Gersfeld. Normalerweise bleiben Gartenpforten für Fremde verschlossen. Am „Tag der Rhöner Gärten“, ausgerichtet vom Verein Rhöner Gärten, durften Besucher in vier Privatgärten in Eckweisbach, Hettenhausen und zweien in Gersfeld stöbern und sich Anregungen für die Gestaltung des eigenen Grüns holen. Im vorletzten Jahr hatten sich nur zwei Gartenbesitzer bereit gefunden, ihre Grundstücke für die Allgemeinheit zu öffnen. Deswegen hatte man 2010 pausiert. In diesem Jahr war die Besucherresonanz jedoch wieder groß. „Das Interesse ist gewaltig. Das nimmt mittlerweile Formen an, mit denen wir nicht gerechnet haben“, freut sich die Vorsitzende des Vereins Rhöner Gärten, Andrea Vogel.
Einen Grund für den Andrang sieht sie in der Möglichkeit des Austausches der Gartenfreunde untereinander: „Hier werden richtig gute Gespräche geführt.“Â Solchen Gedankenaustausch gab es unter anderem auf dem Grundstück von Albert und Ilsetraud Stein in Gersfeld. Bis zum späten Nachmittag hatten rund 200 Menschen die Steins besucht. „Ein Garten zum Wohlfühlen, ein kleines Paradies“ hat jemand mit „Grüßen aus Margretenhaun“ in das ausliegende Gästebuch geschrieben. Und tatsächlich, auf 820 Quadratmetern hat das Ehepaar eine Zauberwelt geschaffen. „Wir wollten von Anfang an einen Naturgarten“ erläuterte Albert Stein das Konzept hinter dem 37 Jahre alten Garten. Bei der Bepflanzung setzen Albert und Ilsetraud Stein auf einheimische Gewächse, und wichtig ist ihnen, mit zwei kleinen Teichen auch Wasser in die Gartenlandschaft zu integrieren.
Eine besondere Note geben dem Garten die Holzskulpturen von Albert Stein. Der ehemalige Rektor der Gersfelder Anne-Frank-Schule hat mit seinen Holzskulpturen schon einige Ausstellungen bestritten. Sie verleihen dem Garten zusätzlich etwas Verwunschenes. Aber natürlich steckt nicht nur in der Holzbildhauerei viel Arbeit. Stein verbringt während der Vegetationszeit oft fast den ganzen Tag im Garten. Was teilweise wildromantisch anmutet, ist gut geplant. So verbleibt auch Schnittholz auf dem Grundstück und bietet so Unterschlupf für allerlei Getier. Steins sind stolz darauf, dass sich schon Blindschleichen und Igel, Mosaikjungfern und Kröten in ihrem Garten sehen- und auch niederließen. Ihr neuestes Kleinod: Ein kleiner Steingarten, bestehend aus Rhöner Feldlesesteinen, in dem jetzt Fettblatt, Dickblatt und Spinnenwebwurz prächtig gedeihen.
Aber auch die anderen Gärten offenbarten dem Besucher neue Einblicke und kleine Geheimnisse. So zeigt sich Andrea Vogel auch zuversichtlich, den „Tag der Rhöner Garten“ im kommenden Jahr wieder stattfinden zu lassen. Es müssen sich nur genügend Gartenbesitzer melden, meint sie.