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Helene Rotzinger feierte im Caritas Altenpflegeheim St. Josef ihren 100. Geburtstag

Fulda. Vergangene Woche war es endlich soweit: Der Tag des 100. Geburtstages der Jubilarin Helene Rotzinger war endlich gekommen. So ließen es sich am Nachmittag neben Frau Rotzingers Familie auch viele weitere Gäste nicht nehmen, der Jubilarin persönlich an ihrem Ehrentag zu gratulieren. Oliver Trousil richtete als Einrichtungsleiter die Glückwünsche stellvertretend für das St. Josef aus, in dem Frau Rotzinger nun schon seit knapp zwei Jahren lebt. Eine Urkunde des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier verbunden mit den Glückwünschen der Stadt Fulda überbrachte der Oberbürgermeister Gerhard Möller. Genüsslich und voller Stolz blickte die Jubilarin immer wieder in Runde. Wer wäre das nicht, wenn man ein dreistelliges Lebensalter erreicht? Zwei Jahrhunderte miterlebt, wer kann das schon von sich behaupten?

Frau Rotzinger wuchs als eine von insgesamt acht Geschwistern in Lorscheid auf, ein kleines, beschauliches Dorf unweit von Trier. Während Frau Rotzingers Familie von den Folgen des ersten Weltkrieges nahezu nichts mit bekam, so waren die Schicksalsschläge, die Frau Rotzinger bereits in ihren jungen Jahren erfuhr, umso bewegender. „Als Helene 13 Jahre alt war, verstarb ihre Mutter. Helene wurde daraufhin ein Jahr früher (Klasse 7) mit Sondergenehmigung der Behörde aus der Schule entlassen, damit sie für den Haushalt und ihre Geschwister sorgen konnte“, berichtet ihr Neffe Herr Richter. Einige Jahre später starb auch ihr Vater. Daraufhin wurden die jüngeren Geschwister innerhalb der Familie verteilt. Frau Rotzinger trat in den Dienst einer Arztpraxis, wo sie ihr erstes Geld verdiente.

1930 heiratete sie, doch ihr Mann starb bereits nach 5 Jahren an Lungenkrebs. Auch der 1932 geborene Sohn wurde nach einer Beinamputation nur 4 Jahre alt. Auch die Folgen des zweiten Weltkrieges gingen nicht spurlos an Frau Rotzinger vorüber. „Sie und viele Bewohner ihres Heimatdorfes wurden von der französischen Besatzungsmacht nach Ende des Krieges in die Nähe von Linz in Österreich ausgewiesen. Von dort ging es auf einen von Pferden gezogenen Leiterwagen weiter in benachbarte Dörfer, wo man in einfachen Baracken untergebracht wurde. Nach einigen Monaten und einem richtigen „Papierkrieg“ kam sie in den Schwarzwald. Hier heiratete sie ihren zweiten Ehemann, den Polizeiobermeister Friedrich Rotzinger, mit dem sie in den Hundsrück zog“, berichtet ihr Neffe weiter.

Als ihr Mann 1980 nach einem Schlaganfall starb, ging Frau Rotzinger schließlich nach Fulda, wo bereits zwei ihrer Schwestern seit Kriegsende lebten. Bis 2009 führte Frau Rotzinger noch ihren eigenen Haushalt, ehe sie nach einem Sturz ihre Wohnung aufgeben musste und seither bei guter Gesundheit im Caritas Altenpflegeheim St. Josef wohnt. Auch wenn Fulda ihr derzeitiger Lebensmittelpunkt ist, so denkt sie zwar mit Wehmut aber auch mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an ihre Heimat zurück. Besonders die dortigen Weinberge, von der sie heute noch gerne berichtet und in denen sie auch während der Weinernte half, haben ihr es angetan. Auch vermisse sie vor allem die Offenheit der Menschen aus ihrer Heimat. „Die Menschen hier in Fulda seien doch eher wortkarg“, fügt Frau Rotzinger mit einem verschwitzten Lächeln hinzu. Eine große Bindung hat die Jubilarin heute zu ihrem Neffen, Herr Richter und seiner Familie, die auch an ihrem Ehrentag treue Wegbegleiter waren.

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