Simmershausen/Wildflecken. Wer kennt seinen Namen heute noch, obwohl seine Werke in vielen Kirchen der unterfränkischen Region zu bewundern sind? Die Rede ist von dem Bildhauer Johann Josef Kessler, der am 13. März 1711 in Simmershausen (hessische Rhön), damals würzburgisch, das Licht der Welt erblickte.
Altar von Johann Josef Kessler
Zu einer Kulturtagung aus Anlass des 300. Geburtstages des Künstlers eingeladen hatte der Rhönklub-Zweigverein Simmershausen zunächst in die kleine Dorfkirche, um sich den Kiliansaltar von Pfarrer Klaus-Dieter Nientiedt erklären zu lassen. Dieser Altar, über dessen Entstehung alle Unterlagen am 16. März 1945 bei dem Bombenangriff auf Würzburg verbrannten, stammt mit fast 100%iger Sicherheit aus den Händen des Künstlers Johann Josef Kessler. Das fast 400 Jahre alte Gotteshaus besitze mit dem 1749 dem Hl. Kilian geweihten Altar ein Kunstwerk aus den Händen eines begnadeten Künstlers, so der Pfarrer.
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Der schöne historische Saal der „Krone“ konnte fast nicht alle Besucher fassen, so groß war das Interesse am Sohn des Dörfchens von Seiten der Bevölkerung, als Leander Stumpf mit seinen Ausführungen begann. In unendlich akribischer Suche hatte er dem Leben des Künstlers nachgespürt. Seine Bilderschau brachte viele Einzelheiten Johann Josef Kesslers zutage. Dieser sei nach seiner Lehre in Fulda nach Hadamar und schließlich ins Fränkische, nach Königshofen, gegangen. Für den Simmershäusener Altar sei 1748 zu Spenden aufgerufen worden. Eine Katharina Beck habe 50 Gulden gespendet, das ging aus einem Kirchbuch hervor. „Ihr Schwager war dagegen“, heißt es u.a. in dem Buch. Bereits mit nur 48 Jahren sei Kessler verstorben.
Referat über Kesslers Arbeiten
Mit dem Titel „Kessler in Unterfranken“ war das Referat von Frau Dr. Karen Schaelow-Weber, Leutershausen, überschrieben. Sie hatte in ganz Unterfranken die Werke Kesslers aufgespürt, gab aber auch zu, dass sie in München bei ihrer Ausbildung dessen Name niemals gehört habe, so unbekannt sei dieser großartige Künstler. Ab 1737 habe Kessler in Fulda für die Fürstäbte gearbeitet, sei aber 1741 ins Grabfeld gegangen. In Alsleben gebe es den Hochaltar von ihm, vor allem aber habe er für das Kloster Maria Bildhausen gearbeitet. Nach Auflösung des Klosters seien alle Altäre verkauft worden, u.a. sei einer davon in Unterelsbach zu bewundern. Werke von Kessler seien für Kleinwenkheim, Leubach, Reyersbach, Schönau und Wegfurt belegt. Kessler habe dann in Königshofen eine Werkstatt errichtet und dort 1747 auf „Einbürgerung“ den Antrag gestellt. Er habe geheiratet und von Königshofen aus sehr fleißig gearbeitet. Sogar für evangelische Kirchen (in Höchheim)habe er Aufträge erhalten.
Die Karmeliterkirche in Bad Neustadt ist ein Beispiel für Kesslerwerke. Mit den Malerbrüdern Herrlein habe er viel zusammen gearbeitet, denn in der Barockzeit seien Holzplastiken immer farbig gefasst worden. Die Farbe spiele in dieser Epoche eine dominierende Rolle. Als Höhepunkt seines Schaffens um 1755 könne man die Ausgestaltung der Augustinerkirche zu Münnerstadt bezeichnen. Am 8. April 1759 sei er, nur einen Tag nach seiner Frau, an einer Fieberepidemie verstorben. Sein umfangreicher Nachlass wurde verkauft. Er war lange in Kunstkreisen vergessen. Frau Dr. Schaelow-Weber schloss mit den Worten: Kessler sei das Beste, was Unterfranken zu bieten habe!