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„Ausgeglichener Haushalt auch in schweren Zeiten“ Diözesan-Kirchensteuerrat verabschiedete Bistumshaushalt 2012

Fulda/Hanau/Kassel/Marburg. Den Haushalt 2012 für das Bistum Fulda hat der Diözesan-Kirchensteuerrat auf seiner jüngsten Sitzung in Fulda verabschiedet. Mit 116,9 Millionen Euro liegt das Etatvolumen rund 5,39 Millionen Euro (4,83 Prozent) über dem Ansatz des Jahres 2011. Im Vergleich zum Ergebnis 2010 ist es um rund 4,51 Millionen Euro (3,71 Prozent) niedriger. Wie Kirchensteuerrats-Vorsitzender Heribert Meixner (Eschwege) in Erinnerung rief, habe das Bistum Fulda von jeher einen soliden Sparkurs verfolgt. „In diesen schweren Zeiten hat uns Finanzdirektor Reuting wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können, ohne die Reserven anzugreifen“, betonte der Vorsitzende. Dem Kirchensteuerrat, der sich aus ehrenamtlichen Mitgliedern zusammensetzt, obliegt seit seiner Gründung im Jahre 1972 die Beschlussfassung über den Haushalt der Diözese.

Finanzdirektor und Personaldirektor in Ruhestand

Für den Leiter der Finanzabteilung im Bischöflichen Generalvikariat, Finanzdirektor Franz Reuting, war es die letzte Haushaltssitzung: Am 31. Dezember geht er in den Ruhestand. Nachfolger wird Finanzdirektor Gerhard Stanke (39). Reuting, der die finanziellen Geschicke der Diözese Fulda seit 1993 bestimmte, dankte den Mitgliedern des Kirchensteuerrats für die fruchtbare Zusammenarbeit. Ebenfalls in den Ruhestand geht Personaldirektor Thomas Schlimme, der seinerseits die gute Kooperation mit dem Gremium würdigte. Schlimmes Nachfolger wird Personaldirektor Jörg Schnarr (55). Heribert Meixner sprach Reuting und Schlimme den Dank des Kirchensteuerrats aus. „Sie haben in all diesen Jahren die Haushaltswirtschaft gründlich saniert, hinterlassen keinen Cent Schulden und haben für die Zukunft bestens vorgesorgt“, lobte er insbesondere Reutings langjähriges Wirken.

Der Finanzdirektor hatte in seinem Bericht zum Haushalt 2012 auf die labile Finanz- und Wirtschaftslage in einigen Ländern des Euro-Raums verwiesen und der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die „Kreativität der Finanzkommissionen der Euro-Länder so effektiv ist, dass die negativen Prognosen keine einschneidenden Konsequenzen nach sich ziehen“. Da die Arbeitslosenquote wohl stabil bleibe und sogar mit einem Rückgang zu rechnen sei, könne von einer positiven Kirchensteuerentwicklung im Jahr 2012 ausgegangen werden. Reuting betonte, dass das Bistum seine sogenannte Clearing-Rücklage verstärkt habe, da ein zugeflossenes Plus an Kirchensteuern im Zuge des Clearing-Verfahrens (einer Art „Kirchenlohnsteuerausgleich“, wenn Wohnort und Arbeitgeber in verschiedenen Bistümern liegen) zu einem späteren Zeitpunkt teilweise wieder an andere Bistümer abgegeben werden müsse.

Wie der Sprecher des Haushaltsausschusses, Hans-Jürgen Pohl (Hanau), hervorhob, könne man die momentane finanzielle Situation des Bistums Fulda „beruhigt zur Kenntnis nehmen“. Ein Auf und Ab habe es auch in den vergangenen Jahren immer gegeben. Bedeutsam sei, dass die Diözese ihre Ausgaben selbst bestimmen und „notfalls beschränken“ könne, so Pohl weiter. „Wir sind in der glücklichen Lage, Ausgabenwünsche nach unseren Einnahmen auszurichten.“ Die Finanzentwicklung sei selten länger als zwei Jahre voraussehbar, gab der Sprecher des Ausschusses zu bedenken.

