Fulda (mb). Kaum einer war länger in der Verwaltung als er: Kämmereileiter Erwin Schuhmann. Frisch nach dem „Abi“ kam der gebürtige Fuldaer als „Quereinsteiger“ in die Stadtverwaltung. Fast 42 Jahre gehörte er dem Team des Stadtschlosses an; sieben Jahre lang leitete er eines der Kernämter des Hauses. Mit einem bedauernden „Schade, dass Sie gehen!“ verabschiedete Verwaltungschef Gerhard Möller den „Mann der Zahlen“ in kleiner Runde im roten Zimmer des Schlosses. Und mit dem sehr persönlichen Zusatz: „Ihr Ausscheiden empfinde ich als großen Verlust… Die Zusammenarbeit mit Ihnen hat immer große Freude gemacht.“
Fordernd und anregend
Als sowohl „fordernd wie auch anregend, erfüllend und sinnstiftend“ hatte der künftige Pensionär in einer Abschiedsmail an die Kollegen seine bisherigen Aufgaben in der Verwaltung bezeichnet. Erst nach langem Abwägen entschied sich der heutige Magistratsrat nach dem Abitur für die Stadt Fulda und gegen Berufswünsche wie Lehrer- oder Schreiner zu werden. Rasch kam Schuhmann schließlich in die Hierarchie geprägte Kämmerei, wo die Zuordnung der Zahlen noch mit Bleistift und Radiergummi erfolgte.
„Das“, so betonte Fuldas Verwaltungschef in der Rückschau, „hat sie nicht mehr losgelassen“ – wie auch die dynamische Entwicklung der Maschinen. Schuhmann ließ sich deshalb zum Programmierer weiterbilden. Das Großprojekt der an kaufmännischen Grundsätzen orientierten „Doppik“, habe das kommunale Haushaltssystem revolutioniert, ihn, den ambitionierten Macher, vor eine große Herausforderung gestellt. „Sie und wir in der Stadt Fulda waren mit unserer Umsetzung der Doppik ganz weit vorne“, erinnerte Möller und ließ keinen Zweifel daran, dass Erwin Schuhmann in diesem Zusammenhang die „Jahre im Controlling sicher gut getan haben durch die projektorientierte Arbeit“.
Diese Herangehensweise an komplexe Aufgabenstellungen sei ihm auch bei den beiden Konsolidierungsprogrammen zugute gekommen. Unüberhörbar Möllers Lob: „Sie haben die Welt der Zahlen allerdings nicht nur aus mathematische Sicht gesehen, sondern aus der Sicht derjenigen, für die sie arbeiten: die Bürger und die Politik.“
Erfolgsgeheimnis
Dass Erwin Schuhmann gleichzeitig ein großes Amt zu führen und zusätzliche Aufgaben wie das Beteiligungsmanagement zu bewältigen hatte, Menschen begeistern musste, sei in seiner „ruhigen und bestimmten Art Teil seines Erfolgsgeheimnisses“ gewesen. Hoch sei seine Akzeptanz in den Gremien und Fraktionen gewesen, weil Schuhmann „Kompetenz, Erfahrungswissen und Autorität“ ausstrahle. So habe er sich große Dienste um die Stadtverwaltung und Fuldas Bürger erworben.
Mensch und Kollege
„In den 35 Jahren, in denen ich hier bin, habe ich nie ein böses Wort über sie gehört. Das sagt mir, dass Sie Führungsverantwortung übernommen haben, dass Sie Mensch und Kollege geblieben sind“, lobte Personalratsvorsitzender Richard Thonius. Seinen Dank verband Thonius mit dem Schiller Zitat: „Der Abschied von einer langen und schwierigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich.“ Zwar wolle er nicht, dass Erwin Schuhmann nun traurig sei, aber dennoch vielleicht „in Wehmut“ an die 42 Jahre in der Verwaltung und an seine Kolleginnen und Kollegen zurückdenke.
Koffer voller Erinnerungen
Zum Abschied brachte Schuhmann verschmitzt einen „Koffer voller Erinnerungen“ mit. Über die zurückliegenden 42 Jahre, die viel Freude bereitet haben, gäbe es so „unendlich viel zu erzählen,“ wie er meinte. Eine Welle der Sympathie sowie der gute Kontakt zu Amtsleiterin Weiß habe ihn von Anfang an getragen. „Ich wollte zwar immer mal ausbüchsen“, räumte er lachend ein, „wurde aber immer vom inneren Lasso wieder eingefangen.“ Als 18 Jähriger hätte er nie daran gedacht, einmal Amtsleiter zu werden. Die drei Jahre mit Controller Michael Dehnhardt hätten ihn besonders geprägt. „Das war eine Aufbruchszeit: Wir haben viele interessante Dinge durchgezogen wie die Ausschreibung der Müllabfuhr.“ Für die Zukunft des „Schiffleins Verwaltung“ hofft Erwin Schuhmann auf Kontinuität, damit es ruhig hinaus fahren kann in das Auf und Ab der See.