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Sorge um fehlende Priesterberufungen – Bischof Algermissen predigte an Silvester im Fuldaer Dom

Fulda. „Weil mir unser Bistum mit seinen vielen Gemeinden und Gemeinschaften sehr am Herzen liegt, wird meine Liebe zu den Menschen zur Sorge im Hinblick auf fehlende Priesterberufungen ─ in allen Bistümern Deutschlands, zunehmend auch im Bistum Fulda.“ Dies stellte Bischof Heinz Josef Algermissen am Samstagabend in seiner Silvesterpredigt im vollbesetzten Fuldaer Dom heraus. Die Feier der Heiligen Messe, die in der Wandlung der Gaben ihre Wesensmitte und ihren Höhepunkt finde, sei ohne Priester nicht möglich. Daher könne ein Priester nur durch einen anderen Priester ersetzt werden. „Jesus Christus nimmt den von ihm berufenen und geweihten Priester in Dienst, um im Sakrament des Altares leiblich gegenwärtig zu werden.“ Ohne priesterlichen Dienst gebe es keine Eucharistiefeier und verliere die Welt die leibliche Gegenwart Christi. Kirche ohne Eucharistie ist für den Oberhirten ein „Widerspruch in sich selbst“.

Es ergebe sich die Frage, ob Gott sich geirrt habe, wenn er sich an die Mitwirkung von Menschen in seiner Kirche binde, oder ob die Krise des Glaubens die jungen Menschen im Priestertum Jesu Christi kein erstrebenswertes Ziel mehr sehen lasse. „Bei vielen Katholiken ist durchaus der Wunsch nach Priesterberufungen sehr lebendig, aber ohne dass man dabei auf die eigene Familie schauen würde“, zeigte sich der Bischof überzeugt. Man müsse fragen, woher ein Bischof die Priester nehmen solle, wenn sie ihm nicht aus den Gemeinden zuwüchsen. „Ich kann sie doch nicht aus dem Ärmel schütteln.“ Hier sei er als Bischof auf die Mithilfe aller Gläubigen angewiesen. „Nur gemeinsam können wir die nötigen Berufungen von Gott erbitten. Darum möchte ich Ihnen ans Herz legen: Nehmen Sie an meiner Sorge um Priesterberufungen Anteil, damit der Fortbestand unserer Kirche im Bistum Fulda gesichert werden kann.“

Den Silvesterabend nutzte der Bischof zu einem Jahresrückblick und betonte, dass sich die Zeit trotz aller elektronischer Terminplanung dem Zugriff des Menschen entziehe. „Das Heilsereignis, da Gott in diese Welt und unser aller Leben kam, ist für uns Angelpunkt der ganzen Menschheitsgeschichte.“ Aus dieser inneren Quellen hätten im zu Ende gehenden Jahr viele im Bistum Fulda gelebt und gedient. Dafür sprach Algermissen seinen Dank aus, besonders den Frauen und Männern in den Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräten, auch in den Verbänden und Gruppen, „die mittragen und mir Anfang des Jahres in ‚Briefen der Hoffnung’ je ihre Gaben zugunsten der fuldischen Kirche vorgestellt haben“.

Diese hätten ihm geschrieben, wofür sie sich in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren einsetzen wollten. Es dürften des Weiteren auch die nicht vergessen werden, die sich in den Kirchengemeinden für Menschen in Krankheit und Not einsetzten. „Sie erinnern uns daran, dass unsere festlichen Gottesdienste ohne konsequenten Dienst am Menschen nur mehr äußeres Spiel blieben.“ Tiefe Dankbarkeit empfinde er auch beim Gedanken an den Besuch Papst Benedikts XVI. in Deutschland. Was der Glaube vermöge und wie er in die jeweilige Zeit hineinwirke, lasse sich an den Bistumsheiligen Bonifatius und Elisabeth ablesen, auf deren Beispiel der Papst eindringlich verwiesen habe. „Nichts braucht unsere Welt dringender als von Gott erfüllte Menschen“, so Algermissen weiter.

Der Bischof rief in Erinnerung, dass viele Menschen eine Berufung in sich trügen, dabei aber keine Ermutigung in ihrer Familie, in Schule und Gemeinde erführen, „so dass der Ruf des Herrn ungehört verhallt“. Er sei zutiefst überzeugt, dass der Herr für seine Kirche genügend Priester berufe. „Wir müssen allerdings Räume schaffen, in denen dieser Ruf des Herrn gehört werden kann.“ Der Mutterboden hierfür sei vor allem die Familie. In den letzten Jahren sei man sehr intensiv mit Strukturveränderungen in den Pfarreien beschäftigt gewesen. Aber Strukturen seien „nicht das Erste und Letzte“ in der Kirche, sondern immer nur Mittel zum Zweck: Sie sollten helfen, dass Christus wirksam verkündet und gefeiert werde. „Wenn wir nicht zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens finden, wird alle strukturelle Reform wirkungslos bleiben“, habe der Heilige Vater in Freiburg betont.

Jesus Christus habe gewusst, fuhr Algermissen fort, dass er immer wieder genügend Priester haben werde, die sein Wort der Berufung hören. „Deswegen konnte er der Kirche ihre Fortdauer bis zum Ende der Welt garantieren.“ Seiner Ansicht nach sei die Hochherzigkeit junger Menschen, ihrer Familien und Gemeinden nicht kleiner als die Verheißung des Herrn. „Nehmen wir also das neue Jahr 2012 zu einem Neuaufbruch, indem wir die Sorge um geistliche Berufungen zu unserer persönlichen Sorge machen.“

Der bekannte Segensspruch: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil“ weise die Menschen darauf hin, dass Gott für sie da sei. Diese große Verheißung treffe sich mit der Namensgebung des neugeborenen Kindes: Jesus. Dieser Name bedeutet „Gott hilft“ oder „Gott rettet“. „In Jesus Christus, dem Kind in der Krippe wie dem Gekreuzigten und Auferstandenen, ist die Zeit ein für alle Mal erfüllt und hat ihren Sinn gefunden“, stellte der Bischof heraus.

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