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„Kribbeln im Bauch …“ Abschlusspräsentation eines Präventionsprojektes für 9. Haupt- und Realschulklassen

Fulda. Suchtprävention – das klingt für Jugendliche im ersten Moment langweilig. Tanzworkshop – das hört sich für viele schon besser an. „Kribbeln im Bauch“ fasst beides zusammen: Mit diesem Projekt sollen speziell jugendliche Hauptschüler und Realschüler der 9. Jahrgangsstufe. „Man erreicht Jugendliche durch Tanz auf eine Art, wie man es durch Reden nie schaffen würde“, haben Mitarbeiter des Projekts festgestellt. Die Idee stammt von Margrit Hasselmann, die beim Bremer Landesinstitut für Schule (LIS) für Gesundheit und Suchtprävention verantwortlich ist. Nach Fulda kam das Projekt durch Tina Wienröder von der Fachstelle für Suchtprävention Das besondere an dem Projekt ist: Es orientiert sich an den Stärken der Schüler. Es wird nicht geschaut, was die Schüler nicht können, sondern was sie können. Die Mischung aus Tanz und Gespräch gibt es in dieser Form seit drei Jahren.

In diesem Jahr konnten drei Schulklassen teilnehmen, unter anderem Schüler der Don Bosco Schule in Künzell Beteiligt sind neben den Lehrern und den Mitarbeitern der Fachstellen für Suchtprävention von Diakonie und Caritas (Burkhard Klug und Tina Wienröder) ( auch Tanzlehrer DES STUDIO 82 (FÜR TANZ UND BEWEGUNG), die häufig kaum älter als die Teilnehmer sind“ Alle haben die gleiche Herangehensweise an ihre Arbeit: „Der Umgang mit den Schülern basiert auf Wertschätzung, das ganze Team vermittelt den Jugendlichen diese Haltung“, sagt Anna Feuerstein, die für den tänzerischen Part zuständig ist. Für den Tanz-Teil können die Teilnehmer zunächst ihre eigene Musik auswählen; so landet häufig Hip-Hop im CD-Player. Nach dem körperlichen Austoben und Zusammenrücken gibt es eine Gesprächsrunde.

Dabei wird jeden Tag ein anderes Thema behandelt: Verhaltensweisen mit Suchtcharakter werden ebenso besprochen wie der Umgang der Klassenmitglieder untereinander. An einem Tag kommen ehemalige Abhängige in die Gruppe. „Ich wollte immer Anwalt werden, seitdem ich 13 war. Stattdessen bin ich dann Alkoholiker geworden“, erzählt einer. Die Jugendlichen reagieren betroffen: „Heftig“, kommentiert ein Junge. Seine Mitschülerin meint: „Ich finde es gut, einmal zu hören, wie das schief gehen kann, wenn man erstmal mit den Drogen anfängt.“ Am Ende jeder Projektwoche gibt es nicht nur eine Tanzvorführung, sondern die Teilnehmer zwischen 14 und 17 Jahren setzen sich auch zusammen und sprechen über ihre Eindrücke und Gefühle. Dabei sitzen dann häufig selbst diejenigen ruhig, die angeblich Konzentrationsschwächen haben.

Die teilnehmenden Lehrer sind von ihren Schülern begeistert. „Sie kommen pünktlich und arbeiten längere Zeit durch. Und sie sind viel offener geworden, es rührt mich richtig an, sie so zu sehen“, betont einer von ihnen. Tanz helfe, die Gefühle herauszulassen, sind sich viele Teilnehmer einig. „Und es ist auch nicht schlimm, wenn man was falsch gemacht hat – keiner hat gelacht“, betont ein Mädchen. Finanzielle Hilfe für das Projekt kommt von Jolly Dent, AOK Hessen, Förstina Sprudel, der VR Bank und dem Verein Zukunft Bildung, sowie Sachspenden von der Bäckerei Happ. Die Referenten der Fachstellen für Suchtprävention hoffen allerdings auf weitere Sponsoren: Eine Woche kostet 2900 Euro.Wienröder: „Wenig Geld für das, was man damit erreicht.“Mit dem Projekt wird keinesfalls nur ein kurzfristiges Tanzvergnügen finanziert.

Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Oldenburg zeigen, dass die Jugendlichen noch drei Jahre nach dem Projekt von der einen Woche „Kribbeln im Bauch“ profitieren. So hat ein Drittel das Rauchen reduziert oder ganz damit aufgehört. Das Gleiche gilt für den Alkoholkonsum. Fast alle Befragten gaben an, mehr Gefühl für Tanz und Bewegung bekommen zu haben. Besonders freut sich Burkhard Klug aber darüber, dass ein Großteil der Jugendlichen durch das Projekt ein stärkeres Selbstbewusstsein bekommen hat. Wer mehr über das Projekt „Kribbeln im Bauch“ erfahren möchte, kann sich an Tina Wienröder wenden, per E-Mail unter der Adresse wienroeder@diakonie-fulda.de. Morgen um 11.00 Uhr zeigen beteiligte Jugendliche im Studio, was sie in diesem Jahr im Rahmen des Projekts gelernt haben.

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