Fulda. „Menschlichkeit am Zug“ lautet ein Motto der Bahnhofsmission, das auch im übertragenen Sinne gilt. Es wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fuldaer Einrichtung umgesetzt, draußen an den Gleisen und im Innendienst – eben dort, wo Menschen Unterstützung brauchen.
Die „klassische“ Umsteigehilfe wird nach wie vor geleistet: Die Engagierten begleiten Hilfsbedürftige zum Anschlusszug, eventuell zu einem Taxi oder zum Zentralen Omnibusbahnhof, wobei sie sich natürlich auch um das Gepäck kümmern. Dies geschieht bei angemeldeten Personen und dann, wenn die Mitarbeiter der Bahnhofsmission an den Zügen Situationen zum „Handanlegen“ sehen. „Unser aufsuchender Dienst beinhaltet, dass wir zu bestimmten Zeiten zum Gleis gehen und schauen, ob wir gebraucht werden“, erläutert Helga Stumpf, die zusammen mit Monika Niestroj die Fuldaer Bahnhofsmission leitet. Sie sind die einzigen Hauptamtlichen dieser Einrichtung, zu deren tragenden Säulen die etwa 30 ehrenamtlichen Kräfte (darunter fünf Männer) gehören. Die Umsteigehilfen machen ein Drittel des Einsatzes der Bahnhofsmission aus, auch wenn ihr der Bahnservice zusätzliche Aufträge gibt.
Foto: Erich Plappert
Nach Stumpfs Schilderung entfallen inzwischen zwei Drittel der Arbeit auf soziale Aufgaben. „Wir sind grundsätzlich offen für jeden, und unser niedrigschwelliges Angebot wird sehr gerne angenommen“, berichtet sie. In der Bahnhofsmission, die vom regionalen Caritasverband und der Diakonie ökumenisch getragen wird, muss man nichts bezahlen: Kaffee, Tee, Marmeladenbrot und die Möglichkeit zum Aufwärmen sind ebenso kostenlos wie das offene Ohr der Mitarbeiter und die Unterstützung in sozialen Notsituationen. Die Bahnhofsmission ist vor allem eine Anlaufstelle für Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, sowie für diejenigen, die am Fuldaer Bahnhof gestrandet sind, weil sie vielleicht wegen fehlender Fahrkarte den Zug verlassen mussten und ohne Geld nicht mehr weiterwissen.
Auch Menschen mit psychischen Problemen und beispielsweise Frauen, die häusliche Gewalt erlitten haben, kommen in die Bahnhofsmission. „Oft können wir die Betreffenden an Fachstellen zur weiteren Hilfe vermitteln“, so Stumpf. Sie erwähnt zum Beispiel die allgemeinen sozialen Dienste von Diakonie und Caritas sowie das Frauenhaus. Aber bei manchen der schwierigen Notfälle sind die Mitarbeiter der Bahnhofsmission (zunächst) auf sich gestellt – gerade zu Zeiten, wenn Fachstellen geschlossen haben. Zur schnellen Hilfe für die Betroffenen gehören dann oft Notkleidung, eine warme Mahlzeit und das Organisieren einer Schlafmöglichkeit.
„Unseren Trägern und uns geht es darum, für die Menschen da zu sein. Das ist auf jeden Fall lohnend, wenn auch nicht immer leicht“, sagt Stumpf. Sie würdigt das ökumenische Miteinander und die Zusammenarbeit mit der Bahn AG. Die Bahnhofsmission, die auch den Zugbegleit-Service „Kids on Tour“ besonders für Kinder aus Patchwork-Familien im Angebot hat, sucht weitere ehrenamtliche Mitarbeiter. Interessierte können sich unter Telefon (0661)73327 oder per e-Mail fulda@bahnhofsmission.de melden.