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Weihbischof Diez weihte sechs Priesteramtskandidaten zu Diakonen

Fulda (bpf). „Gott nennt euch nicht einfach ‚Leute’, sondern Freunde – und er gibt euch den Auftrag und die Kraft dazu, anderen zu helfen, besonders denen, die am Boden liegen.“ Dies sagte Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez am Samstag im überfüllten Dom zu Fulda den sechs Priesteramtskandidaten, die aus seiner Hand die Diakonenweihe empfingen.
Geweiht wurden Josef Alber aus der Pfarrei St. Cornelius und St. Cyprianus in Bad Buchau, Sebastian Bieber aus der Pfarrei St. Ulrich in Hünfeld, Daniel Göller aus der Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit in Pilgerzell, Till Hünermund aus der Pfarrei St. Matthäus in Steinbach, Thomas Smettan aus der Pfarrei Mariae Himmelfahrt in Zella/Rhön und André Viertelhausen aus der Pfarrei St. Hubertus in Mardorf.

Im Leiden des heiligen Paulus sah Diez einen „Dienst für andere“. „Ein Mit-Leiden, mit welchem anderen Menschen gedient wird, ist auf diese anderen hingeordnet. Es lenkt den Blick von der eigenen Person weg und auf den Mitmenschen hin“, unterstrich er in seiner Predigt. Echtes Mitleid bestehe in Solidarität. Mit den „Leiden Christi“, die der Völkerapostel Paulus ansprach, seien die Bedrängnisse gemeint, die von den Menschen um Christi willen ertragen werden müssten.

Das Ja zur Weihe bedeute eine wichtige Lebensentscheidung, die gewissenhaft geprüft werden wolle, stellte Weihbischof Diez heraus. „Wer nicht zur persönlichen Überzeugung gekommen ist, dass der Weg des Lebens, der mit dem Weihesakrament verbunden ist, der für ihn richtige ist, hat nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, von der Weihe abzusehen.“ Wie Jesus ehelos gelebt habe, so müssten dies auch die Kandidaten künftig tun. Die Ehelosigkeit Jesu entspringe nicht einem „Verzicht“, d. h. einem „Weniger“ an Liebe, sondern einer „unerhörten Fülle von Liebe“, die sich nicht auf die eigene Familie einschränken lasse, sondern statt dessen fähig und bereit sei, vielen Menschen Partner zu sein. Einen besonderen Dienst tue der Ehelose auch an der Ehe selbst.

„Denn durch das Zeichen der Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen wird die Ehe, höchster Wert der Schöpfung, in den Bereich des Vorletzten verwiesen und damit aufgezeigt, dass sie nur zu ihrer inneren Erfüllung kommen kann, wenn sie beide Partner freigeben für das kommende Reich Gottes.“ Diez gab auch zu bedenken, dass der Ehelose durch das Zeugnis von Eheleuten bestärkt werde, die in guten und schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit, in Liebe und Treue zueinanderstünden und „die Höhen und Tiefen eines Lebens miteinander meistern“.

Zu Beginn hatte Weihbischof Diez die Kandidaten sowie ihre zahlreich erschienenen Familienangehörigen, Verwandten, Freunde und Bekannten und alle begrüßt, „die euch auf dem Weg bis zu dieser Stunde begleitet, gefördert und unterstützt haben“. Wer in die Nachfolge Jesu eintrete und ein Leben in der Kraft des Heiligen Geistes führe, wisse um die notwendige Freundschaft Gottes.

Der selige Papst Johannes Paul II. hatte beim Gottesdienst mit Seminaristen, Diakonen und Priestern im Dom zu Fulda am 17. November 1980 betont, dass Stunden der Bedrängnis, der Erschöpfung und der Ratlosigkeit, der Überforderung und der Enttäuschung zum heutigen Leben der Geistlichen gehörten und diesen daher „eine tiefere Einkehr in die Mitte eurer Berufung, eben zu jener Freundschaft mit Christus und zur Freundschaft miteinander“ empfohlen.

„Wenn ich an meine Diakonenweihe zurückdenke, fällt mir als erstes dieses Bild ein: Ich liege vor dem Altar ausgestreckt auf dem Boden, das Gesicht zur Erde“, fuhr der Weihbischof fort. Da werde die Liturgie auf einmal sehr direkt, denn es bedeute: „nicht hoch hinaus, sondern unten am Boden“. Es sei für einen Geistlichen glaubwürdiger, seine Zerbrechlichkeit einzugestehen, als Stärke zu demonstrieren. Nicht man selbst sei der, von dem das Heil zu erwarten sei, sondern allein Gott, der Herr.

„Jeder, der schon einmal hilflos am Boden lag, weiß, wie dankbar das Herz ist, wenn man gerade in einer schlimmen Situation die Nähe eines Mitmenschen erfahren darf“, so Diez unter Bezugnahme auf das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Nicht Angst dürfe einem die Sehkraft gegenüber Notleidenden verschließen, sondern es bedürfe einer „offenen Nähe“.

„Ich erfahre sie, wenn ein anderer mich in meiner augenblicklichen Situation sieht und in Vertrauen und Liebe zu mir kommt und mir hilft.“ Eine solche Nähe habe am Verhalten des barmherzigen Samariters aufgeleuchtet und bewirkt, dass der Notleidende ihn als seinen Nächsten erfuhr. „Er liebt nicht die Menschheit allgemein, sondern den einzelnen konkreten Menschen.“ In der Person des barmherzigen Samariters stehe Jesus selbst vor einem.

„In ihm wollte Gott eines jeden Menschen Nächster werden. Das ist eines der Hauptthemen neutestamentlicher Verkündigung. Immer wieder neu lenkt sie unseren Blick darauf, wie Jesus den notleidenden Menschen sieht, zu ihm hingeht und sich mit unüberbietbarer Zärtlichkeit um ihn sorgt“, machte Weihbischof Diez deutlich.

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