Fulda. Ungeachtet der Diskussionen über eine Abschwächung des Wirtschaftsaufschwungs hat sich die Beschäftigungssituation in der Region Fulda im September gegenüber dem Vormonat saisonbedingt noch einmal verbessert. Gegenüber dem August sank die Zahl der Arbeitslosen um 281, gegenüber dem September 2010 sogar um 1.092 Personen auf 4.054, was einem Rückgang um 21,2 Prozent entspricht. Die Arbeitslosenquote beträgt damit 3,6 Prozent (Vorjahr: 4,6 Prozent) und ist in der Betrachtung nach Agenturbezirken und nach Landkreisen die niedrigste in ganz Hessen. Eine niedrigere Arbeitslosenquote hat es zuletzt im September 1980 gegeben.
Erfreulich ist, dass der deutliche Abbau der registrierten Arbeitslosigkeit sowohl bei der Arbeitsagentur als auch beim Landkreis stattgefunden hat. Innerhalb der letzten 24 Monate ging die Zahl der Arbeitslosen bei der Arbeitsagentur um knapp 40 Prozent und beim Landkreis um 32Prozent zurück. Gegenwärtig werden 1.571 arbeitslose Menschen von der Arbeitsagentur und 2.483 vom Amt für Arbeit und Soziales betreut.
Landrat Bernd Woide freute sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Arbeitsagentur Fulda mit dem Landkreis über die konstant gute Entwicklung des Fuldaer Arbeitsmarktes. Er hob hervor, dass die Zahl der durch den Landkreis betreuten Langzeitarbeitslosen sich seit Beginn 2005 – der Einführung von Hartz IV- nahezu halbiert habe.
Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur wies vor allem auf die positive Entwicklung bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren hin. „Abgesehen von der sozialpolitischen Komponente ist es wegen des künftig noch stärker werdenden Fachkräftemangels für unsere Region sehr wichtig, dass wir möglichst jeden jungen Menschen in Ausbildung und Arbeit bringen. Insofern ist die Halbierung der Arbeitslosigkeit bei den Jüngeren innerhalb von zwei Jahren eine tolle Sache.“
Bei den älteren Arbeitsuchenden (50 bis unter 65 Jahre) gilt es für die Arbeitsagentur und den Landkreis durchaus „dickere Bretter“ zu bohren. Mehr als jeder dritte Arbeitslose ist momentan 50 Jahre oder älter. Allerdings beobachtet der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur, dass sich das Einstellungsverhalten der Wirtschaft tendenziell zu Gunsten der älteren Arbeitnehmer/innen verändert hat, was bereits seit einigen Monaten zum Abbau der Beschäftigungslosigkeit führt. Gleichwohl vollzieht sich der Rückgang – vor allem bei den langzeitarbeitslosen älteren Personen – deutlich langsamer als bei den übrigen Personengruppen.
Ähnlich zeitverzögert kommt die gute Konjunktur bei den schwerbehinderten Menschen an. „Den Vermittlungsbemühungen in dieser Personengruppe werden wir weiterhin besondere Aufmerksamkeit widmen“, erklärte Birgit Mathes von der Arbeitsagentur Fulda. Unter anderem durch Eingliederungszuschüsse und andere Fördermittel gelingt es vermehrt, schwerbehinderte Männer und Frauen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.
Ein Indiz für die stabile Konjunktur in der Region ist die Stellensituation. Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Fulda konnte im September 793 Stellen akquirieren. Dies waren 253 mehr als vor einem Jahr (+ 46,9 Prozent). Aktuell sind 1.673 Stellen zu besetzen. Gesucht werden Fach- und Hilfskräfte in allen Branchen, insbesondere in den Bereichen Metall, Elektro und im Maschinenbau. Auch das Bauhaupt- und Baunebengewerbe sucht Personal, ebenso wie das Gastgewerbe und Einzelhandel.
Landrat Bernd Woide verwies auf die im Hessenvergleich niedrige „SGB II-Quote“. Die SGB II-Quote beschreibt den Anteil der im SGB II leistungsberechtigten Personen im Verhältnis zu den Einwohnern des Landkreises bis zu 65 Jahren. Während die SGB-II-Quote hessenweit 8,2 Prozent beträgt, bemisst sich der Anteil im Landkreis Fulda auf lediglich 5,8 Prozent. Derzeit erhalten 10.122 Menschen Leistungen nach dem SGB II (Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld). Dies sei der niedrigste Stand von Leistungsberechtigten im Landkreis seit Inkrafttreten der Hartz IV-Reformen.
Diese Entwicklung, sagte Landrat Woide, sei ein Beleg dafür, dass der sehr robuste hiesige Arbeitsmarkt dazu beiträgt, dass immer mehr Menschen in der Region unabhängig von staatlichen Transferleistungen leben können. Die gute Verfassung des Arbeitsmarktes ist nach Auffassung von Woide und Dombrowski eine solide Basis für die weitere Entwicklung der Region. Waldemar Dombrowski hofft, dass sich die Situation auf den Finanzmärkten beruhigt und keinen nachhaltigen Schaden in der Realwirtschaft verursacht. Gleichwohl sei eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums nicht gänzlich auszuschließen.