Versorgung der Pfarrgemeinden und Schulen

Der Vorsitzende des Kirchensteuerrates, Heribert Meixner, machte im weiteren Verlauf der Sitzung deutlich, dass der Schwerpunkt der Ausgaben des Bistums wieder bei den Kirchengemeinden liege. „Trotz einer guten Versorgung müssen die Gemeinden selbst sparen und Geld nur bei dringender Notwendigkeit ausgeben“, mahnte Meixner. Da für die Zukunft des Bistums die Betreuung der Jugend sehr wichtig sei, würden auch die Schulen des Bistums im Haushalt wieder gut ausgestattet. Ähnliches gelte für das Bildungshaus der Diözese, das Fuldaer Bonifatiushaus.

Hilfe für Notleidende und Rückgang der Spenden

Wie der Vorsitzende des Weiteren darlegte, seien wieder Mittel für den Hilfsfonds „Mütter in Not“ sowie für Eheberatung, Müttererholung und Schwangerenberatung bereitgestellt worden. „Wir sprechen nicht nur von Nächstenliebe – wir praktizieren sie auch.“ Das Kollekten- und Spendenaufkommen für die Not in aller Welt sei weiter zurückgegangen. Die Katholiken im Bistum Fulda rief Meixner daher auf, „besonders jetzt vor Weihnachten in der Adventszeit die Liebe zum Nächsten, besonders zu hilflosen Kindern, durch eine großzügige Spende zu verwirklichen“.

Bischof Heinz Josef Algermissen, der persönlich an der Kirchensteuerratssitzung teilnahm, dankte allen Mitgliedern des Gremiums und den Abteilungen, insbesondere den beiden scheidenden Direktoren, für ihre engagierte Mitarbeit und ihren großen Sachverstand. „Als Bistum verwalten wir treuhänderisch das Geld, das uns die Menschen durch Zahlung der Kirchensteuer anvertrauen“, so der Oberhirte, der allen Kirchenmitgliedern zugleich seinen Dank dafür aussprach. Damit ermöglichten diese, dass christlicher Glaube sich im Bistum Fulda lebendig und tatkräftig entfalten könne. „Ihr Beitrag ist unverzichtbar für die vielen Aufgaben, die wir gemeinsam als Kirche wahrnehmen“, unterstrich der Bischof. Damit „Kirche vor Ort und mitten im Leben“ auch in Zukunft so sein könne, brauche die Kirche die Hilfe und Unterstützung ihrer Gläubigen.

Der État im Einzelnen:

Pastorale und soziale Aufgaben der Kirche vor Ort

Der Bistumshaushalt 2012 orientiert sich in erster Linie an seelsorglichen Notwendigkeiten. Hohe Priorität hat hierbei die Pfarrseelsorge. Ein großer Teil der Einnahmen fließt daher den 309 Kirchengemeinden des Bistums zu (rund 38,15 Prozent des Gesamthaushalts oder 54,46 Prozent der Kirchensteuer). Als Schlüsselzuweisungen werden insgesamt 15,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Hierin sind Personalkostenzuschüsse für Kindergärten und Pfarrsekretärinnen von 7,8 Millionen Euro enthalten. Viele Gebäude in den Kirchengemeinden müssen unterhalten, saniert und renoviert werden. Hierfür stellt das Bistum 6,3 Millionen Euro an Baukostenzuschüssen zur Verfügung. Für die Personalkosten der Pfarrer, Kapläne, Diakone und Gemeindereferentinnen sind 21,9 Millionen Euro veranschlagt. Für die Kirchengemeinden werden insgesamt 44,6 Millionen Euro aufgewandt, damit sie ihre vielfältigen pastoralen Aufgaben erfüllen können. Rechnet man die Ausgaben für besondere Seelsorgsbereiche hinzu, so fließen 51,4 Millionen Euro (44,97 Prozent des Gesamthaushaltes) in Kirchengemeinden und Seelsorge.

Wichtiger kultureller Beitrag der Kirche

Das Bistum Fulda unterhält drei eigene Schulen in Amöneburg, Fritzlar und Hanau. Für diese müssen aus dem Haushalt 2012 inklusive Personalkosten 17,1 Millionen Euro aufgebracht werden. Katholische Schulen in Trägerschaft von Ordensgemeinschaften werden mit rund 2,4 Millionen Euro unterstützt. Für die Erteilung des Religionsunterrichts werden 1,7 Millionen Euro geleistet. Für die theologische Aus- und Fortbildung sind 2,6 Millionen Euro veranschlagt. Im Rahmen der Erwachsenenbildung werden 2,5 Millionen Euro aufgewandt. Für Wissenschaft, Büchereiwesen, Medien, Medienförderung sowie Kunst und Denkmalpflege sind 0,6 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Für die vielfältigen Bildungs- und kulturellen Aufgaben des Bistums Fulda stehen insgesamt 27,5 Millionen Euro zur Verfügung. Dies entspricht 23,52 Prozent des Gesamthaushalts.

