Fulda. Wer das hört, denkt wohl zunächst einmal daran, dass ein Mensch ohne Nahrung 2-4 Wochen überleben kann, ohne Wasser dagegen nur 2-4 Tage. Andere wissen, dass das Trinken von Wasser zum gesunden Abnehmen beitragen kann. Diese Dinge sind aber mit dem diesjährigen Motto des Weltwassertages nicht gemeint. Es geht vielmehr darum, dass eine Menge Wasser für die Produktion unserer Lebensmittel notwendig ist. Im Idealfall stammt dieses Wasser aus Niederschlägen. Das ist aber längst nicht immer so. In vielen trockenen Gebieten werden die Kulturen bewässert. Auch in Hessen gibt es dafür zunehmenden Bedarf. Das hat uns das trockene Frühjahr 2011 deutlich vor Augen geführt.
Global gesehen werden für die landwirtschaftliche Produktion 70% des zur Verfügung stehenden nutzbaren Süßwassers aufgewendet. Außerdem werden durch Düngemittel und Pestizide Gewässer verschmutzt und das Grundwasser in Mitleidenschaft gezogen.
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die einen guten Zustand der Oberflächengewässer und des Grundwassers bis zum Jahr 2015 durch nationale Aktionspläne und Maßnahmenprogramme umsetzen will, ist deshalb von besonderer Bedeutung. Ist hier eher die administrative Umsetzung gefordert, so kann doch jeder einzelne Bürger durch sein Verhalten beim Einkaufen dazu beitragen, riesige Wassermengen einzusparen. Ein einziges Rindersteak pro Jahr weniger auf dem Grill spart im Durchschnitt 4500 Liter Wasser (bei ca. 300g Fleisch). Kauft man Fleisch im regionalen Hofladen statt aus der Massentierhaltung spart man ebenfalls Virtuelles Wasser. Hier wird nämlich das Vieh eher auf der Weide gehalten und nicht mit wasserintensiv angebautem Kraftfutter ernährt und außerdem wird weniger Gülle produziert und weniger Medikamente kommen zum Einsatz.
Ein weiteres Beispiel: Mit den im Februar aus Italien eingeführten Tomaten werden gleichzeitig 109 Liter pro Kilogramm Virtuelles Wasser, zumeist Bewässerungswasser, nach Deutschland importiert. Die Deutschen Tomaten im Juli dagegen erfordern nur 35 Liter Wasser pro Kilogramm. Der Einkauf saisonaler und regionaler Hessischer Produkte hilft also deutlich mehr Wasser zu sparen, als würde man komplett auf das Duschen verzichten.
Wassermangel, der zu Problemen in der lokalen Lebensmittelversorgung trockener Gebiete führen kann, wird auch durch die Nutzung anderer Ressourcen verursacht. So lässt sich nicht nur beim Lebensmittelkauf Wasser sparen: Nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom lagerten 83 Millionen nicht mehr verwendete Mobiltelefone Ende des Jahres 2011 in deutschen Schubladen. Hinter jedem Handy verstecken sich etwa 1300 Liter Wasser. Insgesamt wären das also 107 900 Millionen Liter Wasser, so viel wie 29 000 Schwimmbecken voll. Würden diese Telefone also einfach länger genutzt, könnte das eingesparte Wasser durchaus für die Ernährung der immer noch wachsenden Weltbevölkerung zur Verfügung stehen.
Da es noch keine Kennzeichnung für wasserschonend erzeugte Produkte gibt, kann sich der Verbraucher nur an den auch für alle anderen Nachhaltigkeitsaspekte geltenden Leitlinien orientieren: saisonal und regional einkaufen, bedarfsgerecht einkaufen und weniger wegwerfen, Waren mit Bio- oder Fairtrade-Siegel bevorzugen, langlebige Qualitätsprodukte statt billiger Massenware kaufen.
Der Weltwassertag, der jedes Jahr am 22. März begangen wird, will speziell dieses Jahr daran erinnern, dass unser Konsumverhalten, wie etwa der immer noch steigende Fleischkonsum, dazu führt, dass die Trinkwasservorräte trockener Regionen rasant schnell zur Neige gehen.
Im Umweltzentrum Fulda wird am 22.3., dem Weltwassertag, eine Fortbildung zum Thema Virtuelles Wasser angeboten. Außerdem können hier Informationsmaterialien erworben werden, wie beispielsweise der Ratgeber zum Wassersparenden Einkaufen, den die Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. im letzten Jahr herausgegeben hat.