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Am liebsten immer der Milchstraße entlang – Sabine Frank ist Sternenführerin in Hofbieber

Fulda/Hofbieber. Bereits seit 2001 ist die aus Tann stammende Kulturwissenschaftlerin Sabine Frank bei der Ausländerbehörde des Landkreises Fulda angestellt, wo sie sich unter anderem im Bereich aufenthaltsrechtliche Begleitung engagiert. Außerdem ist die ausgebildete Verwaltungsfachangestellte beim Integrationsnetzwerk aktiv und hilft im Rahmen der Schutzambulanz – einem seit 2010 eingerichteten Modellprojekt des Landkreises zusammen mit dem hessischen Sozialministerium und der Hochschule Fulda – den Opfern von Gewalttaten bei der amtlichen Dokumentation ihrer Verletzungen. Während eines fünfjährigen Aufenthaltes in England unterrichtete Sabine Frank an einem College Deutsch als Fremdsprache und ihr pädagogischer Hintergrund half ihr dabei, nach der Rückkehr in die Heimat aus ihrem Lieblingshobby eine tolle Idee zu entwickeln. Der Sternenhimmel nämlich ist es, der die Rhönerin schon seit ihrer Kindheit fasziniert.

Im Alter von dreizehn Jahren kaufte sie sich von ihrem Taschengeld ihre erste Sternenkarte, anhand der sie sich sämtliche Sternbilder im Selbststudium beibrachte. „Später interessierte mich besonders der kulturhistorische Aspekt der Astronomie, die Abhängigkeit der Menschen von den Gesetzmäßigkeiten des Sternenlaufs, also zum Beispiel die daraus resultierenden Möglichkeiten der Navigation, die Bestimmung des richtigen Zeitpunkts für Aussaat und Ernte mittels des Firmaments oder auch die Konstanz des Weltalls als Basis der Religionen“, berichtet die inzwischen Vierzigjährige. Indem sie die aus der griechischen Mythologie überlieferten Geschichten rund um die Sterne mit den einzelnen Sternbildern in Verbindung bringt, schafft sie auf ihren seit 2010 regelmäßig in der Gemeinde Hofbieber stattfindenden Sternenführungen eine wunderbare Atmosphäre, um bei den von ihr durch die Nacht geführten Zuhörern Staunen und Interesse für die weitgehend unbekannte Materie zu wecken.

Dabei schwört Sabine Frank auf die nichttechnisierte Astronomie. Während ihrer Sternenguckerwanderungen möchte sie für jeden verständliche Grundlagen der Astronomie vermitteln, den Himmel genau so zu betrachten, wie es die Menschen in früheren Tagen bereits taten. Mit selbst gebastelten Sternenmodellen beispielsweise erklärt sie ihren Wandergruppen die Entstehung der Jahreszeiten. Da sie sich zudem sehr für die Bereiche Naturschutz, Meteorologie und Vogelkunde interessiert, liegt ihr das ständig zunehmende Problem der Lichtverschmutzung speziell am Herzen. „Gerade in den Städten, aber inzwischen leider auch in der ländlichen Region wird nachts zuviel künstliches Licht ungenutzt in den Himmel gestrahlt. Dies verschwendet nicht nur Energie, sondern bedeutet auch den Tod für viele Insekten, die an den Lampen verbrennen und ein wichtiger Bestandteil in der Nahrungskette sind. Darunter leidet dann zum Beispiel die Vogelwelt. Außerdem beeinträchtigt die hohe Lichtverschmutzung den nächtlichen Lebensraum vieler Tierarten“, gibt Sabine Frank zu bedenken.

Schon vor einiger Zeit bemerkte sie auf ihren Nachtwanderungen zusammen mit anderen Hobbyastronomen, dass viele Sternbilder von hier aus gar nicht mehr zu sehen sind, „weil der Nachthimmel ganz einfach viel zu hell geworden ist. Schade, denn damit geht uns so langsam das älteste Kulturgut der Menschheit verloren.“ In Hofbieber beispielsweise ist im Sommer in südöstlicher Richtung normalerweise das Sternbild des Steinbocks zu finden. Doch seit etwa drei Jahren sei es von dort aus gar nicht mehr möglich, dieses Sternzeichen zu sehen, so die Naturschützerin, die sich auch als Mitglied im Verein Sternenfreunde Heppenheim engagiert, der sich für den Erhalt des natürlichen sternenklaren Nachthimmels stark macht. „Um dieses Ziel zu erreichen, ist es überhaupt nicht nötig, nachts auf sämtliche Straßenbeleuchtung zu verzichten und in totaler Finsternis umherzulaufen. Was hingegen dringend gebraucht wird, sind nach oben abgeschirmte Straßenlampen, die sich zudem durch Energieersparnis auszeichnen. Es wäre daher durchaus wünschenswert, wenn die Städte und Kommunen auch hinsichtlich des Umweltschutzes verstärkt über eine Umrüstung ihrer bisherigen Straßenbeleuchtung nachdenken würden.“

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