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Grabung am Trätzhof abgeschlossen: 3000 Jahre alte Urne gefunden

Fulda. Noch ein allerletztes Mal kommen die Grabungshelferinnen und –helfer auf dem Trätzhöfer Ausgrabungsfeld bei tropischen 33 Grad kräftig ins Schwitzen. Doch die Mühe lohnt sich. Vorsichtig befreien Elke Jaspersen und Milena Wingenfeld – mit einem Schirm von der gleißenden Sonne geschützt – eine komplett erhaltene spätbronzezeitliche Urne in Form eines glatten Doppelkonus vom Staub der Vergangenheit. Mehr als 3000 Jahre hat der Fund aus der so genannten „Urnenfelderzeit“ in der Erde geruht. Anderthalb Tage haben die beiden örtlichen Grabungsleiterinnen und die anderen Helfer – Studenten und Mitglieder des archäologischen Arbeitskreises – gebraucht, um den jüngsten Urnenfund dem Vergessen zu entreißen, damit ein Restaurator ihn für die Zukunft konservieren kann. Vermutlich enthält die Urne „Leichenbrand“. Was genau, müssen aber weitere Untersuchungen zeigen.

Begeistert

Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Frank Verse ist vom Fund wie auch von der Grabung am Trätzhof selbst begeistert. Fröhlich lachend spricht der aus dem Sauerland stammende „Grabungschef“ von einem „Wunder“. Geomagnetische Messungen hatten zwar Anomalien im Boden angezeigt. „Mit einem solchen Ergebnis bei einer so relativ geringen Sondierungsfläche hätten wir jedoch nicht gerechnet.“ Insgesamt drei „ungestörte“ Begräbnisse – zwei Feuer- sowie eine Ganzkörperbestattung – sowie Leichenbrand aus kalzinierten Knochenreste einer weiteren Grabstätte haben die Ausgräber freilegen können. Was für Verse besonders zählt: Die bei der zweiten Grabung aufgedeckten Bestattungen aus der Eisen- und Spätbronzezeit stellen die Verbindung zum Grabhügel aus der mittleren Bronzezeit her, der im vorletzten Jahr geöffnet und erforscht worden war.

Für den Archäologen zeigt die Befundlage auf der Ackerfläche zweifelsfrei auch, dass es sich beim Areal am Trätzhof „um einen günstigen Platz gehandelt haben muss, der über lange Zeit in der Frühgeschichte besiedelt gewesen war.“ Bislang allerdings haben die „Ausgräber“ nur die Bestattungen aus den unterschiedlichen Epochen freilegen können. Die genaue Lage der Siedlung ist hingegen noch nicht lokalisiert. „Vielleicht werden wir den Ort im Laufe der Zeit herausbekommen,“ hofft Verse. Fuldas Stadt- und Kreisarchäologe vermutet ihn möglicherweise auf einer dem Grabfeld gegenüber liegenden Anhöhe. Die Grabungen aus jüngster Zeit sind aus Sicht der Denkmalpflege von besonderem Wert. Denn von den im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nachgewiesenen zehn Grabhügeln, die sich mit einer Höhe von bis zu einem halben Meter in der Landschaft abzeichneten, sind heute infolge der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung nur noch vier bis fünf erkennbar.

Hoffen belohnt

Seit Grabungsbeginn hat die Erde noch mehr Verborgenes Preis gegeben und damit das Hoffen von Fuldas Kulturdezernent Gerhard Möller  „auf weitere interessante Funde“ belohnt. So hat Frank Verse mit seinem Team ein 35 bis 40 Zentimeter langes eisernes „Hiebmesser“ mit zwei Töpfen geborgen, die auf einem etwa zwei Meter langen Steinlager entdeckt worden waren. Das nützliche Hausgerät könnte möglicherweise dem Verstorbenen zum Zerteilen von Nahrung als Wegzehrung ins Jenseits mitgegeben worden sein. Bei nicht definierbaren mehrteiligen Metallobjekten dürfte es sich nach Verses Einschätzung um „Prachtgaben“ für den Toten gehandelt haben. „Genaues lässt sich leider momentan nicht sagen“, meint der Archäologe und hofft auf die Ergebnisse der nachfolgenden Restaurierung.

Kulturhistorische Bedeutung

Für Fuldas Kulturdezernent ist der Abschluss der Arbeiten ein willkommener Anlass, dem Grabungsteam ein „dickes Dankeschön“ dafür zu sagen, dass es sich begeistern ließ, den Trätzhof in seiner historischen Bedeutung zu erkunden. Neues in Form interessanter Funde sei auf dieser Erkundungstour entdeckt worden mit besonderer kulturhistorischer Bedeutung für die Stadt, insbesondere aber auch das Vonderau Museum. Möllers besonderer Dank gilt  sowohl Fuldas Stadt- und Kreisarchäologen, der das Projekt organisiert habe, den beiden Grabungsleiterinnen Jaspersen und Wingenfeld als auch Pächter Grösch, der durch das Bereitstellen des Areals die archäologische Grabung nach Kräften unterstützt hat.

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