Besondere Seelsorgsbereiche

Für besondere Seelsorgeaufgaben gibt das Bistum Fulda 6,8 Millionen Euro aus. Das sind 5,82 Prozent des Gesamthaushalts. Ein großer Bereich dieser „besonderen Seelsorge“ ist die Jugendseelsorge, die im Haushalt 2012 mit 1,2 Millionen Euro ausgewiesen ist. Für Männer-, Frauen- und Familienseelsorge sowie für Vereine und Verbände sind 0,6 Millionen Euro im Etat vorgesehen. Für die Seelsorge in den ausländischen Gemeinden stehen 1,0 Millionen Euro zur Verfügung. Für die Seelsorge an Kranken und Behinderten sind 1,5 Millionen Euro eingeplant. 1,0 Millionen Euro entfallen auf die regionalen Bildungsstätten in Amöneburg, Kassel und Salmünster, 0,3 Millionen auf die Hochschulgemeinden in Fulda, Kassel und Marburg. Dazu kommen Telefonseelsorge, Seelsorge im Strafvollzug, Urlauberseelsorge, Polizeiseelsorge etc. mit insgesamt 0,5 Millionen Euro.

Kindergärten sowie die caritativen Einrichtungen

Im Jahr 2012 sind im sozialen Bereich 5,9 Millionen Euro veranschlagt. Dies sind rund 5,05 Prozent des Haushalts. Zählt man die den Kirchengemeinden über die Schlüsselzuweisungen gewährten Zuschüsse für Kindergärten hinzu, so erhöht sich dieser Betrag um 4,9 Millionen Euro auf 10,8 Millionen Euro. Die 105 Kindergärten des Bistums werden mithin erheblich gefördert, wenn auch die Diözese versucht, die Belastungen an das Maß, das in anderen hessischen Bistümern und Landeskirchen üblich ist, anzugleichen. Darüber hinaus stellt sich das Bistum Fulda aber auch anderen sozialen Aufgaben.

Hauptträger kirchlicher Sozialarbeit ist der Diözesan-Caritasverband mit seinen Unterverbänden in Bebra, Eschwege, Fulda, Geisa, Hanau, Kassel und Marburg. Er erhält als Zuweisung des Bistums 3,1 Millionen Euro. Sonstige caritative Einrichtungen werden zusätzlich mit 1,2 Millionen Euro unterstützt. Für die katholische Ehe-, Familien und Lebensberatung und sonstige soziale Hilfen sind weitere 0,3 Millionen Euro vorgesehen. Ein großes Anliegen ist der Schutz des ungeborenen Lebens. Der bischöfliche Hilfsfonds für Mütter in Not unterstützt Frauen in Not- und Konfliktsituationen. Er erhält auch im neuen Haushalt wieder 0,8 Millionen Euro. Dazu kommen noch Investitionsausgaben von 0,5 Millionen Euro für Klöster sowie ein Jugendheim.

Weltkirche im Blickpunkt

Kirche macht nicht an den Grenzen des eigenen Bistums halt. Die Gemeinschaft der Bistümer Deutschlands – der Verband der Diözesen (VDD) – nimmt beispielsweise gesamtkirchliche Aufgaben aller Bistümer wahr. Solche sind etwa die Förderung von Entwicklungsprojekten, die Unterstützung der Missions- und Sozialarbeit der Weltkirche und die Hilfen für die Diaspora. Hierfür zahlen alle Bistümer eine Umlage an den Verband der Diözesen. Sie beträgt 2012 für das Bistum Fulda 3,1 Millionen Euro. Zusätzlich bringt die Diözese weitere 0,6 Millionen Euro für die Weltkirche auf. Die im Haushaltsplan enthaltenen 3,7 Millionen Euro für gesamtkirchliche Aufgaben entsprechen 3,17 Prozent des Haushaltsvolumens. (bpf)

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