazu, den eigenen Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen. Menschen, die Medikamente einnehmen und dennoch Alkohol trinken möchten, sollten vorab ihren Arzt aufsuchen.