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ADFC kritisiert Präventionskampagne der Polizei

Frankfurt am Main. Radfahren ist eine der sichersten Fortbewegungsarten im Straßenverkehr. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Landesverband Hessen (ADFC Hessen) kritisiert daher, dass die Polizei derzeit an vielen hessischen Bahnhöfen Flyer mit dem Titel „Da bist Du platt!“ verteilt. Im Flyer werde Radfahren sowohl visuell, als auch textlich als tödliches Unterfangen dargestellt und unnötige Angst vorm Radfahren geschürt. Die Polizei blende dabei aus, dass Fahren mit dem Rad ebenso sicher ist, wie das Fahren mit dem Auto, obwohl Radfahrer nicht von Airbags und großen Knautschzonen geschützt werden. „Radfahren ist sicher. Und je mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, desto sicherer wird es für alle“, sagt der ADFC-Landesvorsitzende Volkmar Gerstein.

Die Polizei verweise in ihrem Flyer auf die angeblich besorgniserregende Zahl von 4.000 Unfällen, die jährlich passieren würden. Zum Glück gehen jedoch die meisten Fahrradunfälle nur mit leichten Verletzungen aus. Statistisch komme laut ADFC – ohne bloße Sachschäden und polizeilich nicht aufgenommene Unfälle – auf 435.000 gefahrene Kilometer ein verunglückter Radfahrer. Dies mache deutlich, dass die meisten Radfahrer in ihrem gesamten Leben keinen einzigen Unfall erleben werden. Der ADFC Hessen begrüßt, wenn sachlich auf mögliche Gefahren hingewiesen wird. Dies sei jedoch im Polizei-Flyer nicht der Fall, denn statt die Hauptunfallursachen zu nennen, weise die Polizei z.B. auf die „mangelnde technische Ausrüstung“ oder die „Nichtbenutzung vorgeschriebener Radweg“ hin, obwohl diese Ursachen in der Unfallstatistik völlig unbedeutend seien.

„Gerade das Benutzen von Fußwegen, wo Radfahrer nichts zu suchen haben, und von Radwegen führt zu vermehrten Unfällen, weil Radfahrer an Einmündungen zu spät gesehen werden, so dass das Fahren auf der Fahrbahn die Unfallgefahr insbesondere innerorts nach allen uns bekannten Studien senkt und nicht erhöht“, so Volkmar Gerstein. Besonders problematisch sei, dass die Polizei die mit Abstand größte Unfallgefahr gar nicht benennt: In Hessen verunglückten die meisten Radfahrer deshalb, weil sie Radwege oder Fußwege auf der linken Straßenseite benutzen. Oftmals würden sie dazu auch noch durch Schilder gezwungen, obwohl das Befahren von linken Radwegen an Kreuzungen rund zwölf mal so gefährlich sei wie die Benutzung der Fahrbahn.

Der ADFC setzt sich daher seit Jahren dafür ein, dass Radfahrer nicht auf gefährliche Radwege gezwungen werden und dass die Radwegebenutzungspflicht zumindest innerorts flächendeckend aufgehoben wird, so dass Radfahrer selbst entscheiden können, ob sie die meist sichere Fahrbahn oder den oft unzureichenden Radweg nutzen möchten. Besonders verärgert ist man beim ADFC Hessen, weil die Polizei, nach Auffassung des ADFC, in ihrem Flyer die Verursacherfrage verschleiert, in dem sie darauf hinweist, dass mehr als die Hälfte der Radverkehrsunfälle durch die Radfahrer selbst verursacht würden. „Dies ist nicht falsch, liegt aber nur daran, dass rund ein Drittel aller Unfälle Alleinunfälle sind oder zwischen zwei Radfahrern passieren. Entsprechend ist der Radfahrer in diesen Fällen stets der Verursacher, weil Schlaglöchern oder Pollern in der Statistik keine Schuld zugewiesen werden kann“, so Volkmar Gerstein.

Wenn man jedoch nur die Unfälle zwischen Autofahrern und Radfahrern betrachte, müsse man feststellen, dass in zwei von drei Fällen der Autofahrer die Schuld trug. „Radfahrer sollten daher wenn möglich die Fahrbahn nutzen, wo sie von Autofahrern am besten wahrgenommen werden. Fußwege sollten hingegen stets tabu sein, da Radfahrer dort hinter Büschen oder parkenden Autos besonders schlecht gesehen werden und noch dazu Fußgänger unnötig belästigt oder sogar gefährdet werden,“ bemerkt Volkmar Gerstein abschließend.

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