Rhön. Der Verein Rhöner Durchblick e.V., ein Verein zur Förderung von Frauen im ländlichen Raum der Rhön, unternahm erneut eine fünftägige Fachexkursion zur Weiterbildung seiner Mitglieder. Elke Vey aus Melperts, die die Exkursionsleitung innehatte, konnte in der gebürtigen deutschen Reiseleiterin Sonya Mühlbauer, eine sehr kompetente Organisatorin und Begleiterin vor Ort finden. Die 15 Teilnehmerinnen informierten sich im Großraum von Verona im Norden Italiens über Regionalentwicklungsprojekte mit dem Schwerpunkt der bäuerlichen Direktvermarktung.
Zu den Exkursionszielen zählten zwei Käsereien. Zum einen handelte es sich um eine familienbetriebene Molkerei in Rosegaferro, die die Kuhmilch der umliegenden Bauern zu Parmesankäse veredelt und über den eigenen Molkereiladen vertreibt. Die zweite besuchte Käserei stellte Schnittkäse her. Die Spezialität dieses Betriebs besteht in der weiteren Veredlung. Der Käse wird z. B. geräuchert, in Rotwein eingelegt oder auch mit Kräutern ummantelt. Als weitere Betriebszweige hatte dieser Familienbetrieb ein umfangreiches Marmeladensortiment und die Herstellung von eingekochten „Senffrüchten“.
Über die Veredlung und Vermarktung von hochpreisigen italienischen Rotweinen informierte sich die Gruppe auf einem Weingut in den Bergen von Marano di Valpolicella. Der Familienbetrieb beschränkt sich auf die Produktion von nur drei erlesene Weinsorten, die über private Vertriebswege ihre Liebhaber finden.
Besucht wurde auch das malerische Mühlendorf Borghetto, welches von der UNESCO als schönstes Dorf Italiens ausgezeichnet wurde. Ziel der Reisegruppe war hier eine Frauenkooperative, welche sich auf die Herstellung und Vermarktung handgemachter Tortellini spezialisiert hat. Im örtlichen Gasthof wurden die Nudelspezialitäten verkostet.
Überrascht und erstaunt waren die Rhönerinnen vom Reisanbau in der Gegend von Verona. Seit 1650 wird in der Region „italienischer“ Reis angebaut und veredelt. Auf dem besuchten Familienbetrieb war z. B. noch eine wasserkraftbetriebene Mühle zum Schälen der Reiskörner in Betrieb. Auch eine Schau- und Lehrküche ist auf dem Anwesen eingerichtet, um über die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Reis zu informieren. Dabei setzen die Italiener auf den Mehrfachnutzen. In den überfluteten Reisfeldern werden gleichzeitig Karpfen gezüchtet, die ebenfalls die Pflanzen von Schädlingen freihalten.
Um sich einen Gesamtüberblick über den Tourismus und der Regionalentwicklung zu verschaffen, trafen sich die Exkursionsteilnehmerinnen mit der Tourismusbeauftragten der Region, Maria Cordioli. Sie betonte, dass die Direktvermarktung und die Vielfalt der in Kleinstmengen hergestellten Lebensmittel ein wichtiges Plus für den Tourismus der Region sei. Allerdings sind die Tourismuszahlen rückläufig, es fehlt an einer systematischen touristischen Erschließung. Elke Vey zieht ein positives Fazit. Wieder einmal nahmen die Teilnehmerinnen viele Anregungen und Ideen für eigene Innovationen mit nach Hause.