Fulda. Am 17. November fand im Vortragssaal des Vonderau-Museums eine Veranstaltung zur kommunalen Energiewende statt. Im Rahmen der 18. Fuldaer Energiesparwochen hatte der Kreisverband Bündnis 90 / Die Grünen Martin Rühl, den Geschäftsführer der Stadtwerke Union Nordhessen (SUN) und Direktor der Stadtwerke Wolfhagen als Referenten eingeladen.
Rühl berichtete, wie sich die nordhessischen Energieversorger der Herausforderung der Energiewende stellen. Ihr Ziel ist es, dass sich die Region Nordhessen selbständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt. Dabei geht es um die Stromversorgung von 730.000 Menschen mit einem Bedarf von etwa 3,6 Terrawatt und Kosten von 500 bis 600 Millionen Euro pro Jahr.
Der Schwerpunkt des nordhessischen Konzeptes liegt auf der Stromproduktion durch Windkraft. Ihre Vorteile liegen in der hohen Effizienz und den geringen Transportwegen. Für die gesamte Region wird ein Bedarf von 250 Windkraftanlagen kalkuliert. Bei einer Gesamtfläche von 4000 km² würden lediglich 0,75 km² für die Fundamente der Anlagen bzw. 45 km² bei der Raumplanung benötigt. Die Windenergie soll durch ein lokales Gaskraftwerk und Strom aus Photovoltaik und Biomasse ergänzt werden.
Rühl zeigte in seinem Vortrag auch den Nutzen der regionalen Energiegewinnung für die Region auf. Neben den ökologischen Vorteilen der regionalen Energiegewinnung könnten 300 Millionen Euro, die bisher pro Jahr aus Nordhessen abflößen, in der Region gehalten werden. Durch die eigenständige Stromproduktion werde die Attraktivität als Wirtschaftsstandort erhöht, der Arbeitsmarkt gestärkt und die Lebensqualität sichergestellt. Hinzu komme die Unabhängigkeit von Strom-Importen.
Die Akzeptanz für die Ziele der SUN ist in den vergangenen Jahren durch viel Verständigungs- und Aufklärungsarbeit enorm gestiegen. Aktuell werden Modelle zur Bürgerbeteiligung entwickelt und nach Standorten für Windparks in der Region gesucht. Auf Kritik an einer Verschandelung der Landschaft durch Windkraftanlage oder die Gefährdung von seltenen Vogelarten reagierte Rühl gelassen: Die Alternative zur regionalen Stromerzeugung – Offshore-Windparks oder Sonnenenergieparks in Südeuropa und Nordafrika – forderten einen erheblich größeren Leitungsausbau. Freileitungen hätten aber unter landschaftsästhetischen Gesichtspunkt keinen Vorteil und stellten für Vögel nachweislich eine größere Gefahr als Windräder dar.