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4. Zeitkonferenz in Fulda – Resolution verabschiedet

 Fulda. 150 Sonntagsschützer/innen aus der ganzen Bundesrepublik trafen sich im Fuldaer Kolpinghaus zur 4. Zeitkonferenz der bundesweiten Allianz für den freien Sonntag. Neben zahlreichen Beiträgen von Unterstützern/innen zur Situation des Sonntagsschutzes in Deutschland sowie einem Beitrag eines Vertreters der Österreichischen Allianz standen ein Ruhe-Mob, als Zeichen in die Öffentlichkeit hinein, und die Verabschiedung einer Resolution auf der Agenda der Tagesveranstaltung.

Einführungsreferat der KAB Bundesvorsitzenden Sabine Schiedermair

Die KAB Bundesvorsitzende Sabine Schiedermair machte in ihrem Einführungsreferat nicht nur auf die Bedeutung des Sonntags für die Gesellschaft aufmerksam, sondern konnte auch stolz darüber berichten, dass die Allianz, die seit 2001 besteht, regional auch Erfolge verbuchen könne und rief vehement dazu auf, sich weiter zu engagieren. Nicht ohne Stolz verwies sie darauf, dass sich zwischenzeitlich eine Allianz auf Europäischer Ebene gegründet habe. Auch die kurze Ansprache des Bundesvorsitzenden des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ermutigte die Anwesenden zu weiterem Engagement.

Erklärungen von Unterstützern/innen

Die bundesweite Allianz, getragen insbesondere von dem Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der EKD, der Katholischen Betriebsseelsorge, von ver.di (Fachbereich Handel) und der KAB Deutschlands, zählt zwischenzeitlich über 80 regional arbeitende Allianzen.

Einige neu hinzugekommene Unterstützer nutzten die Gelegenheit, ihre Gründe für dieses Handeln darzulegen. Dazu gehört der Deutsche Frauenrat, der eine entsprechende Stellungnahme verlesen lies, wie auch Jörg Bruchmüller vom Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei. Weitere Stellungnahmen gaben Horst Eggers, der das Deutsche Handwerk vertrat, Bernd M. Wehner, Bundesvorsitzender des KKV (Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung) und der Sozialethiker Gerhard Endres ab.

Handlungsperspektiven

Stefanie Nutzenberger, Leiter-in ver.di-Bundesfachbereich Handel (Bild) kritisierte insbesondere die Alibianlässe unter deren Begründung Sonntagsöffnungen bei den Behörden beantragt würden. „Menschen werden ausgespielt, Betriebsräte werden mit der Drohung, dass Arbeitsplätze verloren gingen erpresst“ skizierte sie deutlich die Misere. Der Schutz der Beschäftigten spiele insbesondere bei den großen Einzelhandelsunternehmen keine Rolle. Gerade auch kleinere Einzelhändler hätten unter diesem Vorgehen zu leiden. So sei im Lebensmittelhandel der Marktanteil der 5 größten Handelsunternehmen von 1980 von 25 % auf über 73 % im Jahr 2010 angewachsen. „Eine Versorgung mit Lebensmitteln in der Fläche, d. h. in ländlichen Räumen ist völlig ausgedünnt worden“ kennzeichnete sie die „Unterminierung“ von Familienbetrieben. Die Folgen dieser Machtkonzentration spüre man unter anderem dadurch, dass prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Leiharbeitsverhältnisse sowie Scheinwerkverträge zunähmen. Für die nahe Zukunft rief sie die Allianz dazu auf, „Unruhig zu bleiben, um Ruhe zu bewahren!“

Rechtsanwalt und Verfassungsrechtler Dr. Friedrich Kühn, der die Allianz seit Jahren juristisch begleitet und unterstützt stellte die derzeitige rechtliche Situation dar. Unter großem Beifall der Anwesenden verwies er darauf, dass eine Klage gegen die Hessische Bedarfsgewerbeverordnung geprüft werde. Seiner Ansicht nach verstößt diese nicht nur gegen das Arbeitszeitgesetz sondern missachte auch den verfassungsmäßig festgelegten Sonntagsschutz.

„Ruhe-Mob“ legte Verkehr lahm

Die meisten Teilnehmer/innen der Veranstaltung folgten dem Aufruf zu einem für Fulda erstmaligen Ereignis. Mit 40 Liegestühlen ausgerüstet zogen weit über 100 Sonntagsengagierte vom Kolpinghaus zur ansonsten vielbefahrenen Dalberg-Kreuzung. Die Fuldaer Polizei hatte die Kreuzung abgesperrt, sodass die Demonstranten mit ihrer Aktion ungefährdet, auf für Menschen unverzichtbare „Ruhezeiten“ aufmerksam machen konnten. Nach einer kurzen Ansprache durch Ulrich Dalibor von ver.di legten sich 40 Teilnehmer/innen auf den Liegen „zur Ruhe“. Für 5 – Minuten herrschte auf der hektischen Verkehrsader absolute Ruhe. Passanten blieben verwundert stehen und es bot sich mehrfach die Gelegenheit, zu erklären, für was demonstriert wird. Dabei war sehr großes Wohlwollen für das Anliegen zu verspüren. Pressevertreter, insbesondere ein Filmteam, nutzten die Aktion zu Interviews. Ein kurzer Ausschnitt war auch am Abend der Veranstaltung in der Hessenschau zu sehen.

Zauberhaftes für den arbeitsfreien Sonntag

Umrahmt wurde das gesamte Programm, insbesondere auch die Vorstellung gelungener Aktionsbeispiele, durch den Liedermacher und Zauberkünstler Donatus Weinert, Remscheid. Mit seinem „Tik-Tak-Song“ – angelehnt an das Ticken einer Uhr – stimmte er die Besucher des Kolpinghauses auf die Problematik „Zeit“ ein. Weitere Songs wie auch seine Zauberkunststücke bettete er gekonnt in das Thema „arbeitsfreier Sonntag“ ein.  (Michael Schmitt)

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